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Schule Mehr als 20.000 Kinder in Sachsen-Anhalt ohne Schwimmkurs

Während des Lockdowns konnten keine Schwimmkurse angeboten werden. Allein in den Grundschulen des Landes betraf der Ausfall mehr als 20.000 Schüler.

Von Kaya Krahn Aktualisiert: 31.07.2021, 08:11
Schwimmflügel? Nicht mehr nach dem Schwimmunterricht.
Schwimmflügel? Nicht mehr nach dem Schwimmunterricht. Symbolfoto: dpa

Magdeburg - Im Sommer zieht es viele Sachsen-Anhalter an die Seen im Land. Doch das Schwimmen in der Natur birgt Gefahren, die nach Angaben der Deutschen Lebensretter Gesellschaft (DLRG) Sachsen-Anhalt in diesem Jahr bereits mindestens sechs Menschen das Leben gekostet haben. Im Jahr 2020 waren es insgesamt vier im Land. Der letzte tödliche Unfall ereignete sich vergangene Woche am Neustädter See. Kurz zuvor ertrank ein Vierjähriger im kleinen Waldsee bei Magdeburg.

Eine der Gefahren: Während des Lockdowns durften aufgrund der Hygienemaßnahmen keine „Seepferdchen“-Schwimmkurse angeboten werden. Konnten vor Corona nach Angaben von DLRG-Landesverbandsgeschäftsführer Holger Friedrich noch rund 90 Prozent der Kinder im Land schwimmen, seien die Auswirkungen der Pandemie statistisch noch unklar. Doch die Zahl dürfte gesunken sein. In der Regel findet Schwimmunterricht in der dritten Klasse statt. Damit hätte etwa ein Drittel der 73470 Grundschüler im Land im vergangenen Jahr keinen Schwimmunterricht gehabt, also rund 24.500 Kinder. Deswegen greift das Land ein. „Das Ministerium für Bildung des Landes Sachsen-Anhalt hat den Schulen Möglichkeiten eröffnet, Schwimmangebote im Rahmen außerunterrichtlicher Arbeitsgemeinschaften einzurichten“, sagt Sprecher Stefan Thurmann. 480.000 Euro stünden jährlich dafür zur Verfügung.

Durch Kooperationen mit Vereinen wie der DLRG oder dem Deutschen Roten Kreuz (DRK), sollen ergänzende Kurse zum Schwimmunterricht angeboten werden. „Wir zählen nach nur wenigen Wochen bereits 28 Projekte, die laufen. Das ist ein guter Start.“ Gemeldet hätten sich etwa die Grundschulen „Juri Gagarin“ und „Petrikirchhof“ in Stendal. „Es gibt ein gemeinsames Ferienangebot mit der Altmark-Oase Stendal“, so Thurmann.

Diese Angebote über die Schulen sind wichtig, denn viele Schwimmkurse im Land sind ausgebucht. Etwa die der DLRG, wie Friedrich bestätigt. Oder im Stölpelbad in Beetzendorf: Dort sind die Angebote bis 2025 ausgebucht. „Die Schwangeren melden ihre ungeborenen Kinder jetzt für Kurse bei uns an“, sagt der Rettungsschwimmer Frank Hallensleben. Ein weiteres Beispiel: In der Schwimmhalle Olvenstedt in Magdeburg stünden etwa 500 Kinder auf der Warteliste der „Seepferdchen“-Prüfung.

Doch nicht nur Kinder sind gefährdet. Laut Friedrich sind „ältere Männer mit Kreislaufproblemen die Ursache Nummer eins beim Ertrinken in Sachsen-Anhalt.“ Auch Menschen mit Migrationshintergrund seien oft betroffen.