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Landtagswahl Gefahr im Netz: Geheimdienst sorgt sich um die Wahlen

Sie ködern Abgeordnete mit Phishingmails, setzen auf Desinformation und Rufmord – Hacker könnten das Superwahljahr gefährden. Davor warnt auch Sachsen-Anhalts Verfassungsschutz. Eine erste Welle gab es offenbar schon.

Von Matthias Fricke Aktualisiert: 26.4.2021, 09:14

Magdeburg. Als die E-Mails privat bei sieben Abgeordneten des Bundestages und mehr als 70 Politikern von Landtagen im März eingingen, klangen die Absender harmlos. Doch die Mails entpuppten sich als Fallen. Mit diesen sogenannten Phishingmails sollten offensichtlich E-Mail-Postfächer sowie Social-Media-Accounts der Politiker gekapert werden. Damit wiederum hätten die Parlamentarier kompromittiert oder mit Rufmord erpresst werden können. Hinter der Welle soll eine Hackergruppe mit dem Namen „Ghostwriter“ stehen. Deutsche Sicherheitsbehörden vermuten seit längerer Zeit, dass die Gruppe im Auftrag des russischen Militärgeheimdienstes GRU agiert. Bislang war sie vor allem im Baltikum und in Osteuropa aktiv. In Westeuropa soll es die erste größere Aktivität gewesen sein.

Der Angriff konnte am Ende noch rechtzeitig entdeckt werden, ohne dass größerer Schaden entstand.

Nach Ansicht der Sicherheitsbehörden könnte es ein Vorgeschmack vor allem auf die Bundestagswahl am 26. September gewesen sein. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) teilte der Volksstimme auf Nachfrage mit: „Als Cybersicherheitsbehörde des Bundes vermerken wir eine stete Zunahme von Angriffen.“ Auch Sachsen-Anhalts Landespolitik wurde nach dem Ghostwriter-Angriff gewarnt.

„Die Parteien sollten angesichts des verstärkten digitalen Wahlkampfs auch besondere Vorsicht walten lassen“, warnt Sachsen-Anhalts Verfassungsschutzs-Chef Jochen Hollmann. Es gebe zwar aktuell noch keine konkreten Hinweise auf eine Gefährdung der Landtagswahl am 6. Juni, erhöhte Aufmerksamkeit sei dennoch dringend nötig.

Als eine weitere Bedrohung wird die gezielte Verbreitung von falschen Informationen im Internet angesehen, um das Verhalten von Wählern zu manipulieren. In den Kurznachrichtendiensten könnten sogenannte Bots in erheblichem Umfang tendenziöse Meinungen in Massen vorgaukeln. Diese Bots sind kleine dafür erstellte Computerprogramme und maschinell gesteuerte Social-Media-Accounts. Sie sind oft mit falschen Bildern oder Videos versehen, die täuschend echt aussehen. Ein BSI-Sprecher: „Wir stehen im engen Austausch mit den Social-Media-Plattformen, um die Sicherheit der Bundestagswahl zu gewährleisten.“

Auch die Polizei im Land ist auf mögliche Störungen der Landtagswahl vorbereitet. Laut LKA-Sprecher Michael Klocke habe man extra eine eigene „Informationssammelstelle“ eingerichtet. Hier sollen alle Erkenntnisse der Polizeidienststellen über Straftaten in diesem Zusammenhang (auch überregionale) zusammengeführt und von den Spezialisten des polizeilichen Staatsschutzes ausgewertet werden.