Auswirkungen des Ukraine-Kriegs Finsterwalder Spedition in Halle: So viele Lkw-Fahrer fehlen dem Unternehmen
Auch die Finsterwalder Transport und Logistik GmbH in Halle ist vom Krieg in der Ukraine betroffen. Denn dem Unternehmen fehlen Fahrer. Wieso die Spedition auf die ukrainischen und polnischen Fahrer angewiesen ist, berichtet Unternehmenssprecher Sven Köcke.

Halle - Die Finsterwalder Transport und Logistik GmbH in Halle transportiert in ganz Europa Waren für ihre Kunden. Vor dem Krieg gegen die Ukraine sei das Unternehmen bis nach Russland gefahren, berichtet Sven Köcke, Unternehmenssprecher der Spedition. Nun sei jedoch an der polnischen Grenze zur Ukraine Schluss.
Das Unternehmen bekomme die Auswirkungen des Ukraine-Krieges indirekt zu spüren, sagt der Unternehmenssprecher. Die ukrainischen Lkw-Fahrer stehen für den Transport von Gütern derzeit nicht zur Verfügung stehen. Sie dürfen aufgrund des Krieges ihr Land nicht verlassen, da sie zur Wehrpflicht eingezogen worden sind.
Folgen des Ukraine-Krieges: Der Spedition in Halle fehlen polnische Lkw-Fahrer
Somit können die Fahrer aus dem Kriegsgebiet ihre Waren nicht wie sonst nach und durch Polen fahren. Die polnischen Fahrer wiederum, die sonst oft für deutsche Speditionen gearbeitet hätten, heuern nun verstärkt bei polnischen Logistikunternehmen an, um in ihrem Land den Transport der Waren zu sichern.
Das wiederrum führe dazu, dass der Finsterwalder Transport und Logistik GmbH polnische Lkw-Fahrer fehlen würden, die zuvor für das Unternehmen in Halle Waren transportiert hätten, berichtet Sven Köcke.
1.000 Lkw schickt Finsterwalder täglich auf die Reise
Ungefähr 1.000 Lkw würde das Unternehmen täglich disponieren, sowohl eigene als auch fremde Lastwagen. Da Fahrer fehlen, könnten beispielweise lediglich drei Ladungen, anstatt der vom Kunden gewünschten fünf, von Amsterdam nach Rom transportiert werden. Die Güter würden dann erst einmal liegen bleiben und beim nächsten Transport mitgenommen werden.
Dann würden aber wieder neue Aufträge hinzukommen und wieder müsse Ware zurückgelassen werden, da aufgrund der fehlenden Kräfte nur eine bestimmte Anzahl an Lkw losgeschickt werden könne. Da die Güter teilweise liegenbleiben, fehle diese Ware an einer anderen Stelle in Europa. „Die Auftragslage ist weiterhin gut, aber die Arbeitskräfte fehlen“, fasst der Unternehmenssprecher die Situation zusammen. Ungefähr 100 bis 150 Fahrer würden für den Einsatz der 1000 Lkw fehlen, schätzt Köcke.
Immer mehr Kunden kaufen auf Vorrat ihre Produkte und lagern diese
Eine weitere Folge des Krieges sei, dass immer mehr Kunden der Finsterwalder Transport und Logistik GmbH ihre Waren lagern, um lieferfähig zu bleiben. Viele Produkte seien aktuell nur schwer verfügbar, auch weil aufgrund der fehlenden Lkw-Fahrer nicht immer die komplette Waren transportiert werden könne.. Früher habe ein Unternehmen eine Maschine bestellt und am nächsten Tag sei diese just in time geliefert und eingebaut worden, erklärt Köcke. Das sei heute anders.

Diese Situation sei sowohl dem Krieg in der Ukraine als auch dem erneuten Lockdown in China im April und Mai geschuldet. Solch Anstieg an Lagermengen sei vorher noch nie so dagewesen, berichtet der Unternehmenssprecher. Wenn die Zulieferer immer mehr Hallen bauen, um ihre Produkte zu lagern, verteuere das natürlich die Produkte, denn die Lagerkosten würden an die Endverbraucher weitergegeben werden.
Auch die gestiegenen Spritpreise sorgen dafür, dass die Produkte teurer werden. Die Finsterwalder Transport und Logistik GmbH würde die Spritpreise 1:1 an ihre Kunden weitergeben, berichtet der Unternehmenssprecher. Und diese wiederum würden die höheren Kosten an ihre Abnehmer weitergeben, so dass letztendlich der Endverbraucher von den gestiegenen Kosten getoffen sei.
Finsterwalder Spedition weitet Logistikzentrum in Sachsen aus
Für die Zukunft, glaube er, dass dieser Zustand so weitergehe, so Köcke. Die Zulieferer würden weiterhin ihre Produkte lagern, was diese wiederrum aufgrund der Lagerungskosten verteuern werde. Auch die Finsterwalder Transport und Logistik GmbH investiere aktuell in ihr Logistikzentrum in Sachsen und in Süddeutschland und erweitere diese, so der Unternehmenssprecher.
Welche Wünsche hat das Unternehmen an die Landesregierung? Da diese den Bundesgesetzen unterworfen sind, seien seine Erwartungen nicht so hoch, so Köcke. Doch was er sich gerne wünschen würde, dass mehr in die Schulausbildung investiert werden würde und der gleiche Unterrichtsstoff in allen Regionen vermittelt werde. Zu DDR-Zeiten hätten alle Kinder in zum Beispiel der 8. Klasse das Gleiche gelernt und man habe wusste, welcher Unterrichtsstoff behandelt worden sei. Heute wisse man das nicht mehr und er habe den Eindruck, dass das Bildungsniveau im Laufe der Jahre nach unten gegangen sei.
Außerdem wünsche er sich mehr Personal in den Stadtverwaltungen, denn Anträge, die das Unternehmen immer einmal wieder stellen müsste, würden sehr lange dauern bis diese bearbeitet werden würden.
Die Finsterwalder Transport und Logistik GmbH transportiert Chemiegüter
Die in Türkheim (Bayern) ansässige Firma zählt zu den großen Logistikern Sachsen-Anhalts. In der Region um Halle seien ungefähr 850 Mitarbeiter angestellt, berichtet Unternehmenssprecher Sven Köcke. Die Kunden der Firma seien ganz unterschiedliche. „Wir transportieren Hallorenschokolade aber auch Papierrollen“, so Köcke.
Da Halle im Chemiedreieck Leuna, Buna, Bitterfeld liege, würden auch Chemiegüter von A nach B gebracht werden. Es gebe fast nichts, was das Unternehmen nicht transportieren würde. So habe das Unternehmen Lagerhallen, die gekühlt, welche die nicht gekühlt seien, Zolllager, keine Zolllager und Maschinenlager, so der Unternehmenssprecher.