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Kriminalität Polizei kämpft gegen Flut von Kinderpornos

Die Zahl der Verfahren im Zusammenhang mit Kinderpornografie in Sachsen-Anhalt ist um 34 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen.

Von Matthias Fricke 09.03.2019, 00:01

Magdeburg l Sie gelten bei den Ermittlern als Einstiegsdroge für sexuellen Missbrauch von Kindern: Posing- oder Missbrauchsbilder von Minderjährigen. Allein bei Besitz solcher Kinderpornografie drohen Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren, für die Verbreitung solcher Bilder und Videos bis zu fünf Jahren. Trotz dieser Straferwartung nehmen die Fälle immer weiter zu. Oberstaatsanwalt Klaus Tewes von Generalstaatsanwaltschaft in Naumburg: „Das ist alarmierend.” So stieg die Zahl der Verfahren im vergangenen Jahr im Bereich der Kinder- und Jugendpornografie von 353 Fällen auf 473. Das macht einen Anstieg von 34 Prozent.

Wegen der zunehmenden Datenmengen dauere die Auswertung bei der Polizei immer länger. Nach Volksstimme-Informationen hat ein aktueller Fall im Landeskriminalamt allein eine Datenmenge von weit mehr als 100 Tera­byte. Das ist so viel wie im gesamten Jahr 2017 durchsucht werden musste. 2018 lag die Datensicherstellungsmenge bei 135 Terabyte. Eine spezielle Software unterstützt die Polizisten. Tewes: „Die Ermittler müssen sich dennoch alles ansehen. Das ist nicht gerade einfach und dauert."

Nach einem vom Innen- und Justizministerium herausgegebenen Erlass sollte die Auswertungszeit bei der Polizei ein halbes Jahr nach der Sicherstellung nicht überschreiten. „Oft dauert es aber ein Jahr und manchmal sogar länger”, so Tewes. Es müsse deshalb mehr Personal eingesetzt werden. Die zentrale Ermittlungsstelle der Staatsanwaltschaft für Kinderpornos in Halle schaffte es, nach den langen Auswertungen durch die Polizei, dass 70 Prozent der Verfahren nach weiteren drei Monaten abgeschlossen wurden. 97 Prozent seien nach einem Jahr erledigt. In 61 Fällen beantragten die Staatsanwälte einen Strafbefehl. 28-mal kam es zur Anklage. Zu einer Verjährung (fünf Jahre) ist es laut Tewes aber noch nicht gekommen.

Den Anstieg der Fälle erklärt der Oberstaatsanwalt auch mit einer effektiveren Zusammen­arbeit zwischen dem amerikanischen Nationalen Zentrum für vermisste und ausgenutzte Kinder und dem BKA. Internet-Provider übermitteln dem Zentrum verdächtige Daten.

Eine Anfrage an das Innenministerium zu den kritisierten längeren Auswertungszeiten blieb bis Freitagabend unbeantwortet.