Prozess gegen EX-MDR-Chef Manager von Helene Fischer in Udo Foht-Prozess verwickelt: Warum zahlte er ihm 15.000 Euro?
Der Manager von Helene Fischer ist in den Prozess gegen den ehemaligen MDR-Unterhalungschef Udo Foht verwickelt. Er zahlte ihm 15.000 Euro. Warum und wofür Foht das Geld brauchte, erfahren Sie hier.

Leipzig/MZ - Die Erinnerung ist weg – fast zumindest. „Ich hätte mich gern vorbereitet, aber ich habe dazu keine Akten mehr“, sagt Uwe Kanthak vor dem Landgericht in Leipzig.
Der 61-Jährige ist einer der mächtigsten Manager in der deutschen Schlagerwelt. Sein berühmtester Schützling ist Helene Fischer, die mit ihm an ihrer Seite zum Star wurde. Aber auch „Die Prinzen“ aus Leipzig hat der Künstleragent unter Vertrag. Am Freitag sollte Kanthak nun im Prozess gegen eine ehemalige Größe der deutschen Schlager- und Unterhaltungsszene aussagen. Es geht um Udo Foht, der einst Unterhaltungschef des MDR war. Ihn bezeichnet Kanthak als einst „einen der wichtigsten Medienleute in Deutschland“. Und ihm hat Kanthak viel Geld überwiesen.
Udo Foht werden von der Staatsanwaltschaft Betrug, Untreue, Bestechlichkeit sowie Steuerhinterziehung vorgeworfen. Seit Ende August läuft der Prozess in Leipzig. Der ehemalige Unterhaltungschef soll sich für Produktionen bei zahlreichen Managern und Firmen der Schlagerszene Geld geliehen haben – im Wissen, dass er diese Darlehen nicht zurückzahlen kann. Der 72-Jährige hatte im September bereits gestanden, so gehandelt zu haben.
15.000 Euro-Zahlung an Ex-MDR-Chef Udo Foht
Einer der Geschädigten ist Helene-Fischer-Manager Kanthak. Der bestätigte, dass Foht im Mai 2010 auf ihn mit der Bitte um 20.000 Euro zugekommen sei. „Es ging um die Finanzierung einer Sendung“, so Kanthak. Welche Sendung genau das gewesen sei, wisse er nicht mehr. Mit Foht hatte Kanthak nach eigener Aussage regelmäßig Kontakt. „Ich betreue Künstler und versuche, die in Fernsehsendungen zu platzieren“, erklärte er. Foht als einflussreicher Unterhaltungschef sei deswegen wichtig gewesen. Auch habe Foht für zwei Tourneen von Helene Fischer Drehbücher geschrieben. „Ich habe mich damals versichert, dass das als Nebentätigkeit von ihm erlaubt ist“, sagte der Musikmanager.

Das von Foht erbetene Darlehen zahlte Kanthak am 25. Mai 2010. Er überwies statt 20.000 jedoch nur 15.000 Euro. Wie Gerichtsdokumente zeigen, ging das Geld an die Firma „Just for fun“. An das Unternehmen konnte sich Kanthak jedoch nicht mehr erinnern. Ein Jahr nach der Überweisung schrieb Kanthaks Büro noch einmal an die Firma, mit dem Hinweis, dass das Geld nicht, wie vereinbart, zurückgezahlt wurde. Die 15.000 Euro seien aber auch daraufhin nicht geflossen. Es war die Zeit, in der das gesamte Finanzkonstrukt von Foht aufflog. „Da ich dann die ganzen Entwicklungen gesehen habe, habe ich auch keine weiteren Schritte unternommen“, sagte Kanthak vor Gericht. Eine existenzbedrohenden Schaden für ihn und seine Firma habe die Zahlung nicht angerichtet.
Wofür wurde an Udo Foht gezahltes Geld verwendet?
Wofür Kanthaks und auch das Geld anderer Geschädigter womöglich verwendet wurde, wurde am Freitag bei der Verlesung zahlreicher Mails aus dem Jahr 2010 deutlich. Sie zeigen die Kommunikation zwischen einem TV- und Radiomoderator sowie dessen Hamburger Anwalt. Viele der Mails gehen auch an Foht, wobei dieser – so kann man es den Mails entnehmen – nur sehr selten antwortete. Der Moderator soll im Betrugsgestrüpp des ehemaligen MDR-Unterhaltungschefs eine Schlüsselfigur gewesen sein. Gegen ihn und seinen Anwalt läuft auch ein separates Verfahren wegen Erpressung.
Aus den Mails wird deutlich, dass Foht dem Moderator Aufträge versprochen hat – unter anderem für den Sachsen-Anhalt-Tag, aber auch Buchprojekte, eine Imagekampagne sowie eine Fernsehsendung. Im Raum steht die Vermutung, dass das Geld der Schlagermanager zur Begleichung dieser Forderungen gedacht war. Es geht dabei um fünfstellige Summen. Wie hoch genau der Betrag war, wird nicht geschrieben. Allerdings tauschen sich der Moderator und sein Anwalt über eingeforderte Teilzahlungen in Höhe von 5.000 bis 25.000 Euro aus. Dass tatsächlich Geld geflossen ist, kann zumindest aus den am Freitag vorgelesenen Mails nicht geschlossen werden.
Moderator will Fohts Finanzierungskonstrukt auffliegenh lassen - Intendant wird eingeschaltet
Der Moderator wird mit zunehmender Dauer der Kommunikation ungehaltener und will Fohts Finanzierungskonstrukt auffliegen lassen. In den Mails ist von „Lug und Betrug“ die Rede und davon, dass der MDR „zäher“ als das chinesische Staatsfernsehen sei. In sporadischen Antworten und Anrufen, so geht es aus der Kommunikation hervor, vertröstet Foht den Moderator und dessen Anwalt. Im November 2010 schaltet der Moderator schließlich den damaligen Intendanten Udo Reiter ein und bittet ihn um ein Gespräch. Dazu kommt es allerdings nicht. Reiters Büro empfiehlt, mit Foht zu reden.

Der Prozess gegen Foht wird im Dezember fortgesetzt. Dann soll auch MDR-Intendantin Karola Wille aussagen. Sie war zuletzt in den Blickpunkt geraten. Bei einer Zahlung, die Foht 2011 von TV-Produzent Stefan Hoge bekam und die 2015 bereits rechtskräftig als Korruptionsdelikt eingestuft wurde, hatte Wille per Mail um die Veranlassung dieser Zahlung gebeten. Der MDR räumte Willes Mail ein, erklärte aber, dass Foht den „MDR und viele andere Beteiligte“ damals getäuscht habe. Die Juristische Direktion, die Wille damals leitete, sei davon ausgegangen, dass Hoge eine „Verbindlichkeit erfülle“. Nach Angabe des MDR habe die von Wille angestoßene Überprüfung dieser Verbindlichkeit auch dazu geführt, dass Fohts Konstrukt aufflog und er Ende Juli 2011 vom Sender suspendiert und angezeigt wurde.