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Labor wird erweitert / Lager zieht in Neubau / Anlagen für flüssige Präparate werden modernisiert Pharma Wernigerode baut Produktion aus

Von Tom Koch 11.06.2013, 01:24

Wernigerode. 1903 ist die Pharma Wernigerode gegründet worden - seinerzeit noch unter einem anderen Namen. 110 Jahre später sind die Geschäftszahlen positiv, plant der Arzneimittelhersteller aus dem Harz weiteres Wachstum.

In den vergangenen fünf Jahren hat das Arzneimittelgeschäft im Harz mächtig an Fahrt aufgenommen. Die Pharma Wernigerode GmbH hat seither sowohl beim Firmenumsatz als auch bei den Mitarbeiterzahlen deutlich zugelegt. Knapp weniger als 100 Beschäftigte haben seinerzeit fast zehn Millionen Euro erwirtschaftet. Aktuell beträgt der "Pharma"-Umsatz rund 15 Millionen Euro, dank der Arbeit von 140 Angestellten.

Dieser Sprung ist der strategischen Entscheidung von Inhaber Stephan Walz geschuldet, der 2008 eine neue Produktionslinie eröffnet hat. Verließen bis dahin ausschließlich flüssige Präparate wie Sprays, Tropfen und Säfte die Anlagen, ergänzt seit fünf Jahren eine 4,5 Millionen Euro teure Investition in eine sogenannte Feststoffproduktion das Sortiment beträchtlich.

Seither werden bei der Pharma auch Dragees, Kapseln, Tabletten, Filmtabletten und Cremes hergestellt. Nicht nur unter eigenem Namen, auch als sogenannter Lohnfertiger innerhalb der Aristo-Gruppe, zu der pharmazeutische Betriebe in Berlin, Hilden (Nordrhein-Westfalen) und Magdeburg sowie die Harzer selbst gehören.

Flüssige Präparate werden in zwei Schichten hergestellt, abgefüllt und verpackt. Die Produktionsanlagen für die festen Arzneimittel laufen sogar dreischichtig.

Aktuell sind fast 150 Mitarbeiter beschäftigt, darunter auch Leiharbeiter und Lehrlinge. Die Wernigeröder bilden in vier Berufsgruppen, darunter Pharmakant und Chemielaborant, selbst aus, um dem Fachkräftemangel zu begegnen.

Extrakte werden selbst hergestellt

Die Geschichte der Arzneimittelproduktion in Wernigerode hat vor 110 Jahren begonnen. Der Apotheker-Sohn Johannes Bürger stellte Präparate beispielsweise aus heimischen Pflanzen wie dem Roten Fingerhut und Baldrianwurzeln her. Zu DDR-Zeiten firmierten die Harzer zuletzt als "VEB Ankerwerk Rudolstadt, Ysat Wernigerode". Und auch sie hatten etwas zur sogenannten Konsumgüterproduktion beizusteuern: "Lekopress", das als "kakaoartiges Gesundheitsgetränkepulver" verkauft wurde. Sozusagen die Antwort auf "Kaba" und "Nesquik", die im Westen Deutschlands in die Milch gerührt wurden.

Während "Lekopress" längst mit der DDR zur Geschichte zählt, haben sich Produkte aus jener Zeit wie das Schnupfenmittel "Imidin" und das Präparat "Kamillan" behauptet, sie zählen noch immer zu den Hauptprodukten.

Wie Pharma-Herstellungsleiter Peter Zimmereimer im Volksstimme-Gespräch informierte, verlassen inzwischen rund 160 verschiedene Produkte das Werk. Diese gibt es zudem in unterschiedlichsten Wirkstoffvarianten und Verpackungsgrößen. Der Export- anteil beträgt zwölf Prozent. Dabei sind Arabien und Osteuropa - dort vor allem Russland und die Ukraine - gute Märkte.

Noch heute werden übrigens die Extrakte für die flüssigen Arzneimittel bei der Pharma selbst hergestellt. Gewonnen aus sogenannten pharmazeutischen Drogen und mit Hilfe von Alkohol. Dieses Verfahren sowie die Überprüfung nicht nur sämtlicher Produkte, auch aller Verpackungen , Hilfs- und Wirkstoffe erfordern ein leistungsfähiges Labor, so der Produktionsleiter.

In den kommenden drei Jahren soll dieser Bereich innerhalb der Pharma Wernigerode erweitert werden. Zu den Investitionsplänen im stattlichen Millionenbereich zählen auch ein Hallenneubau für das Lager und die Modernisierung der Produktionsanlagen für die flüssigen Präparate, kündigte Zimmereimer an.