Auftakt für einen der spektakulärsten Wirtschaftsprozesse vor Kölner Landgericht Millionenschaden für Privatbank Sal. Oppenheim
Köln (AFP) l Im Untreueprozess gegen Ex-Manager des Bankhauses Sal. Oppenheim werden sich die Angeklagten womöglich wegen weiterer Vorwürfe verantworten müssen. Zum Prozessauftakt am Mittwoch vertagte das Landgericht Köln die Verhandlung auf nächste Woche, nachdem die Staatsanwaltschaft eine Aussetzung des Verfahrens beantragt hatte. Grund ist eine weitere Anklage gegen die Beschuldigten wegen Veruntreuung eines dreistelligen Millionenbetrags.
Der Kölner Prozess gilt als eines der größten Wirtschaftsstrafverfahren der vergangenen Jahre. Die traditionsreiche Privatbank Sal. Oppenheim war 2009 in der Finanzkrise und durch die Pleite des Handelskonzerns Arcandor in Schieflage geraten und gehört seit März 2010 zur Deutschen Bank. In dem Kölner Verfahren angeklagt sind vier frühere ehemals persönlich haftende Gesellschafter: Matthias Graf von Krockow, Christopher Freiherr von Oppenheim, Friedrich Carl Janssen und Dieter Pfundt sowie der Immobilienunternehmer und Geschäftspartner der Bank, Josef Esch.
Die Kölner Staatsanwaltschaft wirft den Beschuldigten besonders schwere Untreue beziehungsweise Beihilfe zu diesem Delikt vor. Die Höchststrafe beträgt zehn Jahre Haft. Derzeit geht es in dem Verfahren um drei mutmaßliche Tatkomplexe aus den Jahren 2003 bis 2008, die aber demnächst um einen vierten Tatvorwurf erweitert werden könnten.
Bereits Gegenstand des Verfahrens sind zwei umstrittene Geschäfte mit Büroimmobilien in Köln und Frankfurt am Main sowie eine angeblich überteuert renovierte und dann zu preiswert vermietete Villa in Köln. In diesen drei Fällen sei Sal. Oppenheim durch die Angeklagten ein Schaden von insgesamt knapp 145 Millionen Euro entstanden, sagten die Oberstaatsanwälte Gunnar Greier und Torsten Elschenbroich zu Prozessbeginn.
Bei dem vierten Tatkomplex, der nach dem Willen der Staatsanwaltschaft demnächst in das laufende Verfahren einbezogen werden soll, geht es um einen Schaden von 380 Millionen Euro. In dieser Höhe sollen die Angeklagten nicht abgesicherte Kredite an die ehemalige Arcandor-Großaktionärin Madeleine Schickedanz vergeben haben, wie die Kölner Staatsanwaltschaft zu Wochenbeginn mitgeteilt hatte. Die Richter werden nun entscheiden müssen, ob auch über diesen Vorwurf bereits in dem laufenden Prozess verhandelt wird.