1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Regionale Wirtschaft
  6. >
  7. Astra-Zeneca lässt Corona-Impfstoff in Dessau-Roßlau abfüllen

IDT Biologika Astra-Zeneca lässt Corona-Impfstoff in Dessau-Roßlau abfüllen

Von Johannes Vetter 16.04.2021, 17:07

Dessau-Roßlau

Als Standort für die Impfstoffproduktion wird Sachsen-Anhalt immer wichtiger. Auch Astra-Zeneca lässt nun Impfstoff bei IDT Biologika in Dessau-Roßlau abfüllen. Mindestens zehn Millionen Dosen sollen im zweiten Quartal dieses Jahres aus dem dortigen Impfstoff-Werk kommen. Das gab IDT Biologika gestern anlässlich eines Besuchs von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und Ministerpräsident Reiner Haseloff (beide CDU) bekannt.

Möglich geworden ist das nach Angaben des Unternehmens, weil die Pharma-Firma Merz kurzfristig auf Kapazitäten verzichtet habe. Merz ist Kunde von IDT Biologika. Drei Monate lang könne nun der Impfstoff von Astra-Zeneca in Dessau-Roßlau abgefüllt werden.

Damit sind in Dessau-Roßlau erneut Abfüll-Kapazitäten für Corona-Impfstoff frei geworden, weil andere Firmen auf ihre geplanten Produktionen verzichtet haben. Erst im vergangenen Monte hatte das Unternehmen Takeda zugunsten von Johnson & Johnson verzichtet. Wie Jürgen Betzing, Geschäftsführer von IDT Biologika, gestern berichtete, seien die ersten Chargen des abgefüllten Impfstoffs von Johnson & Johnson bereits ausgeliefert. Auch der Impfstoff von Johnson & Johnson soll nur drei Monate in Dessau-Roßlau abgefüllt werden.

Dass die Impfstoff-Entwickler Abfüll-Kapazitäten in Dessau-Roßlau bekommen, ist politisch gewollt. Wie Gesundheitsminister Spahn gestern berichtete, habe er gegenüber Astra-Zeneca deutlich gemacht, dass Abfüllmöglichkeiten bestünden. Sollten IDT Biologika dadurch finanzielle Nachteile entstehen, werde es einen finanziellen Ausgleich geben, sagte Spahn.

IDT Biologika will mehr als 100 Millionen Euro investieren

Das IDT Biologika und Astra-Zeneca bei der Impfstoff-Herstellung kooperieren, ist nicht neu. Das Unternehmen aus Dessau-Roßlau investiert gerade viel Geld in ein neues Impfstoff-Produktionsgebäude. Ab 2023 soll dann dort auch der Impfstoff von Astra-Zeneca produziert werden. Mehr als 100 Millionen Euro investiert das Pharma-Unternehmen mit rund 1600 Mitarbeitern dafür in den Standort Dessau-Roßlau.

Hergestellt wird Impfstoff in großen Mengen noch an einem zweiten Standort in Sachsen-Anhalt. Die Firma Dermapharm mit Sitz in München stellt in einem Werk in Brehna (Anhalt-Bitterfeld) den Biontech-Impfstoff her. Dieser zählt zur Gruppe der mRNA-Impfstoffe.

Wird Russischer Impfstoff Sputnik V bald in Dessau-Roßlau abgefüllt?

IDT Biologika hingegen ist auf Vektor-Impfstoffe spezialisiert. Zu ihnen zählen neben den Impfstoffen von Astra-Zeneca und Johnson & Johnson auch der russische Impfstoff Sputnik V.

Wie IDT-Chef Betzing gestern bestätigte, gibt es Gespräche über eine Abfüllung des russischen Impfstoffs in Dessau-Roßlau. Ministerpräsident Haseloff bekräftigte, dass er sich eine dortige Produktion des Vakzins wünschen würde. Spahn hatte bereits in der vergangenen Woche angekündigt, mit Russland über die Lieferung des Impfstoffs reden zu wollen. Bislang ist Sputnik V allerdings noch nicht zugelassen von der Europäische Arzneimittel-Agentur EMA.

Sachsen-Anhalt soll erste Lieferung des Impfstoffs von IDT Biologika bekommen

Neben den Impfstoff-Abfüllungen für andere Unternehmen entwickelt IDT Biologika gemeinsam mit dem Deutsche Zentrum für Infektionsforschung auch einen eigenen Impfstoff. Zuletzt stockte die Entwicklung, weil der Impfstoff nach Angaben des Unternehmens keine zufriedenstellende Immunantwort hervorbrachte. Mittlerweile haben die Forscher den Impfstoff verändert. Im Mai soll die zweite Phase der klinischen Studie beginnen, Anfang des kommenden Jahres will IDT Biologika die Zulassung beantragen.

Wenn der Impfstoff auf dem Markt ist, soll Sachsen-Anhalt die erste Lieferung bekommen. Das betonte Ministerpräsident Haseloff gestern. IDT Biologika bestätigte die Absprache.