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Krankenkasse Streit ums Blut an Kliniken in Sachsen-Anhalt

Sachsen-Anhalts Kliniken setzen laut aktuellen Daten bei Operationen besonders häufig Blutkonserven ein - mit Folgen.

Von Alexander Walter 08.01.2020, 12:59

Magdeburg l Bei gut sieben von hundert Krankenhaus-Operationen zwischen Arendsee und Zeitz erhielten Patienten zuletzt eine Bluttransfusion (7,2 Prozent). Nur in Sachsen (7,3 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (7,7 Prozent) ist die Quote höher. Bundesweit liegt der Schnitt bei 6,6 Prozent. Die Zahlen für das Jahr 2017 gehen aus dem aktuellen Krankhaus-Report der Barmer hervor. Immerhin: Der Trend ist positiv. Noch 2009 wurden im Land bei 9,6 Prozent aller Operationen Bluttransfusionen gegeben.

Der Befund fällt in eine Zeit sinkenden Spendeaufkommens. Laut dem Blutspendedienst beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) nahm die Zahl der Spender – einem sinkenden Bedarf geschuldet – zwischen 2015 und 2018 von 105 300 auf 102 900 ab. Gleichzeitig stellen Blutspenden laut Experten immer auch ein Risiko für die Empfänger dar. So gebe es mitunter Nebenwirkungen wie allergische Reaktionen oder Fieber, sagte Regina Gnade, Laborleiterin im Klinikum Magdeburg.

Barmer-Geschäftsführer Axel Wiedemann rief die Kliniken zu einem sparsameren Umgang mit Blutkonserven durch Einführung von Management-Systemen auf. Dazu gehörten die frühzeitige Diagnose und Behandlung von Blutarmut (Anämie) oder minimalinvasive Operationsverfahren. Die IKK Gesund Plus schloss sich der Forderung an. Laut Barmer erhalten etwa Patienten mit einer unbehandelten Blutarmut bei einer OP sehr viel häufiger Bluttransfusionen als Patienten ohne die Störung. Oft werde das Krankheitsbild schlicht nicht erkannt. Das könnten rechtzeitige Untersuchungen ändern.

Vorreiter beim sparsamen Einsatz von Blutkonserven ist das 2014 von der Uniklinik Frankfurt/Main gegründete Netzwerk „Patient-Blood-Management“ (PBM). Bundesweit gehören ihm rund 40 Kliniken an. Aus Sachsen-Anhalt ist kein Haus dabei. Das Klinikum Magdeburg hat nach eigenen Angaben in Anlehnung an das PBM aber ein eigenes Management-System aufgebaut. So werde unter anderem mit einem OP-Roboter „blutsparend“ operiert, Röhrchen für Blutuntersuchungen seien verkleinert worden. Die Klinik konnte die Zahl der Bluttransfusionen seit 2015 so um 25 Prozent senken – ein Rückgang um 1500 Konserven, sagte Gnade.

Auch die Uniklinik hat eine Arbeitsgruppe PBM eingerichtet, sagte Hans-Gert Heuft, Direktor des Instituts für Transfusionsmedizin. Das Haus sei Schwerpunkt für minimalinvasive Operationen, seit 2017 gebe es eine Anämie-Sprechstunde.

Heuft widersprach der These eines zu häufigen Einsatzes von Blutkonserven, zumindest an Standorten der Spitzenmedizin im Land. Uniklinik und Städtisches Klinikum verzeichneten höhere Bedarfsrückgänge als im Bundesschnitt.

Unabhängig davon bräuchten die Kliniken weiter Spenden. „Wir haben zu wenig Blut“, betonte Heuft. Um etwa Patienten mit seltenen Blutgruppen helfen und Schwankungen abfangen zu können, sei man auch künftig dringend auf Spender angewiesen.