Bahn und ÖPNV MVB: "Keinen Cent" an 9-Euro-Ticket verdient - langfristige Preiserhöhung als Folge möglich
Die Bilanz aus den Verkäufen von 9-Euro-Tickets scheint ernüchternd: Vor allem im Harz und auf Strecke Wittenberg-Berlin drastisch erhöhte Zahl an Reisenden, aber Verkehrsbetriebe haben offenbar keine Mehreinnahmen. Das könnte nun langfristig zu Preiserhöhungen und Leistungsreduzierungen für die Reisenden führen.

Magdeburg (dpa) - Das 9-Euro-Ticket hat auf manchen Bahnstrecken in Sachsen-Anhalt zu deutlich volleren Zügen geführt. Zum Teil lag die Auslastung von Juni bis August jeweils um mehr als das Dreifache höher als im Mai, wie ein Sprecher des Verkehrsministeriums sagte. Insbesondere auf der Verbindung RE3 von Wittenberg nach Berlin schoss demnach die Zahl der Reisenden in die Höhe. „Die sehr einfache Nutzungsmöglichkeit hat die oft diskutierten Zugangshürden zum ÖPNV offensichtlich massiv gesenkt“, sagte der Sprecher kurz vor dem Ende der vergünstigten Fahrkarte. Viele Menschen seien animiert worden, den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) auszuprobieren.
Allerdings habe die überregionale Nutzung des Tickets die Ressourcen wie Fahrzeuge, Personal und Haltestellen stark strapaziert, hieß es aus dem Ministerium. Insbesondere auf den touristisch frequentierten Strecken wie im Harz sei sichtbar geworden, dass weite Teile des Schienennetzes nicht für deutlich mehr Fahrgäste ausgestattet seien, sagten Verkehrsexperten. Für die Unternehmen sei dieser dreimonatige Zeitraum eine enorme zusätzliche Herausforderung gewesen. Allein im Juni wurden in Sachsen-Anhalt mehr als 400 000 Tickets verkauft.
Zwar wurde mitunter mit zusätzlichen Wagons reagiert, diese reichten aber oftmals nicht für den Ansturm von Reisenden aus. Züge mussten mitunter von der Bundespolizei wegen Überfüllung geräumt werden. Zudem hätten die Verkehrsunternehmen deutlich mehr Menschen bewegt und bei aktuell dramatischen Kostensteigerungen keinen Cent zusätzlich verdient, so eine Sprecherin des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes. Folgen könnten höhere Fahrpreise, Leistungsreduzierungen und Investitionen in die Infrastruktur sein.
Ob es ein Nachfolgeangebot geben wird, wird derzeit hitzig diskutiert.