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Kriminalität Enkeltrick gab es schon zu DDR-Zeiten

Experten aus Sachsen-Anhalt raten: bei verdächtigen Anrufen nicht über finanzielle oder familiäre Dinge zu sprechen.

Von Bernd Kaufholz 08.04.2019, 01:01

Magdeburg l Mit dem Enkeltrick, der immer noch angewandt werde, zielten Betrüger auf das gute Herz der Großeltern, aber auch auf ihre Furcht. „So kommt es immer wieder vor, dass vorgegeben wird, dass der Enkel im Ausland einen Unfall gehabt habe und die nötige Operation bar bezahlt werden müsse“, sagt Kriminalrätin Ilona Wessner.

Auch, dass etwas mit dem Auto sei, gehöre zur Masche der falschen Enkel. Oft rufe auch ein „Freund‘‘ des Enkels an und gebe vor, dass dieser aufgrund eines Unfalls nicht selbst telefonieren könne.

Auch zu DDR-Zeiten habe es solcherart von krimineller Trickserei schon gegeben, erinnert sich die Kriminalistin. „Allerdings haben sich die Täter damals zuvor im Haus oder in der Nachbarschaft umgehört, um ein paar Details aus dem familiären Umfeld des potenziellen Opfers zu erfahren.“ Heute, da fast jeder ein Telefon hat, läuft die Masche eben auf diese Art und Weise.

Mit „Rate mal, wer hier ist?“, fangen die meisten Gespräche an. „Und der Anrufer versucht mit viel Geschick zu erreichen, dass sein Opfer an einer Stelle davon überzeugt ist, dass der Enkel an der Strippe ist und sich freut: Ach, du bist es.“

Vertrauen werde aufgebaut und der Angerufene bemerke häufig gar nicht, dass er ausgefragt wird. „Selbst, wenn es bei 100 Anrufen nur einmal klappt“, sagt Wessner, „rechnet sich der Enkeltrick für die Täter.“

Zumeist seien es reisende Täter, die auf dieser Masche reiten. „Wir merken das daran, dass uns innerhalb einer Woche viele Fälle gemeldet werden, dann hören wir aus einem anderen Bundesland, dass sich Trickbetrügereien häufen.“

Oftmals bliebe es bei Versuchen, sagt die Kriminalrätin. Dass sei auch der Tatsache geschuldet, dass Bankmitarbeiter, aber auch andere Menschen sensibilisiert seien.

Da sei zum Beispiel eine Rentnerin zur ihrer Hausbank gekommen und wollte fast ihr gesamtes Erspartes abheben. Die Schaltermitarbeiterin fragte nach und erfuhr so die Geschichte vom Enkel, der das Geld brauchte, weil er einen Unfall gehabt habe. Die Frau hinter dem Schalter reagierte umsichtig und rettete damit der Seniorin mehrere tausend Euro.

Ähnlich reagierte ein Taxifahrer, der einen Rentner zur Sparkasse fuhr. Unterwegs erfuhr der Fahrer, dass der Senior für einen Freund seines Enkels Geld abholen wollte. Er fragte seinen Fahrgast, ob er sich sicher sei, dass das Geld auch wirklich für den Enkel sei. Das gab ihm zu denken.

Die Kriminalrätin rät:

  • Seien Sie misstrauisch, wenn sich Personen am Telefon als Verwandte oder Bekannte ausgeben, die Sie als solche nicht erkennen. Fragen Sie nach Dingen, die nur Verwandte/Bekannte kennen können.
  • Sprechen Sie nicht über familiäre oder finanzielle Dinge.
  • Wenn ein Anrufer Geld oder Wertsachen von Ihnen fordert: Besprechen Sie das mit Familienmitgliedern oder anderen Menschen, die ihnen nahestehen.
  • Nie Geld oder Wertsachen an Unbekannte übergeben.
  • Kommt Ihnen ein Anruf verdächtig vor, informieren Sie die Polizei unter 110.7
  • Sind Sie Opfer des Enkeltricks geworden, zeigen Sie die Tat unbedingt an.
  • Lassen Sie nur den ersten Buchstaben ihres Vornamens im Telefonbuch eintragen. Täter suchen sich Eintragungen aus, die auf Ältere hinweisen.
  • Bewahren Sie Wertsachen und größere Summen Bargeld nicht zu Hause auf.