Pädagogen Sachsen-Anhalt droht weiter Lehrermangel
In Sachsen-Anhalt werden in Zukunft im Bundesvergleich besonders viele Lehrer gebraucht. Aus eigener Kraft ist die Lücke kaum zu füllen.
Magdeburg/Halle (dpa) l Im Kampf gegen den Lehrermangel will Sachsen-Anhalt mit Ländern ins Gespräch kommen, die mehr Pädagogen ausbilden als sie brauchen. Das kündigte Bildungsstaatssekretärin Eva Feußner am Freitag an. Hintergrund ist eine aktuelle Studie der Kultusministerkonferenz (KMK) zum Lehrerbedarf bis 2030. Demnach ist das Verhältnis von Bedarf und eigenem Nachwuchspotenzial in keinem Bundesland so ungünstig wie in Sachsen-Anhalt. Auch andere ostdeutsche Bundesländer müssen der KMK-Übersicht zufolge in den kommenden Jahren eine Unterversorgung verhindern. Einige westdeutsche Bundesländer haben hingegen mehr Nachwuchs als sie brauchen.
"Die Zahlen bestätigen, was wir bereits wissen: die Herausforderungen in den kommenden Jahren sind enorm", sagte Staatssekretärin Feußner. Das Land hatte Anfang des Jahres selbst ein Gutachten zum künftigen Pädagogenbedarf vorgelegt. Demnach müssen bis 2030 rechnerisch jedes Jahr gut 730 neue Kollegen eingestellt werden, um die Abgänge und zuletzt steigende Schülerzahlen zu kompensieren. Besonders groß ist der Bedarf demnach neben speziellen Fächern in den Sekundarschulen und an Grundschulen.
Damals sei bereits entschieden worden, die Studienplätze für Lehramt an den beiden Unis in Halle und Magdeburg um ein Viertel auf 1000 zu erhöhen. Auch die Plätze für die praktische Referendariats-Ausbildung wurden auf 950 angehoben, sagte Feußner. Um alle Studienplätze aus eigener Kraft zu besetzen, müsste sich jeder fünfte Abiturient im Land für eine Lehrerkarriere entscheiden, hatte Wissenschaftsminister Armin Willingmann (SPD) damals vorgerechnet.
Ganz so viele Sachsen-Anhalter waren es nicht – doch die 800 Plätze in Halle und die 200 Plätze in Magdeburg sind Willingmann zufolge trotzdem alle vergeben. In Halle seien immerhin die Hälfte der Lehramts-Erstsemester Sachsen-Anhalter. Besonders erfreulich sei, dass sich zum zweiten Mal in Folge mehr junge Menschen für die Sekundarschule entschieden. Hier gab es ein Plus von 17 Prozent. Auch bei der Ausbildung zum Grundschullehrer sei ein Anstieg zu verzeichnen. In diesen beiden Schulformen hat das Land in den kommenden Jahren den größten Bedarf.
Wer jetzt mit dem Studium starte, könne ab 2023 regulär unterrichten, sagte Willingmann. Es müsse sichergestellt werden, dass auch künftig für alle erfolgreichen Uni-Absolventen ein Referendariats-Platz bereitstehe. Das sei in der Vergangenheit über lange Zeit nicht der Fall gewesen, sagte Willingmann. Da ohne Referendariat die Lehrerausbildung nicht abgeschlossen werden kann, sorgte diese Lücke aus Sicht des SPD-Ministers auch für viele junge Menschen, die vorzeitig aus dem Studium ausstiegen. Zuletzt beendeten nur zwei von drei Anfängern auch ihr Lehramtsstudium. Mit der sicheren Perspektive eines Referendariatsplatzes könnte der Anteil nach Einschätzung von Willingmann zeitnah auf 75 Prozent steigen.