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Junggesellen-Party Mehr als Bier und Striptease

Eine Magdeburgerin organisiert beruflich Junggesellenabschiede. Der Volksstimme verrät sie Alternativen zu Bauchladen und Biertrinken.

Von Elisa Sowieja 13.09.2016, 01:01

Magdeburg l Was beim Junggesellenabschied alles in die Hose gehen kann, weiß Julia Hohn aus erster Hand. Hauptquelle sind ihre Kunden. Die 28-Jährige arbeitet nämlich seit drei Jahren als Hochzeitsplanerin. Im Plausch zwischen Location-Vergleich und DJ-Auswahl klagen besonders Bräute öfter mal ihr Leid. Zum Beispiel von einer Radtour im Regen, weil die Mädels vergessen hatten, eine Schlechtwettervariante einzuplanen. Oder vom Ausflug in den Kletterpark, der mit Höhenangst nicht wirklich spaßig ist. Ganz zu schweigen von den Zickenkriegen, die die Freundinnen der Braut gern mal bei ihren Planungen in SMS-Chats austragen. „Umso mehr Freunde, desto verheerender wird‘s“, sagt die Magdeburgerin.

Sie erkannte die Geschäfts­idee hinter den Anekdoten. Jetzt organisiert sie auch Junggesellenabschiede – kurz JGAs. Sachsen-Anhalt-weit ist sie die erste, die sich darauf spezialisiert hat. Die nächsten professionellen JGA-Planer, die im Internet zu finden sind, sitzen in Berlin und in Sachsen.

Julia Hohn recherchiert Veranstalter, verhandelt Preise, erstellt Zeitpläne, organisiert den Transport – in der Regel ist ja an diesem Tag keiner fahrtüchtig – und stellt sicher, dass überall ein Bierchen kaltgestellt wird. Je nach Umfang des Programms kostet das inklusive Beratung rund 150 Euro.

Der berüchtigte Bauchladen, mit denen Junggesellen oft von ihren Freunden durch die Stadt gescheucht werden, kommt immer mehr aus der Mode, sagt sie. „Die Leute wollen etwas Besonderes.“ Diesen Trend erkennt man auch auf den Internetseiten der großen Erlebnisgutschein-Anbieter. Bei Jochen Schweizer zum Beispiel gibt‘s für Junggesellenabschiede eine extra Kategorie mit rund 50 Angeboten in ganz Deutschland.

Um beim JGA etwas Ausgefallenes zu erleben, muss man allerdings nicht durch die halbe Republik gurken. Julia Hohn verrät der Volksstimme zehn kreative Programmideen in der Region:

Rätsel lösen: Bei diesem Erlebnis lässt sich die Truppe in einen Escape Room – wörtlich „Fluchtraum“ – einsperren und muss mit vereinten Gehirnzellen Rätsel lösen, um wieder rauszukommen. Vorteil: Stärkt den Teamgeist – später auf der Hochzeit sollen sich ja alle riechen können. Die Räume gibt‘s in Wernigerode und in Angern bei Magdeburg und in Magdeburg.

Party im Luxusauto: Man miete sich eine dicke Limousine samt Fahrer und lasse sich durch die Gegend kutschieren. Bis zu acht Leute gehen in ein Auto. Vorteil: An roten Ampeln lässt‘s sich bei offenem Fenster prima angeben, und dank des CD-Spielers in der Limo wird auf dieser Party nur Lieblingsmusik gespielt. Vermietungen sitzen im Bördedorf Niederndodeleben und in Magdeburg.

Black Jack spielen: In Magdeburg gibt es eine Spielbank mit Black-Jack-Tisch . Wer mit sturmfester Frisur antanzt, kann außerdem in einer Windbox fliegende Geldscheine haschen. Vorteil: So hat man auch ohne Clubbesuch einen Grund zum Aufbrezeln. Und wenn der Junggeselle verliert, kann er sich mit dem Glück in der Liebe trösten.

Baggern: Das ist jetzt nicht im übertragenen Sinne gemeint – schließlich wird bald geheiratet. Nein, in einem Park voller Sandhaufen in Magdeburg kann man vergnüglich im Kettenbagger umherrollen . Vorteil: Treibt Männern Freudentränen in die Augen.

Überleben: Ist halb so gefährlich, wie es klingt. Im Harz geht‘s mit einem Wildnisführer für ein oder zwei Tage ab in die Natur. Dort lernt die Truppe dann zum Beispiel, wie man Feuer ohne Feuerzeug macht und welche Pflanzen man essen kann, ohne danach tot umzufallen. Die Trainings gibt‘s bei Benneckenstein und in Clausthal-Zellerfeld.

Bier brauen: In einem rund vierstündigen Kurs stellt der JGA-Tross sein eigenes Bier her. Selbstverständlich wird nebenbei fleißig verkostet. Vorteil: Auch ohne jegliches Handarbeits-Geschick kann man etwas selbermachen. Außerdem muss man sich nicht sorgen, dass plötzlich das Bier ausgeht. Angeboten wird so ein Kurs zum Beispiel in der Börde bei der Brauerei Lindhorst.

Rafting: Hier geht‘s im Schlauchboot auf eine rasante Fahrt durch Wildwasser. Vorteil: Ist Bootfahren und Baden in einem. Allerdings muss man etwas weiter anreisen: Angeboten wird Rafting in Markleeberg in Sachsen und im niedersächsischen Katlenburg im Harz.

Grillboot fahren: Die gemütliche Alternative zum Rafting. Hier tuckert man im Donut-förmigen Bötchen samt Holzkohlegrill übers Wasser. Mit putzigen fünf PS erreicht das zwar keine nennenswerte Geschwindigkeit. Das hat aber auch einen Vorteil: Hier darf man auch ohne Bootsführerschein Kapitän sein. Verliehen werden die Boote in Magdeburg.

Lasertag spielen: Berühmt gemacht hat das Spiel der coolste Junggeselle im TV seit Magnum: Barney Stinson aus „How I met your mother“. Beim Lasertag stromert man durch ein Schwarzlichtlabyrinth und feuert Lichtstrahlen auf seine Gegner. Vorteil: Bringt Action, ohne dass man groß ins Schwitzen kommt. Spielarenen stehen in Hermsdorf in der Börde und in Magdeburg.

Nähen lernen: Hier lässt sich der Weiberhaufen ganz gemütlich zeigen, wie man ein Strumpfband fertigt, ohne versehentlich den eigenen Ärmel mit zu vernähen. Vorteil: Hinterher kann man behaupten, an seinem Junggesellinnenabschied produktiv gewesen zu sein. Und im Gegensatz zur Bauchladen-Tour verschüttet man nicht ständig seinen Sekt. Angeboten wird so ein Kurs zum Beispiel in Magdeburg.

Bei all diesen Empfehlungen, sagt Jullia Hohn, hat sie entweder den Selbsttest gemacht oder jemanden, der es probiert hat, ausgequetscht. Zu einem Erlebnis fehlen ihr die Erfahrungswerte allerdings noch: Stripper. Macht aber nichts, findet sie. Man muss sich nur zu helfen wissen: „Vielleicht veranstalte ich einfach demnächst ein Casting!“

Die Junggesellenabschieds-Planerin findet man hier.