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Nach Gesetzesänderung fällt das Fernverkehrs-Monopol der Deutschen Bahn Private Anbieter planen ab 2013 neue Fernbus-Verbindungen im Land

Von Lion Grote 06.11.2012, 02:10

Intercity-Express-Züge halten ab 2014 vermutlich nicht mehr in Magdeburg. Dafür aber vielleicht mehr Reisebusse. Ein neues Gesetz öffnet den Fernbusmarkt und auch für Sachsen-Anhalt bereiten sich Anbieter auf neue Strecken vor.

Magdeburg l Es war nur einer von 35 Punkten auf der Tagesordnung. Doch der Entschluss des Bundesrates, das Gesetz zur Öffnung des Fernbusmarktes zu beschließen, hat fast historische Bedeutung. Seit 1935 hatte die Deutsche Bahn quasi ein Beförderungsmonopol. Fernbusse durften der Bahn bislang auf der Straße keine Konkurrenz machen, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Ab dem 1. Januar 2013 nun können auch private Busunternehmen innerdeutsche Fahrten anbieten, sofern die Strecke länger als 50 Kilometer ist und die Fahrzeit mehr als eine Stunde beträgt.

Auch Sachsen-Anhalts Verkehrsminister Thomas Webel (CDU) freut sich über die Entscheidung. "Jetzt sind die Wege frei für alle", sagt der Minister und erhofft sich "eine Belebung des Fernverkehrs." Gerade nachdem vergangene Woche bekannt wurde, dass Magdeburg ab 2014 von der ICE-Landkarte verschwindet (die Volksstimme berichtete), könnten Fernbusse zur Alternative werden. Noch allerdings sind die Anbieter offiziell zurückhaltend, wie auch das Verkehrsministerium feststellt. "Wir beobachten den Markt, aber allzu viele Begehrlichkeiten scheint es in Sachsen-Anhalt noch nicht zu geben", sagt Referent Peter Mennicke.

Bislang bieten nur zwei Unternehmen innerdeutsche Fernbusfahrten von Sachsen-Anhalt aus an. Dominierend ist dabei die "Bayern-Express und Kühn GmbH", ein Tochterunternehmen der Bahn. Unter dem Namen "Berlin-Linien-Bus" werden von Halle, Magdeburg und Quedlinburg aus 56 Ziele angefahren, darunter Berlin, Erfurt, Frankfurt und Düsseldorf. Das Unternehmen "Deutsche Touring" fährt von Halle und Magdeburg nach Berlin sowie von der Landeshauptstadt auch nach Köln und Karlsruhe. "Wir wollen ab Januar 40 weitere Verbindungen anbieten", sagt Touring-Pressesprecherin Eva Miltz. Ob es auch Strecken durch Sachsen-Anhalt geben wird, möchte das Unternehmen noch nicht sagen. Aber auch andere Anbieter wollen sich noch nicht in ihre zukünftigen Streckenkarten schauen lassen.

Wie interessant und umkämpft der deutsche Fernbusmarkt ist, zeigen auch die Pläne des französischen Unternehmens "Veolia" und der britischen "National-Express", innerdeutsche Strecken anzubieten. Hinzu kommen nationale Anbieter wie "Mein Fernbus". Deren Sprecher Gregor Hintz bestätigt auf Nachfrage zumindest Pläne für Sachsen-Anhalt. "In der ersten Jahreshälfte werden wir dort mehrere Buslinien eröffnen." Auch "deinbus.de" hat Sachsen-Anhalt im Blick. "Gerade Magdeburg und Halle sind für uns natürlich interessante Ziele, mit denen wir planen", verkündet Pressesprecher Christian Janisch. Möglicherweise werden sich auch noch regionale Verkehrsunternehmen entschließen, einige Fernbusrouten anzubieten.

Bei aller Zurückhaltung der Anbieter aber ist der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer froh über die Gesetzesänderung. Präsident Jürgen Steinbrück jedenfalls verspricht den Kunden schon jetzt sinkende Fahrpreise.