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Mysteriöse Tat vom Pfingstmontag in Osterburg aufgeklärt Messer im Bauch: Opfer war auch Täter

Von Bernd Kaufholz 15.06.2011, 04:35

Der "Messerüberfall" auf einen Mann aus Osterburg (Landkreis Stendal) vom Pfingstmontag ist aller Wahrscheinlichkeit nach keine Straftat. Wie ein Rechtsmediziner nach gründlicher Untersuchung der Wunde gestern feststellte, hat sich der 46-Jährige die Bauchverletzung selbst zugefügt.

Osterburg. Ein 46-Jähriger war am Montagmorgen gegen 9.15 Uhr in die Raiffeisen-Tankstelle in der Düsedauer Straße gekommen und hatte sich einen "Flachmann" zu 1,40 Euro gekauft.

Nach zehn Minuten schwer verletzt zurück

Eine Tankstellenmitarbeiterin erzählte gestern der Volksstimme: "Ich kenne den Mann vom Sehen. Er hat bei uns schon öfter Schnaps und Bier gekauft. Am Montag war er völlig betrunken. Das habe ich ihm sofort angemerkt."

Mit dem "Klaren" in der Hand war Peter K. schwankend zum Ausgang der Tankstelle unweit der B 189 gegangen. Und für die Raiffeisen-Mitarbeiterin war der Fall damit eigentlich erledigt gewesen.

Allerdings nur für etwa zehn Minuten. Denn nach dieser Zeit stand K. erneut im Eingang der kleinen Verkaufsstelle – blass, noch unsicherer als zuvor auf den Beinen und "die Hände unter dem Bauch", wie die Mitarbeiterin später bei der Polizei aussagte. Mit Schrecken habe sie gesehen, dass ein Messer im Bauch des Mannes steckte.

"Er hat mich mit schwerer Zunge gebeten, dass ich den Rettungsdienst alarmiere", so die Frau von der Osterburger Raiffeisen-Tankstelle.

Glück für den 46-Jährigen war, dass die Tatwaffe im Fettgewebe steckengeblieben und somit kein Organ verletzt worden war.

Peter K., der kaum ansprechbar war, sagte nach Eintreffen der Polizei aus, dass er vor der Tankstellen-Tür überfallen worden sei. Ein Unbekannter habe das Messer nach ihm geworfen und ihn im Bauch getroffen.

Allerdings, so ein Ermittler gestern, sei diese Schilderung des Tatverlaufs bereits vor der ärztlichen Untersuchung "sehr unwahrscheinlich" gewesen. Denn nach genauer Betrachtung der Bekleidung des Verletzten konnten daran keinerlei Schnittspuren festgestellt werden.

Die einzige Möglichkeit wäre gewesen, dass K. in jenem Moment, da er das Messer auf sich zufliegen sah, Hemd und Unterhemd nach oben gerissen hat. Auch ohne einen Blutalkoholspiegel von etwa drei Promille wäre das ein Kunststück gewesen, so die Polizei.

Bis gestern Nachmittag nicht vernehmungsfähig

Nach jetzigem Stand der Ermittlungen hat sich der 46-Jährige, der im Stendaler Johanniter-Krankenhaus stationär behandelt wird, die Verletzung selbst zugefügt.

Allerdings war K., der unweit der Tankstelle wohnt, gestern bis zum späten Nachmittag nicht vernehmungsfähig und konnte sich somit auch nicht zu den Hintergründen der Tat äußern.

Möglicherweise muss sich der Mann nach seiner Genesung wegen Vortäuschung einer Straftat verantworten. Allerdings liege es näher, so ein Ermittler, dass Peter K. aufgrund seiner Handlung psychiatrisch untersucht werde und möglicherweise zum eigenen Schutz vorläufig in einer Psychiatrie untergebracht wird.

Bei dem Messer, das in der Stendaler Klinik aus dem Bauch des Mannes entfernt wurde, handelt es sich um seine eigene Waffe. Das Messer wurde von der Polizei beschlagnahmt.