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Kritik von Bürgern, Kreis verweist an das Duale System, das wiederum den Kreiswirtschaftsbetrieb in der Pflicht sieht Pingpong um Glasentsorgung: Wer hat nun Schuld?

Von Olaf Koch 17.07.2013, 03:15

Schönebeck l An manchen Tagen könnten Auswärtige den Eindruck gewinnen, Schönebeck hätte ein Problem. Ein Alkoholproblem. Denn der Anblick der Wertstoffcontainer für Glas lässt aus der ersten Betrachtung keinen anderen Schluss zu: Die Behälter quellen über, davor sammeln sich weiße, grüne und braune Flaschen an.

Das stört die Einwohner und Wohnungsvermieter gleichermaßen. So meldete sich dieser Tage Frank Blischke aus Elbenau bei der Volksstimme und schickte ein entsprechendes Foto. Werner Grundmann (SPD-Fraktion) machte seinem Ärger im Stadtrat Luft. Joachim Schulke, Dezernent der Stadtverwaltung, erklärte daraufhin, dass er seit Wochen mit dem Landkreis in dieser Angelegenheit in Verbindung stehe.

Die mangelhafte Glasentsorgung ist demnach dem Kreiswirtschaftsbetrieb bekannt. "Der Salzlandkreis ist aber nicht für die Vergabe dieser Leistungen verantwortlich, sondern das Duale System Deutschland (DSD). Der Landkreis wird nur bei der Erstellung der Leistungsbeschreibung beteiligt", schreibt Ralf Felgenträger, Leiter des operativen Geschäftes, auf eine entsprechende Anfrage der Volksstimme. Leider hätten die mehrfachen schriftlichen Hinweise seitens des Betriebsleiters und des Landrates gegenüber dem Entsorger Mitteldeutsche Logistik GmbH und auch dem DSD zu keiner dauerhaften Besserung des Problems geführt.

Und so sammeln sich weiter Tag für Tag die Flaschen. Als die Volksstimme gestern beim Dualen System Deutschland in Köln anruft, ist man dort ob des Problemes in Schönebeck nicht überrascht. Eine detaillierte Erläuterung ist nicht mehr notwendig: "Wir kennen Schönebeck und die Schwierigkeiten dort", sagt Norbert Völl, Pressesprecher des Grünen Punktes, in Köln.

Seinen Aussagen nach ist das Problem in der Elbestadt "hausgemacht": So soll der Kreiswirtschaftsbetrieb bei der Ausschreibung und Vergabe darauf bestanden haben, dass im gesamten Stadtgebiet nur kleine Glasbehälter-Tonnen aufgestellt werden - jene auf vier Rädern und einem Fassungsvermögen von 1,1 Kubikmeter. "Wir wollten aber die großen Behälter mit 4 Kubikmeter haben", berichtet Norbert Völl, die sogenanten Iglu-Container.

Die Folgen sind für den Entsorger zwei entscheidende: Weil die Behälter kleiner sind, muss er häufiger fahren - was mit Mehrkosten verbunden ist. Weil die kleinen Container nur durch Laster mit Hecklader aufgenommen werden können, sind im Vergleich zum Kran bei Großbehältern zwei Kollegen und nicht nur einer erforderlich - was wiederum mit Mehrkosten verbunden ist. "Sie sehen: Die kleinen Tonnen sind für die Glasentsorgung relativ ungeeignet", so Norbert Völl vom Dualen System Deutschland.

Nach dem Ping kommt kommt ein Pong: Aus Köln wird der Ball damit wieder nach Schönebeck zurückgespielt. "Ganz so, wie DSD das sagt, ist es ja nun auch nicht", meint Mechmet Tefikow, Leiter der kaufmännischen Abteilung des Kreiswirtschaftsbetriebes. DSD, sagt er, muss in der Ausschreibung ja bekannt gewesen sein, unter welchen Bedingungen in Schönebeck das Glas gesammelt und später entsorgt werde. "Vielleicht haben sie sich überschätzt?", fragt Tefikow. Er verweist darauf, dass die Entsorgung reibunsglos geklappt habe, als es noch den Kreis Schönebeck gab und die Kreisreinigung gefahren ist. Damals standen in Schönebeck ebenfalls die kleinen 1,1-Kubikmeter-Tonnen.

Wie dem auch sei: Zufällig gestern gab es ein Gespräch zwischen dem Unternehmen Fehr aus Wanzleben und dem Kreiswirtschaftsbetrieb. Das Ergebnis: Fehr sagt zu, dass es in Zukunft nicht mehr zu solchen Pannen wie in der Vergangenheit kommen soll.