Hersteller fahren Sonderschichten Im heißen Juli haben die Deutschen großen Eis-Hunger
Bei Deutschlands Eisherstellern läuft die Produktion auf Hochtouren. Im Heppenheimer Langnese-Werk fahren die Arbeiter Sonderschichten. 750 Beschäftigte sind rund um die Uhr an sechs Tagen pro Woche im Einsatz. Konkurrent Schöller ("Mövenpick") verkaufte in den ersten zehn Julitagen 25 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2003. Im damaligen "Jahrhundertsommer" erzielte die Nestle-Tochter einen Rekordabsatz.
Berlin (ddp). Im hessischen Heppenheim, dem größten Eiscremewerk Europas, verlassen derzeit täglich 50 Lastwagen-Ladungen mit Speiseeis das Werksgelände. Der Eisverkauf der vergangenen Woche habe sogar den Sommer von 2003 übertroffen. Pro Minute würden 500 Liter Langnese-Eis produziert, sagte Abteilungsleiter Oliver Ackermann. Schon jetzt sei ein Rekordsommer für den Eisverkauf abzusehen. "Unsere Mitarbeiter erbringen Höchstleistungen, damit Deutschlands Eis-Hunger gestillt werden kann."
"Die Branche ist hocherfreut über die Wetterentwicklung", sagte der Geschäftsführer des Bereichs Speiseeis vom Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie, Ernst Kammerinke. Derzeit würden allerdings auch die Einbußen aus den ersten fünf Monaten dieses Jahres kompensiert. Wegen des kalten Wetters, insbesondere im Mai, hätten die Verkäufe damals deutlich unter dem Vorjahresniveau gelegen, erläuterte der Experte.
Im vergangenen Jahr verzehrte jeder deutsche Verbraucher statistisch gesehen 7,7 Liter Eis, wie von den deutschen Markeneisherstellern zu erfahren ist. Davon entfielen 6,1 Liter auf Eis aus industrieller Produktion und 1,6 Liter auf Speiseeis aus gewerblicher Herstellung, wie es etwa in Eisdielen angeboten wird. Im europäischen Vergleich ist der Deutsche damit ein durchschnittlicher Eisesser, wobei die Geschmacksklassiker Vanille, Erdbeer und Schokolade nicht an Beliebtheit verlieren, wie Kammerinke weiß.
Insgesamt wurden in Deutschland 2009 rund 633 Millionen Liter Eis verkauft, knapp 80 Prozent davon entfallen auf industriell hergestelltes Markeneis, wovon wiederum knapp die Hälfte über Haushaltspackungen verkauft wird.
Allein davon wurden 503 Millionen Liter abgesetzt und damit ein Umsatz von 1,94 Milliarden Euro erzielt. Eine Prognose für das Gesamtjahr 2010 will Eis-Experte Kammerinke noch nicht geben. Dafür sei es noch zu früh. "Wir hoffen allerdings, dass das Wetter bis in den August hinein so bleibt", sagte er.
"Der Sommer läuft sehr gut", berichtete auch Anna Lisa Carnio von Uniteis, die Vereinigung der handwerklich arbeitenden italienischen Speiseeishersteller in Deutschland. Uniteis vertritt rund 1500 Mitgliedsfirmen beziehungsweise 2200 Eiscafés in ganz Deutschland. Eine Prognose für das Gesamtjahr will aber auch sie nicht abgeben und verweist auf die kalten Monate zu Jahresbeginn. Erst wenn das Wetter bis in den September hinein schön bleibe, könne man sich richtig freuen.