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Corona Spargelbauern in Sachsen-Anhalt bangen um die Ernte

Von Johannes Vetter 09.04.2021, 18:19

Magdeburg

Im Jerichower Land ist der erste Spargel schon gestochen. Polnische Arbeitskräfte haben ihn auf den Feldern der Agrargenossenschaft Hohenseeden/Parchen geerntet. Noch sind sie zu zehnt, berichtet Betriebsleiter Patrick Wolter. Zu wenig, wenn es in den kommenden Wochen richtig sonnig wird. Dann nämlich sprießt der Spargel. Dann braucht Wolter mindestens 60 Leute auf seinen Feldern. Ob das klappt?

„Wir wissen nicht, ob alle kommen“, sagt Wolter. Es sei ähnlich wie im vergangenen Frühjahr. Keiner wisse, wie sich die Pandemie entwickeln werde.

Beunruhigend sind für viele Spargelbauern die Coronazahlen in Polen und Rumänien. Von dort kommt die große Mehrheit der Erntehelfer. Beide Länder meldeten zuletzt stark steigende Infektionszahlen. Die Inzidenzwerte liegen teils deutlich über denen in Sachsen-Anhalt.

Erntehelfer müssen in Sachsen-Anhalt zehn Tage in Arbeitsquarantäne

Bisher ist die Einreise aus Polen und Rumänien möglich, wenn sich die Erntehelfer vorher testen lassen und danach zehn Tage in eine sogenannte Arbeitsquarantäne gehen. In Arbeitsquarantäne dürfen die Erntehelfer ihre Unterkunft nur zum Arbeiten verlassen. Einige Bauern in Sachsen-Anhalt sind besorgt, dass sich an dieser Einreisepraxis angesichts der steigenden Infektionszahlen etwas ändern könnte.

Dass es ohne Erntehelfer aus dem Ausland nicht geht, wurde vielen von ihnen im vergangenen Frühjahr deutlich vor Augen geführt. Weil die Einreise schon im ersten Lockdown schwierig war, sollten Studierende, Auszubildende und Kulturschaffende bei der Spargelernte aushelfen. Schließlich war vielen Studierenden der Minijob weggebrochen, Auszubildende hatten keine Berufsschule, Kulturschaffende keine Aufträge oder Auftritte. Am Ende, so ist es von mehreren Spargelbauern zu hören, waren viele Arbeitseinsätze jedoch vor allem eins: gut gemeint. Die Spargelernte retteten sie nicht. Vielerorts blieben Stangen im Boden.

Arne Garlipp wollte in diesem Jahr vorbereitet sein auf mögliche Einreisestopps. Deswegen hat der Spargelbauer aus Tangerhütte in der Altmark alle nötigten Erntehelfer für diese Saison schon im März anreisen lassen. Knapp 80 Arbeitskräfte aus Rumänien beherbergt er derzeit. Die Arbeitsquaratäne-Zeit haben sie schon hinter sich, dabei hat die Spargelernte bei Garlipp aufgrund des zuletzt kühlen Wetters noch gar nicht begonnen. „Wir warten alle, dass es endlich losgeht“, betont Garlipp.

Höhere Spargelpreise erwartet

Garlipp ist einer der größten Spargelbauern der Region. Auf 65 Hektar baut er Spargel an, an 26 Garlipp-Verkaufsständen ist er zu erwerben. Im Jahr 2020 musste Garlipp seine Arbeitskräfte teuer einfliegen lassen, so sahen es die Einreisebestimmungen vor. Am Ende waren es trotzdem zu wenige. Trotz höherer Preise von bis zu 30 Prozent seien die Geschäfte etwas schlechter gelaufen, berichtet er rückblickend.

In diesem Jahr rechnet Garlipp erneut mit höheren Spargelpreisen als in der Vor-Corona-Zeit. Viele Spargelbauern verzeichneten wie er höhere Kosten. Er verweist auf zusätzliche Tests und Investitionen, damit nicht zu viele Erntehelfer in einem Zimmer untergebracht seien.

Andere Betriebe haben ihre Spargelanbauflächen nach den Problemen 2020 reduziert. Zu ihnen gehört die Agrargenossenschaft Hohenseeden/Parchen. Sie braucht auch deshalb in diesem Frühjahr nicht einmal halb so viele Erntehelfer wie einst in Vor-Corona-Zeiten.