1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Regionale Wirtschaft
  6. >
  7. Wohnungen: Bauflaute in Sachsen-Anhalt hält an: So reagieren die Wohnungsunternehmen

Wohnungen Bauflaute in Sachsen-Anhalt hält an: So reagieren die Wohnungsunternehmen

In Sachsen-Anhalt entstehen weiter kaum neue Wohnungen. Einige Experten halten die Talsohle für erreicht. Andere sehen das Problem im hohen Leerstand im Land.

Von Robert Gruhne 25.01.2024, 15:22
Die Zahl der Baugenehmigungen in Sachsen-Anhalt sank um 40 Prozent.
Die Zahl der Baugenehmigungen in Sachsen-Anhalt sank um 40 Prozent. Foto: dpa

Magdeburg - Der Wohnungsbau in Sachsen-Anhalt stockt auch im Jahr 2024 aufgrund der hohen Kosten und Zinsen. Etwa 4.000 Euro pro Quadratmeter kostet der Neubau von Wohnungen aktuell, rechnet Peter Lackner vor. Das ergibt dem Chef der Wohnungsbaugesellschaft Magdeburg (Wobau) zufolge eine Miete von etwa 20 Euro pro Quadratmeter. „Das geht nicht“, meint Lackner.

Die Wobau hat deshalb entschieden: 2024 gibt es keine Neubauprojekte. „Wir konzentrieren unsere Tätigkeiten auf die Modernisierung“, sagt der Geschäftsführer. Auch das Budget für Investitionen hat die Wobau gesenkt. Statt 50 Millionen wie vor einigen Jahren, als das Domviertel entstand, fließen jetzt gut 30 Millionen Euro – vor allem in die Sanierung, zum Beispiel in neue Haustechnik oder Fassaden. „Wir setzen so viel um, wie wir können“, lautet Lackners Devise. Zumindest die Zinsen sind zuletzt wieder etwas gesunken, was den Wobau-Chef zuversichtlich stimmt.

Lesen Sie auch: Wohnen an der Elbe in Magdeburg: Bei diesem Projekt dürfen die Bürger jetzt mitreden

Baugenehmigungen in Sachsen-Anhalt um 40 Prozent zurückgegangen

Die Zahl der Baugenehmigungen in Sachsen-Anhalt ist im Jahr 2023 im Vergleich zu 2022 stark gesunken. Bis November ging sie um fast 40 Prozent zurück.

Mittlerweile kommt der Rückgang auch bei den Baubetrieben an. „Die Aufträge gehen langsam aus. Im Neubau kommt nichts mehr nach“, sagt Peter Nitschke, Präsident des Baugewerbeverbands im Land.

Der Bauindustrieverband HDB rechnet damit, dass in den nächsten Monaten deutschlandweit 10.000 Arbeitsplätze in der Branche abgebaut werden. Wer den Bau einmal verlasse, komme nicht zurück, meint Nitschke: „Das haben wir in der Corona-Zeit in der Hotelbranche gesehen.“

Der Fliesenleger fordert von der Regierung: „Wir brauchen endlich wieder eine Perspektive.“ Die Politik könne für niedrigere Kosten sorgen, zum Beispiel durch eine Senkung der Grunderwerbssteuer, niedrigere Standards und eine bessere Förderkulisse. Dass die Zinsen sinken und die Löhne steigen, stimmt Nitschke optimistisch, dass die Menschen wieder investieren. Trotzdem meint er: „2024 ist bestenfalls die Talsohle erreicht.“

In Magdeburg ist das Baugeschehen noch vergleichsweise rege. Die MWG-Wohnungsgenossenschaft Magdeburg etwa baut 55 neue Wohnungen, die bezahlbare Mieten haben sollen. Auch private Investoren arbeiten an großen Neubau-Projekten wie dem Klinke-Viertel mit 500 Wohnungen im Stadtteil Sudenburg. Die Intel-Ansiedlung wirft bereits ihre Schatten voraus.

Kommunale Wohnungen in Sachsen-Anhalt in Teufelskreis

Geht man in die Fläche, sieht es anders aus. Hier heißt das Problem Leerstand. In Calbe beispielsweise steht jede dritte kommunale Wohnung leer. „Wir geraten in eine demografische Falle“, meint Jens Zillmann, Direktor des Verbands der Wohnungswirtschaft im Land. Die Bevölkerung verschwindet, die Mieteinnahmen sinken, aber die Wohnungen bleiben – und verursachen weiter Kosten für die Unternehmen.

Ohne Fördergeld lässt sich der Teufelskreis laut Zillmann nicht durchbrechen. Aber die Bundesregierung habe so gut wie alle Programme eingestellt und konzentriere sich komplett auf den Neubau in den Metropolen. „Ein solches Chaos, eine solche Aneinanderreihung von Fehlentscheidungen habe ich noch nie erlebt“, meint Zillmann zur Ampel-Politik. Die Landesregierung lobt er hingegen: Hier gebe es immerhin Hilfen für Sanierung und Rückbau.