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Erster Scopingtermin in Halle / Unternehmen verspricht 150 Jobs / Anrainer fürchten um ihre Dörfer Pläne für Kohle-Kraftwerk bei Profen nehmen Gestalt an

Von Winfried Borchert 08.12.2011, 04:22

Halle l Die Pläne für ein Braunkohlekraftwerk bei Profen (Burgenlandkreis) nehmen konkrete Gestalt an. Das Landesverwaltungsamt hat Antragsteller und Gegner für heute zu einem sogenannten Scopingtermin in Halle eingeladen. Eine Behördensprecherin sagte, es gehe darum, zwischen den Beteiligten den Rahmen für das folgende Genehmigungsverfahren abzustecken. Entscheidungen fallen nicht.

Antragsteller ist die Mitteldeutsche Braunkohlen-GmbH Zeitz (MIBRAG), die dem tschechischen CEZ-Konzern sowie einem britisch-amerikanischen Konsortium gehört. Das 1,3 Milliarden Euro teure Kraftwerk wäre das größte Industrieprojekt seit Jahren im Land. Mit einer Leistung von 660 Megawatt soll es die Altkraftwerke Deuben, Mumsdorf und Wählitz (zusammen 210 Megawatt) ersetzen. MIBRAG-Chef Joachim Geisler verspricht 150 Arbeitsplätze in dem Kraftwerk und nannte das Vorhaben einen "wichtigen Schritt für eine zuverlässige und preiswürdige Energieversorgung mit dem immer verfügbaren heimischen Energieträger Braunkohle".

Seit Jahren sucht das Unternehmen Geldgeber, nachdem 2007 der Energiekonzern EnBW aus dem Vorhaben ausgestiegen war. Die Landesregierung hat bisher keine klare Position zum Projekt. Während sich Ministerpräsident Reiner Haseloff und Wirtschaftsministerin Birgitta Wolff (beide CDU) dafür aussprechen, hat sich der Koalitionspartner SPD nicht festgelegt.

Umweltverbände, Anwohner und Bürgerinitiativen lehnen die Pläne ab. Anwohner fürchten um ihre Heimat, weil ab 2015 bei Lützen für das Kraftwerk ein neuer Tagebau aufgeschlossen werden müsste. Die Lützener Ortsteile Sössen und Röcken müssten dann womöglich den Baggern weichen.

Die Bürgerinitiative Lützen, Röcken und Sössen will das verhindern. Dorothee Berthold, eine der BI-Sprecherinnen, wirft Ministerpräsident Haseloff zugleich vor, die Menschen vor Ort "getäuscht" zu haben. "2009 hat er uns versprochen, ein neues Kraftwerk würde nur gebaut werden, wenn das Kohlendioxid abgespalten und gespeichert wird. Jetzt ist davon keine Rede mehr", sagte sie.

Die Landesregierung hatte jüngst auf eine Anfrage der Grünen bestätigt, dass das neue Kraftwerk die Kohlendioxidbilanz des Landes erheblich verschlechtern würde. Die Grünen-Abgeordnete Dorothea Frederking sagte gestern: "Das Kraftwerk würde zwei Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr mehr in die Atmosphäre blasen, als durch die Abschaltung der Altkraftwerke entfiele. Das würde die Klimaschutzziele des Landes in Frage stellen."