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Mobilität Jeder sechste Neuwagen ein Stromer

Der Ausbau der Elektromobilität nimmt Fahrt auf. Auch die Zahl öffentlicher Ladepunkte ist in Sachsen-Anhalt gestiegen.

05.02.2021, 23:01

Magdeburg l Wer sich ein Elektroauto kauft, bekommt einen üppigen Umweltbonus von Staat und Herstellern. Bis zu 9000 Euro gibt es seit November für den Kauf eines Stromers dazu. Eine Prämie, die offensichtlich wirkt.

Jeder sechste im Dezember zugelassene Neuwagen in Sachsen-Anhalt hat einen Elektroantrieb, bundesweit war es sogar schon jeder vierte. Damit hat die Elektromobilität im Jahr 2020 einen deutlichen Sprung gemacht.

In Zahlen sieht dieser Anstieg so aus: Noch im Januar des vergangenen Jahres sind in Sachsen-Anhalt nach Zulassungszahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes lediglich 112 Elektroautos hinzugekommen. Außerdem hatten 108 neu zugelassene Autos mit Hybrid-Antrieb einen Elektromotor, bezeichnet als Plug-In-Hybride. Mit Elektromotor waren also im ganzen Land nur 220 neue Fahrzeuge ausgestattet, ihr Anteil bei den Neuzulassungen lag bei gerade mal sechs Prozent. Elf Monate später, im Dezember, ist dieser Anteil bei den Neuzulassungen auf 17 Prozent gestiegen. Einen Elektromotor haben nun schon 913 neue Fahrzeuge.

Angeschoben ist diese Entwicklung auch von den Autoherstellern, die beim Thema Elektromobilität zunehmend in die Offensive gehen. Besonders deutlich zu sehen war das zuletzt beim Volkswagen-Konzern. In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres begann der Verkauf der neuen ID-Modelle. Vor allem der ID.3 sorgte mit einem Sturm der Verkaufscharts in mehreren Ländern für Schlagzeilen. Im Dezember war er bereits das meistverkaufte Elektroauto in Deutschland.

„Wir haben eine sehr hohe Nachfrage nach Elektroautos“, bestätigt Thomas Ahlgrim, Sprecher der Voets-Gruppe. Sein Unternehmen betreibt 20 Autohäuser mit Marken des VW-Konzerns in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Ahlgrim betont jedoch auch, dass es grundsätzlich eine schwierige Zeit sei für Autoverkäufer. Schließlich gingen die Zulassungszahlen im vergangenen Jahr deutlich zurück. Sie lagen laut Kraftfahrt-Bundesamt deutschlandweit rund 19 Prozent unter dem Vorjahreswert.

Als langfristiges Ziel hat die Bundesregierung sieben bis zehn Millionen zugelassene Elektroautos bis zum Jahr 2030 ausgegeben. In Deutschland sind im Dezember insgesamt 43 671 Elektroautos hinzugekommen (ohne Plug-In-Hybride). Geht es in diesem Tempo weiter, sind es im Dezember des Jahres 2030 gut fünf Millionen. Rechnet man die 39 107 Plug-In-Hybride aus dem Dezember mit, würde das Ziel erreicht. Knapp zehn Millionen Autos mit Elektromotor würden dann 2030 auf deutschen Straßen unterwegs sein.

Die letzte Zielmarke zur Elektromobilität verfehlte die Bundesregierung. Bis zum Jahr 2020 sollten eine Million Elektroautos fahren. Tatsächlich waren es am 1. Oktober des vergangenen Jahres lediglich 222 000. Davon waren in Sachsen-Anhalt 2400 zugelassen.

Geladen werden E-Autos in der Regel zu Hause oder am Arbeitsplatz. Dazu wird die öffentliche Ladeinfrastruktur ausgebaut. Nur: Wie viele öffentliche Ladesäulen sind nötig? Von der EU-Kommission ist ein Ziel-Verhältnis von einem Ladepunkt für zehn E-Autos ausgegeben. Im Verkehrsministerium Sachsen-Anhalt geht man jedoch davon aus, dass weniger nötig sein könnten. Ein Sprecher verweist auf neuere Erkenntnisse, wonach ein öffentlicher Ladepunkt für 20 E-Autos im Jahr 2030 ausreichen könnte, etwa wegen steigender Ladeleistungen.

Zuletzt gab es in Sachsen-Anhalt statistisch für drei E-Autos eine öffentliche Ladesäule. Das Verkehrsministerium verzeichnete im August 763 öffentlich zugängliche Ladepunkte im Land, davon 148 Schnellladepunkte. Vor zwei Jahren waren es insgesamt um die 400.

Für stärkere Vorgaben beim Aufbau der Ladeinfrastruktur plädiert Torsten Schubert, der zehn BMW-Autohäuser in der Region betreibt. Es gebe zu große Schwankungen bei Preisen und Bezahlsystemen an den öffentlichen Ladesäulen, kritisiert er. Die 41 öffentlichen Ladepunkte seiner Autohäuser seien tatsächlich immer öfter belegt, berichtet Schubert. E-Autos seien 2020 für etwa ein Fünftel seines Umsatzes verantwortlich gewesen, so der Autohändler.