Große Anbieter in Sachsen-Anhalt haben Personal aufgestockt / Qualitatives Wachstum im Fokus Hunderte neue Jobs in Call-Center-Branche
Die Call-Center-Branche in Sachsen-Anhalt bleibt auf Wachstumskurs. Eine der größten Dienstleister im Land, das "Bosch Communication Center" und "walter services" in Magdeburg, haben allein im vergangenen Jahr Hunderte neue Mitarbeiter eingestellt.
Magdeburg l Mit rund 10500 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen (2010: 9900) ist die Call-Center-Branche in Sachsen-Anhalt ein nachwievor wichtiger Wirtschaftsfaktor. Unter den 20 größten Call-Centern Deutschlands befinden sich allein sechs Firmen aus unserem Bundesland. Und die Branche legt weiter zu.
"Wir haben nach wie vor ambitionierte Wachstumspläne", bestätigte der Geschäftsführer des "Bosch Communication Centers" in Magdeburg, Georg Wessels, der Volksstimme. Nachdem das Unternehmen im vergangenen Jahr 200 neue Mitarbeiter eingestellt habe, wolle man nun den Schwerpunkt auf die qualitative und inhaltliche Weiterentwicklung des Standortes mit seinen jetzt insgesamt 1350 Beschäftigten legen. Bosch hatte 1997 in Magdeburg mit 100 Mitarbeitern begonnen.
Ein Schwerpunkt der Arbeit ist der Reise-, Verkehrs- und Tourismus-Bereich, in dem allein mehr als 400, zum Teil mehrsprachige Frauen und Männer aus 16 Nationen tätig sind. Sie wickeln via Telefon und E-Mail unter anderem für eine italienische Fluggesellschaft oder den Reiseveranstalter Thomas Cook unterschiedlichste Dienstleistungen wie beispielsweise Buchungs-, Ticketverkaufs- und Reiseplanungsprozesse ab.
Diese Arbeit übernehmen Touristikkaufleute, die angesichts der immer größer werdenden Bedeutung dieses Geschäftsfeldes selbst ausgebildet werden. Derzeit sind es 22 Auszubildende in insgesamt drei Berufsfeldern, davon fünf im Bereich Touristik.
Wie Wessels betonte, bilde das Communication Center in immer stärkerem Maße ganze Wertschöpfungsketten von der telefonischen Gesprächsannahme über die Beratung bis zur Problemlösung ab.
Für eine große deutsche Fluggesellschaft wird in Magdeburg und in Liverpool beispielsweise das komplette europaweite Reklamationsmanagement (außer Deutschland) gesteuert. Dabei geht es beispielsweise um das Auffinden abhanden gekommener Gepäckstücke durch die gezielte Suche in den Datensystemen der Airline bis zum direkten Kundenkontakt bei der Erstattung von Flugpreisen.
Das "Bosch Communication Center" stelle sich sowohl im Reisebereich als auch in der Gesundheits- und Automobilbranche auf weiteres Auftragswachstum ein, blickte Wessels voraus. Erst jüngst habe das Unternehmen für das Handling des neuen Fahrzeugnotrufsystems von Mercedes-Benz den Zuschlag bekommen.
Überwachung von mehr als 100000 Objekten
Hintergrund: Bei einem Unfallnotruf, dem sogenannten Emergency Call ("eCall"), erhält das "Bosch Communication Center" die Information über die exakte Unfallstelle, so dass die Rettungsdienste bei einem schweren Unfall unverzüglich verständigt werden können. Die Europäische Kommission hat im Rahmen ihrer eSafety-Initiative angekündigt, eCall bis 2015 verbindlich bei Neuwagen einzuführen.
Nach Angaben der Kommission könnte durch die sofortige Benachrichtigung und die Kenntnis der Koordinaten der Unfallstelle die Anfahrtszeit der Rettungskräfte in ländlichen Gebieten um 50 Prozent und in Städten um 40 Prozent verringert werden. Dadurch könnte es EU-weit bis zu 2500 weniger Verkehrstote pro Jahr geben.
Zudem werden von Magdeburg aus bundesweit nahezu 100000 Objekte vom Schalterraum einer Bank bis zum Juweliergeschäft über spezielle Datenleitungen überwacht. Alles in allem laufen in den Großraumbüros im Zentrum von Magdeburg pro Jahr etwa 85 Millionen sogenannte Vorgänge vom Telefonat über Fax bis zur E-Mail ab.
Ein wichtiges Zukunftsfeld sieht Wessels in der "Schnittstelle zwischen menschlichem Service und der IT-basierten Dienstleistung". Hier geht es beispielsweise um die Moderation von Facebook-Einträgen bis hin zu deren redaktioneller Bearbeitung. Ein Thema sei auch die Bereitstellung von Diensten etwa von technischen Hotlines in der sogenannten Cloud.
Auf Wachstum angelegt ist auch eines der anderen großen Branchenunternehmen in Magdeburg, "walter services". Dort beschäftigt das Unternehmen aktuell knapp über 2000 Mitarbeiter. Erst Ende vergangenen Jahres hatte die Firma aus Ettlingen (Baden-Württemberg) an ihrem größten Standort 250 Leute eingestellt, sagte Unternehmenssprecherin Wera Fritscher der Volksstimme. Gestartet war "walter services" in Magdeburg im Jahr 1999 mit 50 Arbeitsplätzen.
In insgesamt drei Kundencentern in der Landeshauptstadt betreuen die Mitarbeiter telefonisch und per E-Mail unter anderen Kunden von Telekommunikationsanbietern, Online-Providern, Kabelnetzbetreibern sowie von Energie- und Versandunternehmen. "Wir suchen ständig kommunikative, vertriebsorientierte Mitarbeiter", betonte Fritscher.