Verlockendes Angebot des Investors "Asap" an den kriselnden Fußball-Regionalligisten Mega-Deal: Nimmt der 1. FC Magdeburg die 30-Millionen-Offerte aus Spanien an?
Seit einigen Tagen gibt es in der Magdeburger Fußballszene nur noch ein Thema: Was ist von der Millionen-Offerte des spanischen Sportvermarkters "Asap" an den kriselnden Regionalligisten FCM zu halten?
Magdeburg l Seit Jahren dümpelt der einzige DDR-Europapokalgewinner in den Niederungen der vierten Liga herum und stolpert von einer Peinlichkeit in die andere. So gelang in der gesamten Hinrunde in neun Spielen kein einziger Heimsieg (fünf Unentschieden, vier Niederlagen).
Dank der hervorragenden Infrastruktur, des 27500 Zuschauer fassenden länderspielreifen Stadions, einer anerkannten guten Nachwuchsarbeit und des enormen Fanpotenzials war der Club aber stets ein Gesprächsthema und jetzt auch der Grund, warum der spanische Investor "Asap", der auf dem deutschen Markt Fuß fassen möchte, Interesse bekundete.
"Der Deutschland-Vertreter, Mario Reig Leffler, hat sich nach einem geeigneten Kandidaten im Amateursektor bei mir erkundigt, und da fiel mir nur ein Verein ein - 1. FC Magdeburg", sagte Hans-Dieter Schmidt, der zwischen 1996 und 1999 selber in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt tätig war (zunächst als Manager, später auch als Trainer), zuletzt mit Leffler den Test gegen Eintracht Braunschweig (2:3) verfolgte und zusammen mit Ex-Präsident Eckhard Meyer den Kontakt zum jetzigen Präsidium herstellte.
"Verhandlungen sind weit fortgeschritten"
"Das war vor etwa drei Wochen. Seitdem laufen die Verhandlungen, die mittlerweile weit fortgeschritten sind", so Schmidt, der als Trainer-"Weltenbummler" auch schon in Asien und Afrika gearbeitet hat. FCM-Pressesprecher Stephan Lietzow bestätigte die Aussage: "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und ein umfangreiches Informationspaket zusammengestellt." Und: "Wenn das Angebot nicht seriös wäre, hätten wir uns damit nicht so intensiv beschäftigt."
Dass mehr Zeit als ursprünglich geplant verstreicht, liegt daran, dass die Texte vom Spanischen und Deutschen ins Englische übersetzt werden müssen. Schmidt geht aber davon aus, dass noch in dieser Woche Nägel mit Köpfen gemacht werden.
Dazu, dass nun ausgerechnet der 1. FC Magdeburg in die engere Wahl kam und letztlich den "Zuschlag" erhielt, könnte auch die Investoren-Studie "Fußball-Investment 2.0" beigetragen haben. Dabei geht es darum, welche Kriterien für sportlichen Erfolg wichtig sind, damit sich ein Einstieg lohnt. So wurden u.a. die Bereiche Tradition/Bekanntheitsgrad/Ausstrahlungskraft, Bonität/Vermögen/Liquidität, Fans/Fanszene, Infrastruktur/Stadion/Trainingsgelände oder auch Stadt/Land/Einzugsgebiet unter die Lupe genommen. Resultat: In der Liste tauchen Erstligisten wie der Hamburger SV, Hertha BSC Berlin, Schalke 04 oder Hannover 96 auf, ebenso aber Traditionsclubs und jetzige "Underdogs" wie RW Essen, Waldhof Mannheim, der Bonner SC und eben der 1. FC Magdeburg.
Die bange Frage, die sich aber nicht nur die eingefleischten FCM-Fans in diesem Zusammenhang stellen, lautet: Wie hoch ist der Preis, den der Club für so viele Millionen - im Gespräch ist ein Gesamtpaket von etwa 30 Millionen Euro für die nächsten vier bis fünf Jahre - zahlen muss? Schmidt versucht zu beruhigen: "Was da derzeit für wilde Gerüchte kursieren, ist wirklich abenteuerlich. Der Club würde umbenannt oder seine Vereinsfarben Blau-Weiß verlieren. Alles Unsinn! Die ,Asap\'-Gruppe besorgt einen Trikotsponsor (der zunächst einmal für die Regionalliga-Rückrunde 200000 Euro zur Verfügung stellt/d. Red.) und legt die Grundlagen für eine bessere sportliche Zukunft. Aus dem breiten Spieler-Fundus von 300 bis 500 Aktiven wird die Mannschaft so verstärkt, dass sie zumindest erst einmal die dritte Liga anpeilen kann. Von mehr will ich zu diesem Zeitpunkt gar nicht reden. Dafür gibt es zu viele negative Beispiele." Der 64-Jährige weiter: "Später ist sicherlich an eine Art Schaufenster für Profifußballer in Deutschland gedacht."
Dass die Spanier dafür ein gewisses Mitspracherecht fordern, ist für Schmidt ganz normal: "Weil es sich um einen Investor und keinen Sponsor oder Mäzen handelt." Konkret ist laut Schmidt geplant, dass ein "Asap"-Vertreter im Aufsichtsrat, ein weiterer im Präsidium sitzt bzw. eine dritte Person zum Team des verantwortlichen sportlichen Bereichs gehört.
Für Ex-Präsident Meyer kein Problem, "denn die Grundstrukturen im Verein werden ja nicht verändert." Der Gastronom ist fest davon überzeugt, "dass es sich um ein seriöses Unternehmen handelt und der FCM froh sein kann, solch ein Angebot erhalten zu haben".
"Ohne Geld kein höherklassiger Fußball"
Meyer weiter: "Höherklassiger Fußball ist ohne Geld nicht möglich. Der FCM darf sich diese einmalige Chance nicht entgehen lassen, nachdem die ,Asap\' bei 1860 München inzwischen aus dem Rennen ist." Hintergrund: Die Spanier gehörten beim klammen Zweitligisten im Frühjahr vergangenen Jahres zum engeren Kreis der "Retter". Nach langen Verhandlungsrunden bekam jedoch ein Scheich aus Abu Dhabi den Zuschlag.
Zurück zum FCM: Trotz des verlockenden Angebotes stehen Präsident Peter Fechner - der gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen war - und sein Team vor einer schwierigen, richtungsweisenden Entscheidung. Der bislang eingeschlagene Weg könnte so nicht fortgesetzt werden und stattdessen jede Menge Unruhe drohen - siehe RB Leipzig, wo Geldgeber "Red Bull" bei Misserfolgen knallharte Konsequenzen zieht.
Nach den Enttäuschungen der vergangenen Jahre haben allerdings viele Fans keine Geduld mehr, wollen endlich Taten sehen. Zumal ein schnelles Ende der Talfahrt nicht in Sicht ist.
Sportlich ist der Verein meilenweit vom Erreichen der dritten Liga entfernt, rangiert nur auf Platz 15, der, gäbe es in der kommenden Saison keine Regionalliga-Strukturreform mit fünf statt drei Staffeln, sogar den Abstieg in die endgültige Bedeutungslosigkeit zur Folge hätte. Und finanziell konnten die Verbindlichkeiten zwar weiter abgebaut werden (nur noch 151000 Euro), allerdings nur dank der Unterstützung vieler Sponsoren. Die blamable Heimbilanz hat darüber hinaus dazu geführt, dass die Zuschauer in Scharen weggeblieben sind.
Insofern kommt die Offerte aus Spanien gerade recht. Die Zeit drängt dabei. Spätestens bis Ende des Monats soll die Entscheidung gefallen sein.