Branche in Sachsen-Anhalt sieht sich gut aufgestellt: Probleme von Opel schlagen nicht durch Autozulieferer wachsen mit Volkswagen
Die Autozulieferindustrie in Sachsen-Anhalt sieht sich gut aufgestellt. Die Absatzprobleme von Opel schlagen nicht auf die hiesigen Betriebe durch. Deren Hauptkunde ist Volkswagen. Und den Wolfsburgern geht es gut.
Magdeburg l "Der überwiegende Teil der Automobilzulieferer in Sachsen-Anhalt unterhält Geschäftsbeziehungen mit dem Volkswagen-Konzern", sagte der Geschäftsstellenleiter des automobilen Netzwerkes "MAHREG Automotive", Uve Jacubke, im Volksstimme-Gespräch. "Unsere Zulieferer profitieren von den großen Autowerken von VW vor allem in Wolfsburg, aber auch von den Fabriken von Porsche und BMW in Leipzig."
Zu der Autozulieferbranche in Sachsen-Anhalt zählen etwa 270 Unternehmen mit insgesamt 23000 Beschäftigten. Das Bündnis MAHREG ist mit rund 100 aktiv Mitwirkenden die zentrale Kooperationsplattform für Unternehmen und Forschungseinrichtungen in Sachsen-Anhalt.
"Von großer Bedeutung für uns ist die räumliche Nähe zur zentralen Entwicklungsabteilung von VW in Wolfsburg, wohin es äußerst intensive Kontakte gibt", sagte Jacubke. So seien die hiesigen Unternehmen seit vielen Jahren eng in die Entwicklung neuer Automodelle eingebunden. Dies gelte etwa für Themen wie die Gewichtsreduzierung von Fahrzeugen durch den Einsatz neuer oder die Kombination leichter Baustoffe, den Prototypenbau oder die Gießereitechnik. "Das sind die Stärken unserer Firmen", betonte Jacubke.
Europas größter Autokonzern Volkswagen gehört zu den großen Gewinnern des Autojahres 2012. Im Gegensatz zu anderen europäischen Massenherstellern wie Opel, Fiat oder PSA Peugeot-Citroën, die stark von Europa abhängig sind, traf VW die Absatzkrise in Westeuropa weniger hart. Die breite internationale Aufstellung vor allem auf den Boom-Märkten China und USA sowie die inzwischen zwölf Marken federten das schwächere Europa-Geschäft mehr als ab.
Im vergangenen Jahr lieferte Volkswagen mehr als neun Millionen Fahrzeuge aus. Damit fuhr der Konzern einen neuen Rekord ein. "Unsere Unternehmen schwimmen auf der Welle dieses Erfolges mit", sagte Jacubke.
Nichtsdestotrotz stünden diese vor großen Herausforderungen. "Die Betriebe haben vielfach zu wenig Geld, um eigene Forschungsabteilungen aufzubauen", sagte der Vorstandsvorsitzende des Vereins "Sachsen-Anhalt Automotive", Jürgen Ude. "Wir müssen daher zu den hiesigen Hoch- und Fachhochschulen enge Verbindungen knüpfen und gemeinsame Innovationen umsetzen. Das ist unsere Ressource, das ist der Schlüssel zum Erfolg."
Ude, der auch Geschäftsführer des Innovations- und Gründerzentrums Magdeburg (IGZ) ist, verwies insbesondere auf das von MAHREG initiierte und vom Land mit mehr als 30 Millionen Euro begleitete Institut für Kompetenz in AutoMobilität (IKAM) mit Betriebsstätten in Barleben und Magdeburg.
Mit dem Institut soll die technologische Basis für künftige Forschungs- und Entwicklungsleistungen der Automotivebranche in Sachsen-Anhalt deutlich verbessert und die heimische Zulieferindustrie auf ein langfristig sicheres Fundament gestellt werden, verdeutlichte Ude.
Entwicklung alternativer Antriebssysteme
Schwerpunkte des Instituts sind unter anderem die Entwicklung alternativer Antriebssysteme etwa im Elektromotorenbereich, der automobile Leichtbau mit neuen Werkstoffen und Verfahren sowie die Forschung an Energiespeichern wie Brennstoffzellen.
"Dabei geht es immer darum, Wirtschaft und Wissenschaft besser miteinander zu verzahnen, gemeinsam zu forschen, zu entwickeln und am Ende einen echten Mehrwert, ein verkaufsfähiges Produkt, zu schaffen", betonte Ude. Dabei müssten noch Hemnisse beseitigt werden. So seien die Universitäten und Hochschulen der Grundlagenforschung und Lehre verpflichtet. Die Zulieferunternehmen benötigten allerdings neue Verfahren, Materialien und Produkte gemäß den Anforderungen des internationalen Marktes", forderte er: "Das heißt kostengünstig und schnell." Dieser unterschiedliche Ansatz behindere in der Praxis noch manches Projekt.