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Große Umschlagübung der Bundeswehr im Magdeburger Hafen Logistiker aus Burg verladen Lkw im Akkord

Von Anja Keßler 10.06.2011, 04:32

Auf dem Gelände der Magdeburger Hafen GmbH hatte in dieser Woche das Militär Einzug gehalten. Während einer großen Übung trainierten Soldaten das Be- und Entladen von Schiffen und Eisenbahnwaggons. Die Umschlagkompanie des Logistikbataillons 171 aus Burg zeigte ihr Können gestern Offizieren und Presse.

Magdeburg. "Wir schlagen heute zwei Fliegen mit einer Klapper", erklärt Hauptmann Diana Wade. Zusätzlich zur Übung, die einen großen logis-tischen und zeitlichen Aufwand hatte, wurden gestern im Magdeburger Hafen 34 Offiziere aus Burg und Beelitz in die Arbeit der Umschlagkompanie eingeführt und erhielten so eine Weiterbildung. Effizienz ist das Stichwort, das die Woche der Soldaten am Hafen überschrieb.

Im Akkord Lkw heben, verladen, rangieren

"Alles, was Sie hier sehen, hat das Geld der Steuerzahler gekostet. Da sind wir verpflichtet, so effektiv wie möglich mit den Mitteln umzugehen", erklärt Oberleutnant Matthias Langner, rechte Hand des Hauptmanns. 10000 Euro kos-tet die Woche im Magdeburger Hafen, seit Januar läuft die Vorbereitung. 95 Soldaten der Umschlagkompanie trainierten den reibungslosen Ablauf des Umschlagens. Im Akkord wurden Lkw in Schiffe verladen, wieder herausgehoben, abgesenkt, hochgezogen, verladen, rangiert. Parallel wurde das auch bei Fahrzeugen geübt, die ihren Platz auf Eisenbahnwaggons finden mussten.

"In Burg haben wir zwar einen Eisenbahnanschluss, aber hier passt alles zusammen", erklärt Langner, warum die Truppe die Clausewitz-Kaserne in Burg für eine Woche verlassen hat. Neben den beiden Verladestationen Schiff und Bahn gehörte zur Umschlagübung auch das Training am "Wasserkopf" und die Arbeit der Führungsunterstützer, den für die Kommunikation Verantwortlichen.

"Mit Wasserkopf ist der oberste Managementbereich gemeint", erklärt der Oberleutnant. Der Kompaniegefechtsstand, die Umschlagleitstelle und das Verbindungskommando führen die Übung durch und koordinieren im Ernstfall auch den Einsatz. "Hier laufen alle Infos zusammen und die Kontakte zu Zivilisten", so Langner. Die Bundeswehr ist in dieser Woche Gast bei der Hafen GmbH, die für das Militär das laufende Geschäft jedoch nicht unterbricht. "Wir arrangieren uns. Wenn ein Schiff umgeschlagen wird, ziehen wir uns zurück", erklärte Langner das Miteinander. Gestern gestaltete sich das so, dass die Soldaten zu Mittag aßen, während im Hafen Container vom Schiff geladen wurden.

Die Übung begann am Montag bei brütender Hitze. Nach der Erkundung des Geländes rückten die 95 Soldaten im abgesteckten militärischem Sicherheitsbereich an. Ab 7 Uhr hieß es, Zelte aufbauen und Lager vorbereiten. "Für ein Zelt braucht man ungefähr eine Stunde", so Langner. Erst um 17 Uhr erklärte der Oberleutnant den Aufbau für beendet. "Die Jungs waren am Ende, ich wollte ja nicht, dass sie hier dehydrieren."

EHEC ist auch bei der Truppe ein Thema

Anders als im Einsatz stehe bei einer Übung eben die logis-tische Ausbildung im Vordergrund und nicht die Krisenverhinderung. In Afghanistan, wo bis Februar des Jahres Soldaten des Logistikbataillons stationiert waren, würde es diese Rücksicht nicht geben können. Darum wurden die Soldaten bis auf ein Bewachungstrupp auch am Mittwochabend zur Kaserne in Burg zurückgefahren, als Starkregen und Gewitter das Training behinderten.

Sicherheit bei der Übung gilt auch für die Versorgung der Truppe. Salat, Gurke und Tomaten sind von der Speisekarte gestrichen. "EHEC ist auch bei uns ein Thema", sagt Stabsgefreiter Sven Raabe, während er in der Feldküche den Eintopf umrührt. "Zum Glück stehen Bohnen noch nicht im Verdacht." Genauso wenig wie Hühnerfrikassee, Schnitzel, Rührei und Eierkuchen. Die Hygiene bestimmt alles, täglich wurden die Waren frisch angeliefert und die Kochbottiche zur Reinigung nach Burg gebracht.

Die Tage der Soldaten beginnen um 6 Uhr. Acht Waschbecken und Duschen für alle, Frühstück, 8 Uhr Beginn mit den Übungen. 12 Uhr Mittag, bis 18 Uhr wieder Übung, nach dem Abendbrot noch mal Training. Und dann? "Duschen und schlafen", sagt Stabsgefreiter Grieseler und lacht.

Gemeinsam mit den Hauptgefreiten und Unteroffiziersanwärtern Matthias Jakobschak und Marcus Brütting sowie dem Gefreitern Danilo Schiebel trainiert er am Eisenbahnwaggon das Einrichten und Verladen eines Lkw. Für Schiebel ist es die erste Übung überhaupt. Seit Juni ist der Gefreite in der Einheit. "Ich lerne nicht nur, wie Ketten anzubringen sind, sondern lerne hier auch meine Kameraden kennen", sagt er. Der Wolkenbruch am Mittwoch hat da der Stimmung keinen Abbruch getan. "Das bisschen Niesel", machen die Soldaten Scherze. Das andere Gelände, der Hafen, das alles motiviere. Trotzdem geht die Sicherheit vor, weshalb der Kraneinsatz abgebrochen wurde.

"Sind das die Weißenfelser vom Laz-Regiment?", fragt Oberst Karl Helmut Geyer. Ja, sind sie. "Wir werden in unserer Übung von anderen Einheiten unterstützt", erklärt Langner. Der Kran wird vom Sanitätszentrum in Weißenfels gestellt und von dortigen Soldaten bedient. Die Kommunikationsmittel und deren Aufbau stellt das Havelberger Führungsunterstützungsbataillon. Oberst Geyer, Regimentskommandeur des Logis-tikregiments 17 Burg, nutzte die Weiterbildungchance für Offiziere. "Es geht hier ja nicht darum, ein Spektakel zu veranstalten. Jeder Handgriff muss sitzen, das muss trainiert werden", erklärt der Oberst, warum es recht ruhig im Hafen war.

"Bis heute hat alles gut geklappt", freut sich Kompaniechefin Hauptmann Wade ges-tern Mittag. "Bei den Übungen ist ein Fortschritt zu sehen, die Soldaten haben gut mitgemacht." In den nächsten Tagen wird die Woche ausgewertet. Für heute steht noch der Abbau an. Dann ist der Magdeburger Hafen wieder ziviles Gelände, in dem keine Männer und Frauen in Bundeswehr-Farben gekleidet mit an die Oberschenkel geschnallten Waffen laufen.