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Chinesischer Staatskonzern kauft KSM Casting-Gruppe GM-Großauftrag für den Corsa geht an Wernigeröder Gießerei

Von Tom Koch 09.07.2011, 04:35

Die KSM Casting-Gruppe, die eine Gießerei in Wernigerode betreibt, ist an einen chinesischen Staatskonzern verkauft worden. Über den Preis vereinbarten die Verhandlungspartner Stillschweigen. Sie kündigten stattdessen an, dieser Schritt sei ein Anfang, die Internationalisierung des Automobilzulieferers zu forcieren – speziell auf dem asiatischen Markt.

Wernigerode. "CITIC Dicastal", der weltgrößte Hersteller von Aluminiumfelgen, wird neuer Eigentümer der KSM Casting-Gruppe. Vertreter des chinesischen Staatskonzerns haben in dieser Woche in Frankfurt/Main die Notarverträge unterzeichnet. Damit dieser Deal, über dessen Volumen alle Parteien Stillschweigen vereinbart haben, in trockenen Tüchern ist, müssen die Behörden im kommunistischen China noch zustimmen.

Die KSM-Gruppe aus dem niedersächsischen Hildesheim unterhält in Deutschland vier Werke sowie je eines in Tschechien und Nordchina. Das Unternehmen, eine frühere ThyssenKrupp-Tochter, bezeichnet sich als Leichtmetallguss-Spezialist und Partner der Automobilindustrie. In ihren Werken werden Fahrzeugteile sowie Gehäuse für Getriebe und Motoren hergestellt.

In der Wernigeröder KSM-Gießerei werden Rahmen für VW-Modelle wie Golf, Tiguan oder Passat produziert, auch Fahrwerksteile für den Tuareg und ein Porschemodell. Außerdem stellen die Harzer Pumpengehäuse für Dieselmotoren her, den ihr Kunde Bosch an Automobilhersteller wie Audi/VW, BMW, Citroën, Honda und Peugeot liefert.

Im Volksstimme-Gespräch informierte KSM Casting-Geschäftsführer Carsten Gante über den Verkauf der Gießereigruppe an die Chinesen. Diesen Eigentümerwechsel bezeichnete er als "große Chance für weiteres Wachstum". Im Vorjahr hat KSM insgesamt 2700 Mitarbeiter beschäftigt, die einen 400-Millionen-Euro-Jahresumsatz erwirtschaftet haben. In der Wernigeröder Gießerei sind aktuell 430 Metaller tätig, die in einer rollenden Woche größtenteils im Vier-Schicht-System "die außerordentlich gute Auftragslage abarbeiten".

Laut Gante hat der bisherige KSM Casting-Eigentümer, der britische Finanzinvestor "Cognetas", allein im Harz in den vergangenen vier Jahren rund 30 Millionen Euro in die Unternehmenserweiterung investiert. Der Gießerei-Manager verbindet mit dem Eigentümerwechsel die Hoffnung auf weitere Investitionen in den deutschen Werken.

Zudem wies er daraufhin, dass die deutsche Gruppe innerhalb des chinesischen "CITIC Dicastal"als eigenständige Einheit geführt werden solle. Wie Gante betonte, werde der Unternehmenserfolg weniger vom Eigentümer beeinflusst, stattdessen vom Engagement der Belegschaft.

"Für Arbeitnehmer ändert sich praktisch nichts"

Dass die Gießerei in Wernigerode derzeit auf Volllast läuft, wird auch dadurch deutlich, dass das Management auf eine gemeinsame Betriebsversammlung wegen des Verkaufs an die Chinesen verzichten musste. Um die Produktion nicht unnötig zu behindern, wurden stattdessen diese Informationen in fünf Gesprächsrunden an die Mitarbeitergruppen gegeben. Dabei sei betont worden, dass sich für die Arbeitnehmer praktisch nichts ändern werde. Weder werde es neue Arbeitsverträge geben, noch seien Abstriche bei der Lohnzahlung geplant, Entlassungen seien laut Gante "überhaupt kein Thema".

Stattdessen konnte der KSM-Geschäftsführer von einem niegelnagelneuen Kunden berichten. Vom General-Motors-Konzern haben die Harzer einen Großauftrag über 125 Millionen Euro erhalten. Ab dem Jahr 2013 beginnend, solle die Wernigeröder Gießerei fünf Jahre sogenannte Hilfsrahmen für den Opel Corsa herstellen. Das Jahresvolumen dieses Geschäfts mit diesen Fahrwerksteilen beträgt Gante zufolge je 25 Millionen Euro. Das vor wenigen Tagen abgeschlossene Geschäft sei wichtiger als der Verkauf nach China, so der Geschäftsführer.