Böllerverbot Dessauer Pyrotechniker darf keine Raketen verkaufen - Großaufträge brechen in der Pandemie weg
Das erneute Verkaufsverbot für Feuerwerk trifft Pyrotechniker hart. Christian Rosenberg wollte im Kauflandcenter Mildensee eigentlich Raketen anbieten. Daraus wird nun nicht. Mediziner sind hingegen dankbar für eine Entlastung der Kliniken.

Dessau-Roßlau/MZ - Auch in diesem Jahr wird der Dessau-Roßlauer Himmel am 31. Dezember ungewöhnlich dunkel für einen Silvesterabend bleiben: Kaum Raketen, nur vereinzelte Böller, allenfalls kleine Grüppchen vor den Haustüren, aber keine Menschentrauben auf zentralen Plätzen. Auch in diesem Jahr ist wegen der Corona-Pandemie der Verkauf von Feuerwerk verboten. Ebenso das Feiern in großen Gruppen im Freien, wie es sonst zum Jahreswechsel üblich ist. So sollen Ansteckungen und Verletzungen verhindert werden, die die Krankenhäuser zusätzlich belasten.
§4-Jähriger hatte bis zuletzt gehofft, in diesem Jahr verkaufen zu dürfen
Was für die meisten Raketen-Liebhaber einfach nur ärgerlich ist, ist für Christian Rosenberg eine echte Katastrophe. Wie im vergangenen Jahr bricht dem Pyrotechniker aus Dessau das wichtigste Geschäft weg - nach einem Jahr, das für seine Berufsgruppe wahrlich kein Freudenfeuerwerk ausgelöst hatte. Bis zuletzt hatte der 34-Jährige gehofft, doch noch Böller und Raketen verkaufen zu dürfen, doch als in der vergangenen Woche die Nachricht vom Verbot die Runde machte, war das Jahr für ihn gelaufen.
„Seitdem bekomme ich Unmengen Nachrichten auf mein Handy von Kunden, die fragen, was nun wird. Ich kann ihnen nur sagen, sie sollen noch etwas Geduld haben. Vielleicht wird das Verbot ja doch zurückgenommen.“ Rosenberg, der sich kurz nach Ausbruch der Pandemie im Frühjahr 2020 mit seiner Firma „Sky Emotion“ selbstständig gemacht hatte, klingt selbst nicht besonders überzeugt, dass sein Wunsch tatsächlich in Erfüllung gehen könnte.
Schon der Jahreswechsel 2020/2021 war ein Reinfall
Schon das vergangene Silvesterfest war für Rosenberg ein Reinfall gewesen. Auch da durfte er nicht verkaufen, hatte aber auch kein passendes Ladengeschäft gefunden. Das ist in diesem Jahr anders. „Ich hatte im Kauflandcenter in Mildensee ein Geschäft gefunden, in dem ich zwischen Weihnachten und Silvester meine Artikel hätte verkaufen dürfen“, sagt er. Ausgerechnet in einem Corona-Testzentrum hätte er drei Tage lang seine Waren anbieten können. Daraus wird nun nichts. Das Testzentrum bleibt ohne Pause geöffnet. Statt Raketen gibt es also auch an den drei Tagen zwischen den Festen Wattestäbchen statt Raketen - wie bezeichnend für die aktuelle Lage!
Dass Rosenberg an dem Verkaufsverbot nicht komplett verzweifelt, liegt nur daran, dass er zum Überleben nicht auf Einnahmen aus seiner Firma angewiesen ist. Der Ex-Bahn-Mitarbeiter wohnt inzwischen in der Schweiz und arbeitet dort als Hausmeister. Das geregelte Einkommen sichert ihn ab. „Mit meiner Firma will ich aber auf jeden Fall weitermachen. So lange es geht und so lange meine Partnerin es mir erlaubt“, sagt er und findet doch noch ein Lächeln.
Mediziner begrüßen Böller-Verkaufsverbot
Wie schön Feuerwerk sein kann, konnten Besucher des Unternehmer-Tages „Oh happy Day“ Ende August erleben. Junge Selbstständige aus der Eventbranche hatten ihre Firmen vorgestellt. Rosenberg feuerte in den Dessauer Nachthimmel, was die Batterien hergaben. „Das war echt schön. Und viele haben nachher zu mir gesagt, dass sie bei mir kaufen oder mich buchen“, sagt er. Das geht nun freilich nicht mehr. Ein Kunde aus der Gastronomiebranche sagte kürzlich ein für Silvester gebuchtes Feuerwerk ab. Wenn kaum Gäste zum Essen kommen, wird eben auch kein Feuerwerk gebraucht.
Positiv auf das Verkaufsverbot reagierten hingegen Mediziner - auch am Städtischen Klinikum. „Solange Silvester Knaller und Raketen in die Luft gejagt wurden, gab es immer wieder auch schwere Unfälle, deren Opfer wir dann in der Notfallaufnahme zu Gesicht bekamen“, heißt es aus der Notaufnahme der Klinik. „Das waren zwar nicht mehr als eine Handvoll pro Jahreswechsel, aber gerade während der uns extrem fordernden Pandemie hilft uns jede Form der Entlastung.“ Aus diesem Grund begrüße man die Entscheidung zum Böllerverbot ausdrücklich.