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Zweites Video ausgewertet Entwarnung! Behörden beenden Suche nach Puma am Geiseltalsee in Sachsen-Anhalt

Am Geiseltalsee im südlichen Sachsen-Anhalt haben die Behörden nach einer frei herumlaufenden Raubkatze gesucht. Videoaufnahmen wurden von Experten zunächst als echt bewertet. Polizei und Feuerwehren hatten unter anderem mit Drohnen nach dem möglichen Raubtier gesucht.

Von dpa Aktualisiert: 17.06.2025, 19:55
Am Geiseltalsee im südlichen Sachsen-Anhalt wurde möglicherweise eine große Raubkatze gesichtet. Am Dienstagabend gaben die Behörden im Saalekreis dann Entwarnung. Was für ein Tier da gefilmt wurde, ist aber weiter unklar. 
Am Geiseltalsee im südlichen Sachsen-Anhalt wurde möglicherweise eine große Raubkatze gesichtet. Am Dienstagabend gaben die Behörden im Saalekreis dann Entwarnung. Was für ein Tier da gefilmt wurde, ist aber weiter unklar.  Foto: Jan Woitas/dpa

Braunsbedra. - Ein wackeliges Handyvideo sorgte für Aufregung rund um den Geiseltalsee, einem beliebten Badesee im Süden von Sachsen-Anhalt, in der Nähe von Leipzig. Ein Tier auf vier Pfoten schleicht in der Ferne über eine Wiese an einem Waldrand entlang. Eine Stimme hinter der Kamera mutmaßt: „Weißt du, was das ist? So was wie ein Puma!“

In der kleinen Stadt Braunsbedra suchten daraufhin  Polizei und Feuerwehren unter anderem mit Drohnen und einem Hubschrauber nach dem möglichen Raubtier.

Eine erste Sichtung habe es am Freitagabend im Bereich des Hafens von Braunsbedra gegeben, sagte die zuständige Dezernentin des Saalekreises, Sabine Faulstich. Man sei sehr sicher, dass es sich bei dem Video nicht um eine Fälschung handele, betonte sie. Eine Mitarbeiterin des Landratsamtes habe das Video aufgenommen.

Video: Großkatze am Geiseltalsee in Sachsen-Anhalt gesichtet

(Video: Saalekreis)
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Mitarbeiterin des Landratsamtes hat Video der vermeintlichen Raubkatze gemacht

Am Montag sei der Landkreis informiert worden, am Abend informierte der Kreis die Bevölkerung per Warn-App Nina über die Sichtung einer Großkatze. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, sich keinesfalls dem Tier zu nähern oder sich in Wiesen und Wäldern aufzuhalten.

Hunde sollten an der Leine gehalten werden. Grundsätzlich sei so ein Tier aber „menschenscheu“. Man setze auf die Vernunft der Bevölkerung und darauf, dass sich niemand in unnötig in Gefahr bringe.

Das Tier war auch noch an anderen Stellen gesichtet worden, unter anderem in einem Ortsteil der Nachbarstadt Mücheln. Die Behörde nahm die Sache sehr ernst, hieß es.

Lesen Sie auch: Suchaktion an der Marina Mücheln: Mit Video: „Kein Fake“ - Saalekreis sucht Großkatze am Geiseltalsee

Nach einer ausgedehnten Suche folgte am Dienstagabend dann die Entwarnung: Sie kam von Ordnungsdezernentin Sabine Faulstich, die kurz nach 18 Uhr erklärte, dass der Saalekreis die Suchaktionen einstelle.

Nach Auswertung eines zweiten Videos gehe man inzwischen nicht mehr davon aus, dass es sich um ein für Menschen gefährliches Tier handele. Was es sei, wisse man aber weiterhin nicht.

Landratsamt: Mit großer Wahrscheinlichkeit ein Puma am Geiseltalsee

Bis Dienstagabend war man sich sicher, dass es sich um eine Großkatze handeln würde. Drei Teams hatten mit Drohnen nach der möglichen Raubkatze gesucht, um das  Tier zu betäuben und zu fangen. 

Anschließend sollte es zu einem Zoo gebracht werden. Der Bergzoo Halle hatte seine Zustimmung für eine Aufnahme bereits gegeben. Auch der Zoo in Aschersleben war im Gespräch.

Einen vergleichbaren Fall habe es in der Gegend bislang nicht gegeben. Es gab auch keine Hinweise, dass es aus einem Zoo oder einem Zirkus eine Wildkatze geflüchtet sei.

