1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Regionale Kultur
  6. >
  7. Premiere am Harztheater: Verwirrspiel mit Pointen

Premiere am Harztheater Verwirrspiel mit Pointen

Die Operette „Der Opernball“ erklingt nach 70 Jahren wieder am Halberstädter Theater. Da perlt nicht nur der Sekt, sondern auch der Gesang bei der Premiere im Harztheater.

Von Uwe Kraus 01.01.2024, 13:57
IBuntes Operettenspektakel: Wirrungen und Champagnerlaune auf der Bühne des Halberstädter Harztheaters.
IBuntes Operettenspektakel: Wirrungen und Champagnerlaune auf der Bühne des Halberstädter Harztheaters. Foto: behringer

Halberstadt. - Richard Heubergers Operette „Der Opernball“ mit dem Ohrwurm „Komm mit mir ins Chambre séparée“ wurde in Halberstadt am Silvestertag durch den Wiener Wolfgang Dosch sehr ansprechend und ohne großen Modernisierungsdrang inszeniert.

Die Ausstattung nahe an den Kostümen der besten Operetten-Ära übernimmt TOTO, der große Inszenierungen in Magdeburg betreut und mehrfach mit Dosch zusammengearbeitet hat.

Die Handlung: Ein Ehepaar vom Lande besucht eins in Paris, die Männer wollen, wenn schon mal alles lockerer zugeht, auf den Pudding hauen und sich mal ein amouröses Abenteuer gönnen.

Die Ehefrauen riechen jedoch die erotische Lunte und veranstalten einen Treuetest. Doch längst hat, was sie nicht wissen, das ausgeschlafene Kammermädchen die Fäden an sich gerissen. So erlebt das Publikum ein Märchen für Erwachsene, das als heiter-absurdes Verwirrspiel alles aufbietet, was gutes Musiktheater ausmacht; Herz, Schmerz, Leidenschaft, eine einigermaßen schlüssige Story und eine gehörige Portion Wortwitz. Für den sorgt vorrangig der schlitzohrige Opernball-Kellner Philippe. Man könnte meinen, ohne Chor und Ballett lässt sich eine zu Herzen gehende Operette nicht auf die Bühnenbretter bringen. Die Inszenierung beweist das Gegenteil. Nicht nur weil fein instrumentierte, farbenprächtige Musik erklingt, sondern die Figuren von Wolfgang Dosch liebevoll gezeichnet werden.

Die Rolle der Tante Palmira Beaubuisson füllt mit Marlies Sturm ein Urgestein des Harztheaters. Sie gibt überzeugend die resolute Ehefrau, Gatte Theophile mächtig unter der Knute hält. Samuel Berlad versucht auszubrechen, macht aber letztlich in seiner Loge nicht die beste Figur. Die Séparées, werden zum Dreh- und Angelpunkt des zweiten Aktes, wenn ein Bäumchen-wechsele-Dich-Spiel beginnt, bei dem neben einer Lebedame, sehr exaltiert von Amrei Wasikowski gestaltet, zwei rosa Dominos für Verwirrung bei den beteiligten Herrschaften sorgen. Die wurden auf bestem Briefpapier zum Rendezvous geladen, nichtsahnend, dass ihre Ehefrauen dahinterstecken.

Im Ohr bleiben das Walzerduett „Gehen wir ins Chambre séparée“ und das Auftrittslied der Ehemänner „Man lebt nur einmal in der Welt, je toller, desto lieber“. Und im Kopf vielleicht eine tolle Liebesbotschaft, die nicht nur zum Opernball knistert.