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Sachsen-Anhalt Ratlosigkeit bei Terminvergabe

Nach wie vor verursacht die Vergabe von Impfterminen Ärger. Viele Landräte wollen daher eine lokale Vergabe aufbauen.

14.01.2021, 23:01

Magdeburg (js/bk/cd/vs) l Hans-Werner Dietrich aus Colbitz (Bördekreis) hat gestern die Corona-Rufnummer 116 117 angerufen, um einen Impftermin zu vereinbaren. Doch an der zentralen Hotline erlebte der 85-Jährige eine böse Überraschung: „Mir wurde gesagt, es gibt keine Termine, ich soll nach dem 4. Februar wieder anrufen.“ Früher ginge es höchstens in Wittenberg. „Das ist 100 Kilometer entfernt. Das geht ja nun gar nicht.“

Pannen gab es auch im Altmarkkreis. Dort bekamen Anrufer eine Absage – obwohl noch freie Kapazitäten vorhanden sind. Salzwedels Landrat Michael Ziche (CDU): „Wir haben in unserem Impfzentrum in Gardelegen noch freie Termine gehabt, doch die zentrale Hotline und das Internetportal behaupten das Gegenteil.“

Die Landkreise tragen ihre Kapazitäten in einem Portal der Kassenärztlichen Vereinigung ein. Die „KV Digital“ sitzt in Berlin. Geschäftsführer Florian Fuhrmann sagte: „Wir müssen der Sache noch auf den Grund gehen.“ Landrat Ziche meint: „Wir werden künftig eigene, dezentrale Terminvermittler aufbauen.“

Wie sieht es in den Landkreisen aus? Eine Übersicht:

 

SALZLANDKREIS: Kopfschütteln im Salzland: Dort werden 25 Prozent der Terminbuchungen an Menschen von außerhalb vergeben. „Damit erreichen wir in den ersten Wochen gezwungenermaßen weniger Bürger aus unserem eigenen Landkreis“, kritisiert Landrat Markus Bauer (SPD). Er setzt sich dafür ein, dass in Zukunft die Landkreise die Organisation der Impftermine übernehmen können. „Das würde das Prozedere für die Betroffenen insgesamt erleichtern und die Unzufriedenheit abbauen“, sagt Bauer.

BÖRDEKREIS: Die Servicenummer für Terminvergaben im Impfzentrum Haldensleben ist noch nicht aktiv, berichtet Uwe Baumgart, Sprecher des Landkreises. Die Inbetriebnahme sei abhängig vom verfügbaren Impfstoff.

 

MAGDEBURG: In der Landeshauptstadt wird das Impfzentrum nicht vor dem 20. Januar geöffnet. „Das machen wir erst, wenn ausreichend Impfdosen vorhanden sind“, sagt Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD). Vorher ergebe auch die Vergabe von Terminen keinen Sinn. Innerhalb der kommenden Tage erhält Magdeburg 1950 weitere Impfdosen. Derzeit prüft die Stadt technische Möglichkeiten, um Termine unabhängig von der Hotline 116 117 zu vergeben.

 

LANDKREIS STENDAL: Neue Termine für das Impfzentrum in Stendal zu buchen, das soll ab dem 18. Januar möglich sein. An diesem Tag startet das Impfzentrum mit 36 Impfungen pro Tag. Nach zwei Wochen soll auf 72 Impfungen pro Tag hochgefahren werden.

 

ALTMARKKREIS SALZWEDEL: Der Kreis beginnt mit der Dezentralisierung. Am 28. Januar soll eine Außenstelle in Salzwedel eröffnen. Im Impfzentrum Gardelegen gibt es frühestens ab dem 16. Februar wieder freie Termine, teilt die Kreisverwaltung mit. Die Erstimpfung in den Pflegeheimen ist abgeschlossen, die Zweitimpfungen beginnen nächste Woche.

 

HARZKREIS: Frust verursachen doppelt vergebene Impftermine im Impfzentrum in Quedlinburg. Am Montag und Mittwoch standen jeweils doppelt so viele Impfwillige vor der Tür, als Termine freigeschaltet worden waren. Ursache ist wohl ein Softwarefehler, erklärt die Kreisverwaltung.

Landrat Thomas Balcerowski (CDU) setzt mittelfristig – ab Ende Februar – auf eine dezentrale Vergabe der Impftermine. Das erleichtere die Koordination und verhindere Impftourismus, so Balcerowski. Er sei strikt dagegen, Einwohner in anderen Landkreisen zu impfen, da Impfmittel bezogen auf die jeweiligen Einwohnerzahlen bereitgestellt würden.

 

Wie geht es weiter? Sachsen-Anhalt bekommt ab Montag jede Woche 19 500 Dosen des Impfstoffs von Biontech/Pfizer. Vereinbart seien diese Liefermengen bis Mitte Februar, sagte Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD). Zudem hat das Land seine Reserve von 19 500 Dosen aufgelöst und diese an die Kreise verteilt.

Einen richtigen Impfschub erwarten Fachleute erst, wenn größere Mengen Impfstoff ankommen und dann auch die Hausarztpraxen Spritzen anbieten können. „Nur so lässt sich eine breite Immunisierung erzielen“, hatte Magdeburgs Amtsarzt Eike Hennig gesagt. Meinung