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Rohstoffvorräte unter Tage dürften noch Jahrzehnte reichen / Grundstein für eine neue Fabrik Hunger nach Dünger stützt Kaliwerk Zielitz

Von Rochus Görgen 06.12.2012, 01:35

Ohne Kalidünger wäre die moderne Landwirtschaft kaum denkbar. Eine der weltweit größten Förderstätten liegt in Zielitz, nördlich von Magdeburg. Der Hunger einer immer weiter wachsenden Weltbevölkerung sichert die Nachfrage.

Zielitz (dpa) l Die Röhren ähneln den Gängen in einem weit verzweigten Maulwurfsbau. Doch mit 48 Kilometern haben die unterirdischen Kalifelder von Zielitz nördlich von Magdeburg eine Ausdehnung, die größer ist, als Berlin vom östlichen bis zum westlichen Stadtrand misst. 800 Kilometer Straße liegen in bis zu 1200 Metern Tiefe.

In Zielitz steht eines der größten Kaliwerke der Welt. Der DAX-Konzern K+S aus Kassel fördert hier den Rohstoff, der als Dünger in der Landwirtschaft das Wachstum der Pflanzen antreibt. Und es wird immer mehr Dünger benötigt - denn der Hunger der Weltbevölkerung wächst.

Der Weg zum wertvollen Rohstoff in der Tiefe ist weit. Mit einem Aufzug für 92 Mann geht es abwärts, acht Meter in der Sekunde. "Pro 100 Meter wird es drei Grad wärmer", sagt Ulf Hölzl (49), der unter anderem für die Infrastruktur zuständig ist.

In 700 Metern Tiefe steigt Hölzl in seinen Jeep. Fernlicht an, dann geht es rasant durch dunkle Tunnel zu den aktuellen Abbaugebieten. Hinter einem Abzweig endlich Licht. Hier arbeitet Torsten Mehnert. "Die eigenständige Arbeit ist interessant", sagt der 45-Jährige. "Der Bergmann ist ja heute alleine auf sich gestellt." Mit einer Fernbedienung steuert er in der 15 mal 7 Meter großen Röhre ein Fahrzeug, das Sprenglöcher ins Gestein bohrt.

Tief unter der Magdeburger Börde, berühmt für ihre fruchtbaren Äcker, ist eine komplette Infrastruktur entstanden. Werkstätten für die rund 530 Fahrzeuge, eine eigene Tankstelle oder auch ein Simulator für große Maschinen.

Das Kaliwerk ist nördlich von Magdeburg einer der größten Arbeitgeber. Mehr als 1800 Mitarbeiter zählt das Werk.

Die Vorräte unter Tage dürften noch für Jahrzehnte reichen. Zuletzt gaben die über Jahre gestiegenen Preise allerdings nach - laut einer Übersicht des Fach-Portals agrarheute.de auf unter 450 Dollar (350 Euro) die Tonne: Denn auch andere Länder wie China weiten ihre Produktion aus.

Für K+S, die frühere Kali und Salz AG, ist Zielitz heute der wichtigste Produktionsort für Kaliumchlorid. Der Konzern kam im vergangenen Jahr mit rund 14000 Mitarbeitern auf gut fünf Milliarden Euro Umsatz und 564,3 Millionen Euro Gewinn.

Dünger für Pflanzenwachstum

Anfang November legte K+S den Grundstein für eine weitere Fabrik, die ein spezielles Kaliumchlorid für die Industrie herstellen soll. 21 Millionen Euro werden investiert. Sachsen-Anhalts Regierungschef Reiner Haseloff (CDU) betonte dabei die Bedeutung der Kaliförderung für die Ernährung der Weltbevölkerung. Bis 2050 werde die Zahl der Menschen weltweit auf neun bis zehn Milliarden Menschen wachsen, dafür sei die Steigerung der Agrarproduktion um 70 Prozent notwendig. "Da ist K+S in ganz entscheidender Weise gefragt", erklärte Haseloff.

Und so treibt der Dünger aus Zielitz rund um den Globus das Pflanzenwachstum an - und die ein oder andere exotische Frucht von einer mit Zielitzer Kali gedüngten Pflanze landet vielleicht wieder in Deutschland auf dem Küchentisch.