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Kritik Sex-Kampagne des Bundes sorgt für Wirbel

Die neuen Aufklärungsmotive des Bundes sorgen für Kritik. Sie sollen sogar jugendgefährdend sein. Die Kirche versteht die Aufregung nicht.

14.05.2018, 23:01

Magdeburg l Rund eine Million Menschen auf der Welt infizieren sich täglich mit einer sexuell übertragbaren Krankheit. Auch in Deutschland stecken sich vermehrt Personen mit Syphilis oder Chlamydien an. Mit einer neuen Kampagne will die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) auf die Gefahren hinweisen. „Brennt´s im Schritt?“ oder „Kratzalarm statt Mädchenschwarm“ heißt es auf den neuen Plakaten, die die Aufmerksamkeit junger Menschen wecken sollen.

Doch aus dem Jerichower Land regt sich Protest gegen die Motive. Hedwig von Beverfoerde, Organisatorin der „Demo für Alle“, fordert Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf, die Kampagne wieder einzustampfen. Innerhalb von fünf Tagen haben mehr als 13.000 Menschen ihre Petition unterschrieben.

Von Beverfoerde wirft der BZgA vor, „reine Sex-Werbung“ zu betreiben. „Die vulgären Sprüche und Darstellungen verletzen das Schamgefühl und die Intimsphäre von Kindern und Jugendlichen, vor allem, da sie als Cartoons die besondere Aufmerksamkeit auch kleiner Kinder wecken. Ich sehe darin den Tatbestand der Jugendgefährdung erfüllt“, erklärte sie. Viele Eltern seien entsetzt. Die Kampagne propagiere „genau das promiskuitive Verhalten, welches eine der Hauptursachen für sexuell übertragbare Krankheiten und kaputte Familienbeziehungen ist“.

Hedwig von Beverfoerde streitet seit Jahren für die Familie im klassischen Sinn. Aus Verärgerung über die Flüchtlingspolitik trat die Katholikin aus dem Jerichower Land im Jahr 2016 aus der CDU aus. Über ihre konservative Initiative „Demo für Alle“ geht sie gegen neue Bildungspläne der Länder vor und prangert eine „Frühsexualisierung“ der Kinder an.

Das Bundesgesundheitsministerium wollte sich am Montag auf Anfrage nicht zu der Petition äußern.

Die BZgA teilte mit, man habe die „Motive vor ihrer Veröffentlichung in Testverfahren überprüft“. „Die Testergebnisse zeigen, dass die Motive eine hohe Akzeptanz bei der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung haben und dass der Grad der sexuellen Anspielung von der großen Mehrheit der Befragten als ‚genau richtig‘ empfunden wird“, sagte eine Sprecherin der Volksstimme. Die Motive seien geeignet, mehr Menschen dazu zu bringen, bei Verdacht auf eine sexuell übertragbare Infektion zum Arzt zu gehen.

Auch die Evangelische Kirche Mitteldeutschland versteht den Wirbel nicht. Landesjugendpfarrer Peter Herrfurth sagte: „Die Comics und freche Sprüche müssen nicht jedermann gefallen, sie müssen ankommen bei den jungen Menschen. Wenn Kinder neugierig fragen, warum es da auf dem einen Bild so komisch bei den beiden dampft, dann ist es eine Chance für die Eltern mit den Kindern zu reden. Das sollte Eltern nicht peinlich sein.“