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vermisst DRK-Suchdienst Sachsen-Anhalt mit knapp 650 Anfragen im Jahr 2020

Verschollene Verwandte aus dem Zweiten Weltkrieg zu finden war ursprünglich die Hauptaufgabe des DRK-Suchdienstes. Inzwischen gibt es deutlich mehr internationale Suchanfragen.

27.08.2021, 09:40
Das Logo des Deutschen Rotes Kreuzes. 
Das Logo des Deutschen Rotes Kreuzes.  Foto: Frank Molter/dpa/Archivbild

Magdeburg (dpa) - Den Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Sachsen-Anhalt haben im vergangenen Jahr insgesamt 647 Anfragen erreicht. Knapp 300 Suchanfragen hätten die internationale Suche betroffen, in 125 Fällen habe es sich um Fälle gehandelt, die auf den Zweiten Weltkrieg zurückgehen, teilte das DRK in Magdeburg auf Anfrage mit. Mehr als 220 sonstige humanitäre Fälle wie etwa Adoptionen oder Geschwistersuchen, die keinen internationalen oder Weltkriegs-Aspekt hätten, seien zudem dabei gewesen.

An den DRK-Suchdienst können sich Menschen wenden, die in Deutschland leben und Kontakt zu Angehörigen verloren haben, etwa aufgrund bewaffneter Konflikte, Migration oder Naturkatastrophen. Im ersten Halbjahr dieses Jahres seien mehr als 100 Anfragen im Bereich der internationalen Suche eingegangen und rund 50 Anfragen zum Verbleib einzelner Menschen im Zweiten Weltkrieg.

Die internationalen Suchanfragen haben laut dem DRK in den vergangenen Jahren zugenommen. 2017 seien es noch rund 200 gewesen, 2018 mehr als 260 und in den vergangenen beiden Jahren knapp 400. «Anfragen der internationalen Suche betrafen in Sachsen-Anhalt vorwiegend Syrien, Afghanistan und Eritrea», hieß es.

Dass Kriegsvermisste aus dem Zweiten Weltkrieg gesucht werden, kam 2020 wieder häufiger vor als in den Jahren zuvor. Während es 2017 und 2018 rund 70 Anfragen auf diesem Gebiet waren, sank die Zahl 2019 auf gut 50. Im vergangenen Jahr waren es dann 125, wie die Statistik zeigt.

«Es liegt die Vermutung nahe, dass im Umfeld des 75. Jahrestages des Kriegsendes im Jahr 2020 das Interesse an Suchanfragen nach Kriegsvermissten aus dem Zweiten Weltkrieg gestiegen ist und in vielen Familien das Bedürfnis wächst, das Schicksal vermisster Angehöriger abschließend zu klären», erklärte die Leiterin des DRK-Suchdienstes Sachsen-Anhalt, Silke Piel.

Die Suchen erstreckten sich häufig über mehrere Jahre. «Im Bereich der Suchanfragen aus dem Zweiten Weltkrieg ist es so, dass seit den 1990er Jahren Akten aus ehemals sowjetischen Archiven an den DRK-Suchdienst übergeben werden», sagte Piel. «Die Schwierigkeit liegt darin, dass diese Akten auf Russisch überwiegend handschriftlich geführt wurden.» Eine Transkription oder Übersetzung benötige sehr viel Zeit.

Suchdienst-Leiterin Piel erklärte weiter: «Bei der internationalen Suche setzen wir daher auch auf Fotografien.» Es gebe etwa eine Online-Fotogalerie «Trace the Face» mit Tausenden Bildern von Menschen, die nach Mitgliedern ihrer Familien suchen, die sie auf der Migrationsroute nach Europa verloren hätten.