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Medizinstudium Kommt die Landarzt-Quote zu spät?

Ab 2020 sollen bis zu 20 der 400 Medizinstudienplätze pro Jahr in Sachsen-Anhalt für angehende Landärzte reserviert werden. Reicht das?

Von Massimo Rogacki 21.03.2019, 00:01

Magdeburg l Ein Medizinstudium, um danach auf dem Land als Arzt zu arbeiten – für den Magdeburger Medizinstudenten Jan Konang kommt das nicht infrage: „Mir würde das kulturelle Angebot fehlen und es wären mir zu wenig Menschen. Und ich kann mir nicht vorstellen, mich so lange zu verpflichten.“ Der 28-Jährige steht beispielhaft für viele Studenten, die ihre Zukunft eher in der Klinik sehen. „Ich bin nicht der Unternehmertyp für eine Praxis. Außerdem habe ich gerne Action.“

Dabei ist der Mangel an Ärzten schon jetzt groß. 149 Hausarztstellen sind unbesetzt, rund 260 Allgemeinmediziner könnten nach Prognosen im Jahr 2032 fehlen. Um die hausärztliche Versorgung zu sichern, soll der Landtag in zwei Wochen eine Landarzt-Quote für Medizinstudienplätze beschließen. 20 von 400 angehenden Medizinern aus Magdeburg und Halle sollen sich nach ihrer Facharztausbildung für zehn Jahre verpflichten, auf dem unterversorgten Land als Allgemeinmediziner zu arbeiten – für Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) ein wichtiger Baustein, um die Hausarztversorgung dauerhaft sicherzustellen.

Für Hermann-Josef Rothkötter, Dekan der Medizinischen Fakultät an der Otto-von-Guericke-Universität, ergibt die Vorabquote Sinn. Das Problem: Die Ausbildung dauert. Die ersten Plätze sollen zum Wintersemester 2020/21 vergeben werden. Die angehenden Mediziner sind frühestens in elf Jahren fertig. Für Rothkötter sind flankierende Maßnahmen wichtig, etwa Seminare und Veranstaltungen mit Studenten schon im ersten Semester, um über das Berufsbild des Landarztes aufzuklären. Im Landtag gibt es Kritik: „20 Studienanfänger, die in zwölf Jahren Ärzte sind, heute zu verpflichten, ist nicht zielführend“, sagt der Linken-Abgeordnete und Vorsitzende der Enquete-Kommission Gesundheitsversorgung, Swen Knöchel. Er fordert eine Erhöhung der Zahl der Studienplätze.

Auch die Arbeitsbedingungen von Landärzten müssten auf den Prüfstand, sagt Knöchel. Das Berufsbild des allein auf sich gestellten Landarztes sei nicht mehr zeitgemäß. Es brauche ein Netzwerk medizinischer Versorgung – das Zusammenspiel von ambulanten und stationären Angeboten und zwischen niedergelassenen Ärzten und Krankenhäusern in medizinischen Versorgungszentren. Für Eckhard Gnodtke, CDU-Bundestagsabgeordneter aus der Altmark, ist das Gesetz nicht ausreichend.

Schon jetzt liege die Versorgung mit Allgemeinmedizinern etwa im Altmarkkreis Salzwedel bei nur noch 80 Prozent. Um die Zahl der fehlenden Mediziner besser auszugleichen, müssten zehn Prozent der Studienanfänger die Möglichkeit erhalten, aufs Land zu gehen, so Gnodtke. Ähnliche Kritik kommt vom gesundheitspolitischen Sprecher der AfD-Fraktion, Ulrich Siegmund. Die AfD mache sich schon länger dafür stark, zehn Prozent der Plätze für Studienanfänger für zukünftige Landärzte zu reservieren.