Bund beschloss Lockerung / Wasserschutzpolizei sieht Gefahren Motorboote dürfen bis 15 PS ohne Führerschein gelenkt werden
Berlin/Magdeburg l Sportbootfahrer dürfen ab sofort Motorboote mit bis zu 15 PS steuern, ohne dafür einen Führerschein vorlegen zu müssen. Bisher war dieser schon bei einer Motorisierung ab 5 PS Pflicht. Mit der Anhebung der Maximal-Leistung will der Bund vor allem den jüngeren Menschen den Zugang zum Wassersport erleichtern. Die neue Vorschrift orientiert sich laut Bundesverkehrsministerium an den geltenden Regelungen europäischer Nachbarländer. Die im Jahr 2000 eingeführten Charterscheine für Touristen, die in ausgewählten Gewässern der Müritz Boote über 15 PS führerscheinlos steuern dürfen, bleiben bestehen. Mit der Veröffentlichung des Gesetzes ist gestern die neue Regelung in Kraft getreten.
Vor allem für die Elbe und den Mittellandkanal sieht Sachsen-Anhalts Wasserschutzpolizei erhebliche Gefahren, die durch die Lockerung der bisherigen Vorschriften bestehen. "Wir stehen dem sehr skeptisch gegenüber und sehen gerade für die Bundeswasserstraßen ein erhebliches Gefahrenpotenzial", erklärte gestern Dietmar Bloch vom Wasserschutzpolizeirevier Sachsen-Anhalt. Vor allem leichte Boote aus Aluminium oder Schlauchboote können mit einem 15-PS-Motor hohe Geschwindigkeiten erreichen. Die Beamten aus Sachsen-Anhalt stünden mit ihrer Meinung nicht alleine. Dietmar Bloch: "Fast alle Wasserschutzpolizeibehörden der Länder haben sich negativ dazu geäußert, aber die Politik hat darauf leider nicht reagiert." Die Beamten seien nun dazu angehalten, Statistiken darüber zu führen, ob und in welcher Weise höhere Unfallzahlen mit führerscheinlosen Sportbootfahrern eine Rolle spielen.
Auch Friedrich Koop, Leiter des Magdeburger Wasser- und Schifffahrtsamtes, steht der Lockerung skeptisch gegenüber: "Die möglichen Unfallgefahren liegen gerade in den Bereichen mit starker Binnenschifffahrt auf der Hand. Wenn die Motorbootfahrer mit recht hohen Geschwindigkeiten unterwegs sind und nicht mal die Schilder am Rand der Wasserstraße verstehen, kann es gefährlich werden."
Jürgen Henning, Händler für Sportboote in Magdeburg: "Als Verkäufer finde ich das gut, als Wassersportler halte ich das für gefährlich." Seite 4