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Netz von Geo-Diensten wird immer dichter Facebook Places jetzt auch in Deutschland

09.10.2010, 04:16

Berlin (dpa). Das Netz von Geo-Diensten in Deutschland wird dichter: Jetzt springt auch Facebook auf den Zug auf. Die Internet-Nutzer gezielt an ihrem aktuellen Aufenthaltsort anzusprechen, ist ein heißer Trend der Online-Werbung. Vom zuständigen Datenschützer gibt es erste Kritik.

Nutzer des Online-Netzwerks Facebook können ihren Freunden und Bekannten jetzt den eigenen Aufenthaltsort zeigen. Facebook startete auch in Deutschland den Dienst Places, bei dem man sich per Handy an seinem aktuellen Ort wie zum Beispiel einem Restaurant, einem Konzert oder einer Bahnstation "anmelden" kann. Der Nutzer wird dann für seine Facebook-Bekannten auf einer Karte sichtbar. Von dem für Facebook zuständigen deutschen Datenschützer gab es erste Kritik: Johannes Caspar aus Hamburg beurteilte die Einstellungen zur Privatsphäre als unübersichtlich.

Facebook Places startete im August zunächst nur in den USA und vor kurzem auch in Großbritannien. Mit der Zeit soll der Dienst für alle mehr als 500 Millionen Nutzer zugänglich sein. Nach früherer Kritik am Umgang mit persönlichen Daten betont Facebook diesmal ausdrücklich, dass die Nutzer die Kontrolle darüber haben, wer ihren Aufenthaltsort sehen kann. Die Standardeinstellung ist, dass der Standort nur den Facebook-Freunden eines Nutzers angezeigt wird. Außerdem muss ein Nutzer zunächst aktiv der Teilnahme an Places zustimmen.

Mit seinen hunderten Millionen Nutzern könnte Facebook einen entscheidenden Schub für ortsbezogene Dienstleistungen und Werbung geben. Der aktuelle Aufenthaltsort ist eine der wertvollsten Informationen, die ein Internet-Nutzer der Werbewirtschaft preisgeben kann. Er kann dann gezielt mit Anzeigen oder Angeboten angesprochen werden. Außerdem kann eine Auswertung der besuchten Orte Aufschluss über Gewohnheiten und Interessen von Nutzern geben, auch wenn die Daten anonymisiert verarbeitet werden.

Facebook betont dazu, Places sei "kein Ortungsdienst und Facebook erstellt keine Bewegungsprofile der Nutzer". Nach Ansicht von Gartner-Analystin Annette Zimmermann könnten aber Datenschutz Bedenken von Nutzern eine Bremse für den Dienst sein. "Gerade die Deutschen sind sehr vorsichtig, was den Umgang mit persönlichen Daten angeht." Zuletzt konnte man diese Zurückhaltung an den heftigen Reaktionen auf Googles Straßenatlas Street View erleben, aus dem zehntausende Hausbesitzer und Mieter Bilder ihrer Häuser und Wohnung entfernt haben wollen.

Facebook betont, dass die Nutzer detailliert festlegen könnten, wer ihren Aufenthaltsort sehen kann und wer nicht. Erstens muss der Nutzer zunächst überhaupt der Teilnahme bei Places zustimmen. Zweitens gilt als Grundeinstellung, dass nur bestätigte Freunde den Aufenthaltsort eines Nutzers sehen können. Außerdem sind die "Places" grundsätzlich auf öffentliche Räume wie Gaststätten beschränkt.

Datenschützer Caspar begrüßte zwar, dass Facebook bei seinem Geo-Dienst keine automatische Teilnahme vorsieht. "Eine andere Vorgehensweise wäre rechtlich aber auch nicht zulässig", schränkte er zugleich ein.