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Neues Gesetz Rettung für Dorfschulen

Sachsen-Anhalts Bildungsminister Marco Tullner (CDU) hat den Entwurf für ein novelliertes Schulgesetz vorgelegt.

Von Jens Schmidt 09.09.2017, 01:01

Magdeburg l Die schwarz-rot-grüne Landesregierung will Kommunen im Land künftig ermöglichen, in dünn besiedelten Regionen Grundschulverbünde zu gründen. Dazu hat das Haus von Bildungsminister Tullner den Entwurf für ein neues Schulgesetz erarbeitet. Ziel ist es, Schulschließungen auf dem Land zu verhindern.

Zum Hintergrund: Grundschul-Standorte in ländlichen Regionen dürfen nur bestehen bleiben, wenn eine Mindestschülerzahl von 60 erreicht wird. Ab 2014 waren mehr als 40 Grundschulen geschlossen worden, weil diese Vorgabe dort nicht erreicht wurde.

Eine zunächst geplante zweite Schließungswelle wurde nach einem Kurswechsel des damaligen Kultusministers Stephan Dorgerloh (SPD) abgeblasen. Nach Druck von Eltern und aus den Regierungsfraktionen sicherte er im Herbst 2015 zu, dass auch kleine Schulen bestehen bleiben können. Dafür verzichtete Dorgerloh auf die Erhöhung der Mindestschülerzahl von 60 auf 80 Kinder, die er zuvor auf den Weg gebracht hatte.

Das neue Schulgesetz sieht vor, dass kleine Grundschulen zu einem unselbständigen „Teilstandort“ werden können. Sie haben dann keinen eigenen Schulleiter mehr. Die Schulleitung sitzt am Hauptstandort. So werden Schulleiterstellen und Personalkosten gespart. Die „Nebenstelle“ muss mindestens 40 Schüler haben. Andernfalls würde sie doch geschlossen. Weitere Voraussetzung ist, dass in den Schuljahrgängen eins bis vier mindestens zwei Lerngruppen gebildet werden. Dazu kann der Unterricht jahrgangsübergreifend in den Klassen eins und zwei sowie drei und vier erteilt werden. Ein Ziel der Grundschulverbünde ist auch, Lehrer flexibler einsetzen zu können.

„Damit wird die Grundlage gelegt, auch im ländlichen Raum ein stabiles Schulnetz zu erhalten“, sagte Tullner am Freitag der Volksstimme. „Auch wenn direkt keine größeren Veränderungen im Schulnetz zu befürchten sind, signalisieren wir den Schulträgern, dass es neue Möglichkeiten zur Gestaltung der örtlichen Gegebenheiten geben soll.“

Die Ministerriege wird sich am 26. September mit dem Gesetzentwurf befassen. Ende Oktober soll das Papier in den Landtag gehen. Tullner betonte, dass ab dem Schuljahr 2018/2019 erste Modellversuche für Grundschulverbünde starten könnten. Er sagte, dass es derzeit vor allem im Harz, im Altmarkkreis Salzwedel und im Bereich Aschersleben-Staßfurt großes Interesse an einem Pilotprojekt gebe.

Laut Bildungsministerium arbeiten derzeit 4200 Lehrer an den 448 Grundschulen im Land, in denen rund 67.000 Schüler lernen.