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  5. Preise steigen auch in Sachsen-Anhalt: Weihnachtsessen 2023 viel teurer als noch 2021

Steigende Lebensmittelpreise Bis zu 75 Prozent mehr: So viel teurer wird das Weihnachtsessen 2023 im Vergleich zu 2021

Rouladen mit Klößen und Rotkohl, Kartoffelsalat mit Würstchen oder Raclette: Die Zutaten für klassische Weihnachtsgerichte sind deutlich teurer als 2021. Ein Lebensmittel kostet satte 75 Prozent mehr.

Von Rieke Wiemann Aktualisiert: 13.12.2023, 13:25
Klöße und Rotkohl kommen bei vielen Menschen zu Weihnachten auf den Tisch.
Klöße und Rotkohl kommen bei vielen Menschen zu Weihnachten auf den Tisch. Für den Einkauf muss man dieses Jahr deutlich mehr Geld einplanen als 2021. (Foto: dpa)

Halle (Saale)/MZ. - Die Kräppelchen auf dem Weihnachtsmarkt, der Schoko-Nikolaus oder die Zutaten für den Plätzchenteig: Alles ist teuer in diesem Winter. Auch fürs Weihnachtsessen muss man dieses Jahr mehr Geld einplanen - egal ob es Kartoffelsalat mit Würstchen, Rinderrouladen mit Klößen oder Raclette gibt.

Obwohl die Inflationsrate den fünften Monat in Folge gesunken ist, sind die Lebensmittelpreise weiterhin sehr hoch. Vor allem für Olivenöl, Zucker, Marmelade, Honig und andere Süßwaren muss man deutlich mehr bezahlen als vor einem Jahr. Das zeigen aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Auch Brot, Getreideerzeugnisse, Gemüse und Fisch sind spürbar teurer.

Noch größer ist der Unterschied, wenn man die aktuellen Lebensmittelpreise mit denen von vor zwei Jahren vergleicht. Das hat die Verbraucherzentrale NRW gemacht - und herausgefunden, dass die Zutaten, die man für klassische Weihnachtsgerichte benötigt, im Oktober 2023 durchschnittlich 27 Prozent mehr kosteten als im Oktober 2021.

Kaum regionale Unterschiede bei Lebensmittelpreisen

Die Analyse der Verbraucherzentrale NRW basiert auf Daten des Statistischen Bundesamtes und der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI). Die Ergebnisse beziehen sich auf das gesamte Bundesgebiet.

Spezifische Zahlen für Sachsen-Anhalt liegen nicht vor. Sie sind aber auch nicht notwendig, da die Lebensmittelpreise in Deutschland im Großen und Ganzen gleich sind. Dies teilte das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) auf MZ-Anfrage mit. 

Mehr zum Thema: Die Inflation ebbt ab: Welche Branchen in Sachsen-Anhalt die Preise senken

"Für Lebensmittel im Discounter zahlt man überall in Deutschland gleich viel, die Preise im Supermarkt können je nach Region leicht variieren", sagte ein Mitarbeiter des IW gegenüber der MZ. Diese Unterschiede seien aber nicht signifikant.

Preise für Zucker, Mehl und Margarine sind am stärksten gestiegen

Wie die Untersuchung der Verbraucherzentrale NRW zeigt, ist der Preis für Zucker innerhalb der vergangenen zwei Jahre am stärksten gestiegen. Im Gegensatz zu Oktober 2021 kostet Zucker heute satte 75 Prozent mehr.

Auch die anderen Zutaten, die man für Weihnachtskekse braucht, sind deutlich teurer als vor zwei Jahren: Der Preis für Weizenmehl hat sich um 70 Prozent erhöht, der für Margarine um 51 Prozent, der für Eier um 22 Prozent.

Da die Butterpreise zuletzt stark gefallen sind - Butter kostet aktuell 25 Prozent weniger als vor einem Jahr -  beträgt der Preisanstieg im Zweijahresvergleich nur 13 Prozent.

Die Zutaten für Raclette sind deutlich teurer als vor zwei Jahren.
Die Zutaten für Raclette sind deutlich teurer als vor zwei Jahren.
(Foto: dpa)

Kein einziges der untersuchten Lebensmittel, die für ein klassisches Weihnachtsessen benötigt werden, ist in den vergangenen zwei Jahren nicht teurer geworden.

Kartoffelsalat mit Würstchen:

Würstkonserven kosten 35 Prozent mehr als 2021, vegane Wurstalternativen 15 Prozent, Kartoffeln 34 Prozent und Gurkenkonserven 28 Prozent.

Rinderroulade mit Rotkohl und Klößen:

Der Preis für Rinderrouladen ist Vergleich zu 2021 um 18 Prozent gestiegen. Kohlgemüse und Kartoffelkloßmehl sind jeweils 30 Prozent teurer, Apfelmus kostet 35 Prozent mehr.

Raclette:

Schnittkäse ist 39 Prozent teurer als 2021, Weißbrot 27 Prozent. Die Preise für Paprika und frische Pilze sind um 29 Prozent beziehungsweise 22 Prozent gestiegen.

Nicht alle Preissteigerungen sind auf höhere Produktionskosten zurückzuführen

Dass die Lebensmittelpreise trotz der gesunkenen Inflationsrate weiterhin hoch bleiben, begründet die Verbraucherzentrale NRW mit gestiegenen Kosten für Energie und Importgüter, höheren Personalkosten, einem Arbeitskräftemangel sowie Folgen der Klimakrise wie etwa Ernteausfällen.

Allerdings seien auch versteckte Preiserhöhungen in der Lebensmittelbranche Schuld an dem teuren Weihnachtsessen, sagt Silvia Monetti, die das Team Ernährungsarmut bei der Verbraucherzentrale NRW leitet. Die Lebensmittelteuerung habe sich seit März 2023 vom Trend der gesamten Inflation abgekoppelt, Nahrungsmittel seien seitdem deren Haupttreiber.

Die Verbraucherzentrale NRW kritisiert schon seit längerem die fehlende Transparenz bei der Preisbildung von Lebensmitteln. Sie fordert deswegen eine Monitoringstelle für Lebensmittelpreise sowie eine deutliche Kennzeichnung von Preiserhöhungen in der Werbung und am Supermarktregal.

Manche Preissteigerungen bei Lebensmitteln sind weder gerechtfertigt noch nachvollziehbar.

Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt

Die Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt fordert die Politik und das Kartellamt dazu auf, die Preisentwicklung zu untersuchen. "Manche Preissteigerungen bei Lebensmitteln sind weder gerechtfertigt noch nachvollziehbar", heißt es auf der Webseite der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt.

Der Marktmissbrauch müsse "vor allem bei überhöhten Preisen von Grundnahrungsmitteln sowie versteckten Preiserhöhungen durch geringere Füllmengen und veränderte Rezepturen" verhindert werden.

Armutsquote in Sachsen-Anhalt besonders hoch

Einkommensschwache Menschen leiden besonders unter den hohen Lebensmittelpreisen. Denn sie geben einen großen Teil ihres Einkommens für Nahrungsmittel aus.

"Für viele Menschen wird das Weihnachtsessen dieses Jahr eine finanzielle Belastung darstellen, denn über 14 Millionen Menschen sind in Deutschland von Armut betroffen oder bedroht", sagt Silvia Monetti von der Verbraucherzentrale NRW.

Sachsen-Anhalt hat die dritthöchste Armutsquote in Deutschland. Das geht aus dem Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes von 2022 hervor. Demnach ist in Sachsen-Anhalt jede fünfte Person von Armut betroffen.