Alle bekannten Tierhalter seien angefragt worden. Weshalb das Landratsamt zunächst von einer möglicherweise illegalen Haltung des Tieres ausging.

Riss eines Kalbes wird untersucht

Nach Angaben des Landkreises war in den vergangenen Tagen ein Kalb in der Nähe des Sees gerissen worden. Der Kadaver werde nun genauer untersucht, um die Frage zu beantworten, ob das Tier von einer Raubkatze getötet wurde.

„Leider ist das Videomaterial so schlecht, dass eine schlüssige Auswertung nicht möglich ist“, sagte der Sprecher des Bergzoos Halle, Tom Bernheim. Der Zoo habe, wie andere Einrichtungen ebenfalls, das Videomaterial gesichtet.

„Vom Videomaterial kann man höchstens sagen, es könnte eine Großkatze, ein Raubtier sein.“ Jede andere Aussage wäre unseriös. Die Aufnahmen seien aus großer Entfernung aufgenommen. Der Zoo stehe mit den zuständigen Behörden im Saalekreis in Kontakt.

Haltung von Raubtieren: Bei geschützten Tieren gilt Nachweispflicht

Die Suche nach dem mutmaßlichen Raubtier hat erneut eine Diskussion über die Haltung gefährlicher Tiere entfacht. Eine deutschlandweit einheitliche rechtliche Regelung über den Umgang mit gefährlichen oder giftigen Tieren gibt es nicht.

Während viele andere Bundesländer gesonderte Verordnungen zu sogenannten Gefahrtieren aufgestellt haben, fehlen nach Angaben des unabhängigen Artenschutz-Instituts Aspe vom April 2024 in Sachsen-Anhalt solche Spezialregeln. Ausschlaggebend sind hier allerdings bundes- und europaweite Vorgaben.

Auch in Sachsen-Anhalt bestehen daher grundsätzlich für alle besonders und streng geschützten Tiere Besitz- und Vermarktungsverbote, von denen im Einzelfall Ausnahmen nachzuweisen sind. Nach dem Bundesnaturschutzgesetz gibt es Ausnahmen, insbesondere für legal gezüchtete oder mit Genehmigung eingeführte Tiere.

Kritik von Tierschutzorganisation an Raubkatzenhaltung

Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten kritisiert seit langem, dass in einigen Bundesländern die Haltung auch potenziell gefährlicher Tiere erlaubt sei. „Die Haltung solcher Tiere soll nicht stattfinden“, sagte Thomas Pietsch, Wildtierexperte von Vier Pfoten. Es brauche spezielles Wissen, und es gebe gewisse Haltungsanforderungen, die Privatpersonen nicht leisten könnten.

Die Politik tue sich seit Jahren schwer, hier entsprechende Verbote zu erlassen. In anderen Ländern, wie etwa den Niederlanden oder Belgien, gebe es dagegen gute Erfahrungen mit gesetzlichen Regelungen, welche Tiere unter welchen Bedingungen gehalten werden dürften.

Die Tierrechtsorganisation Peta hat eine Belohnung in Höhe von 500 Euro für Hinweise ausgesetzt, die den Halter oder die Halterin zweifelsfrei identifizieren. „Sogar Großkatzen wie Tiger und Löwen sind im Internet käuflich erwerbbar und in vielen Bundesländern, darunter Sachsen-Anhalt, dürfen sie legal privat gehalten werden“, sagte Peter Höffken, Fachreferent bei Peta. Zum Schutz von Mensch und Tier forderte er ein generelles Haltungs- und Verkaufsverbot von Wildtieren.

Bereits vor vier Jahren hatte es im Süden Sachsen-Anhalt einen Zwischenfall mit einem Raubtier gegeben. Ein Model war bei einem Fotoshooting auf einem Gnadenhof von einem Leoparden angegriffen und mehrfach in den Kopf gebissen worden.

Der „Löwe“ von Kleinmachnow sorgte bei Berlin für Schlagzeilen

Im Sommer vor knapp zwei Jahren sorgte ein ähnlicher Vorfall in Kleinmachnow bei Berlin für Aufsehen: Dort jagten Polizei, Jäger und Tierärzte rund 30 Stunden lang samt Hubschrauber und Drohnen eine vermeintliche Löwin – ausgelöst durch ein Handyvideo.

Die internationale Aufmerksamkeit war groß, am Ende stellte sich das angebliche Raubtier als Wildschwein heraus. Der Vorfall hatte bundesweit für Debatten über den Umgang mit gefährlichen Tieren zur Folge.