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  7. Lehrer verrät Prüfungsthemen für Abitur an Schüler - Prüfungen werden wiederholt

Schulamt ermittelt Lehrer verrät Prüfungsthemen fürs Abitur an Schüler eines Gymnasium in Sachsen-Anhalt

Die Schüler selbst ließen die Sache auffliegen: Der Lehrer eines Gymnasiums in Sachsen-Anhalt hat Jugendlichen im Vorfeld unerlaubte Hinweise zu Themen ihrer Prüfungen gegeben. Die Folgen für den Lehrer und die Schüler sind gravierend.

Von Alexander Rekow und Walter Mogk Aktualisiert: 20.09.2022, 13:38
In einer Schule in Sachsen-Anhalt hat ein Lehrer Prüfungsthemen an Schüler verraten.
In einer Schule in Sachsen-Anhalt hat ein Lehrer Prüfungsthemen an Schüler verraten. Symbolfoto: dpa

Magdeburg - An diesem Gymnasium herrscht dicke Luft: 22 Schüler müssen noch einmal zur mündlichen Abi-Prüfung. Ein Lehrer hatte im Vorfeld Hinweise zur Themenauswahl der Prüfung gegeben.

Das Landesschulamt bestätigte das gegenüber der Volksstimme. Nun drohen Konsequenzen für den Lehrer an dem Beetzendorfer Gymnasium (Aktmarkkreis Salzwedel). Für die Schüler geht wertvolle Zeit für Bewerbungen an Universitäten und Hochschulen verloren. Denn ihre Abiturzeugnisse liegen erst am 8. Juli vor. Ohne diesen Vorfall wäre die Zeugnisübergabe des Beetzendorfer Gymnasium schon längst gelaufen.

Lehrer verrät Schülern Themen der Abi-Prüfung: Schüler müssen noch einmal ran

Die Schüler hätten sich schon an ihre Bewerbungen setzen können, hätten. Doch ohne eine verbindliche Abschlussnote war das nicht möglich. Insbesondere für Studiengänge, bei denen ein Numerus clausus die Zahl der Studienplätze beschränkt.

Stattdessen ermittelt nun das Landesschulamt, weil ein Lehrer mehreren Prüflingen im Vorfeld der Prüfungen Details zur Aufgabenstellung verriet. „Den Schülern waren dadurch Rückschlüsse auf die Themenauswahl der mündlichen Prüfungen möglich“, heißt es dazu auf Volksstimme-Anfrage aus dem Landesschulamt.

Themen der Abi-Prüfung verraten: Schüler, Lehrer und mögliche Beteiligte sollen zu dem Fall befragt werden

Pressesprecher Tobias Kühne bestätigt: „Durch das Handeln der Lehrkraft ist den Schülern ein unerlaubter Vorteil entstanden.“ Schüler des Beetzendorfer Gymnasiums hatten die Schulleitung selbst über die Indiskretion des Lehres informiert, aus Angst davor, dass ihre Zeugnisse nicht anerkannt würden. Daraufhin ordneten Prüfungskommission und Landesschulamt Wiederholungsprüfungen an.

Bleibt die Frage nach den Konsequenzen für die Lehrkraft. „Im Fall in Beetzendorf sind wir im Bereich Verweis/Abmahnung“, so Tobias Kühne weiter. Erst aber müsse alles geprüft werden. „Wir wollen erst alle Stellungnahmen abwarten“, erklärt das Landesschulamt zum weiteren Prozedere. Schüler sollen befragt werden, Lehrer, Schulleitung und mögliche andere Beteiligte. „Das ist keine Kleinigkeit“, betont Tobias Kühne im Telefongespräch mit der Volksstimme.

Abi-Prüfung am Gymnasium Beetzendorf müssen wiederholt werden: Weniger Bewerbungszeit für Schüler an Unis

Den Schaden müssen nun die Schüler ausbaden, die ihre Prüfung wiederholen müssen. Denn „das ist aus Gründen der schulübergreifenden Fairness unabdingbar“, so Kühne. Andernfalls hätte der Lehrer einen Vorteil für die Schüler erschummelt, der sich bei den Bewerbungen an den Universitäten auswirken könnte. Das Landesschulamt sieht aber keinen Nachteil für die betroffenen Beetzendorfer Abiturienten. „Bewerbungsschluss an den Unis in Sachsen-Anhalt für Erstimmatrikulationen für Studiengänge mit Numerus clausus ist beispielsweise der 15. Juli.“

Die Vorfälle haben allerdings auch Auswirkungen auf alle anderen Schüler des Abschlussjahrgangs im Beetzendorfer Gymnasium. Viele Familien hatten im Hinblick auf den ursprünglich angekündigten Termin der Zeugnisübergabe schon private Pläne gemacht. Familien und Freunde waren eingeladen, Urlaube waren gebucht. Die Schulleitung des Gymnasiums will sich gegenüber der Volksstimme nicht zu den Vorkommnissen in ihrer Schule äußern.