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Polizei Razzia bei Welpen-Mafia im Harz

Den Behörden ist im Harz ein Schlag gegen offenbar illegale Hundezüchter gelungen. Es geht um schwere Tierquälerei von Hundewelpen.

Von Dennis Lotzmann 21.02.2019, 15:46

Wienrode l Die Aktion, die Polizei, Feuerwehr, Staatsanwaltschaft sowie Amtsveterinäre der Kreisverwaltung am Donnerstag in dem Blankenburger Ortsteil gestartet haben, ist aus Sicht einer Sprecherin der Tierschutzorganisation Peta ein voller Erfolg. Am Ende wurden zehn wenige Wochen alte Dobermann-Welpen sowie fünf Junghunde beschlagnahmt.

Nahezu allen Tieren waren bereits illegal Körperteile entfernt (kupiert) worden. Damit verdichteten sich im Rahmen der vom Amtsgericht Halberstadt sanktionierten Durchsuchung eines Privathauses die Verdachtsmomente gegen eine 54 Jahre alte Wienröderin und eine 48 Jahre alte Serbin. Letztere soll die Tiere kupiert haben.

Gegen beide wird laut Polizei nun wegen des Vorwurfs, gegen das Tierschutzgesetz verstoßen zu haben, ermittelt. Ob die Ermittlungen auf andere Personen ausgedehnt werden, steht bislang nicht fest. Zwei weitere Serben und zwei Kaufinteressenten, die vor Ort angetroffen wurden, würden bislang als Zeugen geführt, so Polizeisprecherin Nadine Sünnemann.

Dass im Ermittlungsverfahren noch weitere Personen im Umfeld ins Visier rücken, scheint jedoch wahrscheinlich. So fordern die Tierschützer unter anderem die Überprüfung einer offenbar involvierten Tierärztin und deren Approbation.

Peta hatte den Fall aufgedeckt und die gestrige Aktion ins Rollen gebracht. Eine Aktivistin hatte gegenüber der 54-jährigen Züchterin Kaufinteresse an einem kupierten Dobermann suggeriert. „Die Frau hat mir daraufhin sehr detailliert geschildert, wie sie das macht und seit wann“, so die Fachreferentin der Organisation am Rande der Aktion. So würden bereits seit 20 Jahren Hunde gezüchtet und diese auf Wunsch der Käufer kupiert.

Diese Art der Verstümmelung, bei der Ohren verkleinert und aufgerichtet und die Rute (Schwanz) der Tiere gekürzt werden, ist in Deutschland seit Jahren verboten. Die wenige Wochen alten Welpen werden laut Peta für rund 1000 Euro angeboten, hinzu kommen 500 Euro für das Kupieren. 

Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Hauke Roggenbuck von der Anklagebehörde in Halberstadt hatte Peta mit einer Strafanzeige die Aktion ins Rollen gebracht. Donnerstagmorgen schlugen Polizei, Veterinäre und Feuerwehr im Wohnhaus der 54-Jährigen zu. Auch die Wohnung ihres 59 Jahre alten Lebenspartners in Westerhausen wurde durchsucht.

Amtstierarzt Dr. Rainer Miethig hielt sich mit einer Bewertung noch zurück. Ob illegal gezüchtet worden sei, stehe noch nicht fest. Eine Zucht mit bis zu zwei Hündinnen sei nicht genehmigungspflichtig. Die Aktion bewertete Miethig als „richtig“. Zu Vorwürfen von Anwohnern, wonach die Veterinärbehörde bekannte Missstände lange ignoriert habe, machte Miethig wegen des laufenden Verfahrens keine Angaben.