Wirtschaft Sachsen-Anhalt: Das sind die größten Gewerbesteuerzahler im Land
Die Gemeinden in Sachsen-Anhalt verzeichneten 2021 mit Gewerbesteuer-Einzahlungen von 855 Millionen Euro den höchsten Wert seit zehn Jahren. Wer gehört zu den Gewinnern im Land? Und wer geht leer aus?

Magdeburg - Lothar Riedinger (CDU), Bürgermeister von Arneburg im Landkreis Stendal, gehört zu den Glücklichen: Mit Gewerbesteuer-Einnahmen von umgerechnet 3107 Euro pro Kopf belegte die 1500-Einwohnerstadt 2021 den ersten Rang im Landesvergleich.
„Wir legen Wert darauf, dass die Betriebe auch vor Ort ihre Steuern zahlen. Dafür ist eine gute Zusammenarbeit zentral“, begründet der Rathauschef sein Erfolgsgeheimnis. Es gebe regelmäßige Gespräche mit Unternehmen wie Mercer Stendal, das in Arneburg eines der modernsten Zellstoffwerke Europas mit rund 500 Mitarbeitern betreibt.
Der Konzern plane aktuell, neben dem Zellstoffwerk ein modernes Sägewerk zu bauen – hier wolle die Stadt die optimalen Bedingungen bereitstellen, sagt Riedinger. Wo Geld ist, kann auch welches ausgegeben werden: Auf Platz eins der Investitionsliste steht für Arneburg in diesem Jahr der Neubau einer Zweifeld-Sporthalle – Kostenfaktor immerhin 3,5 Millionen Euro.
Laut Statistischem Landesamt nahmen die Gemeinden in Sachsen-Anhalt 2021 so viel Geld bei den Gewerbesteuern ein wie seit zehn Jahren nicht. Mit Einzahlungen von 855 Millionen Euro stieg der Wert im Vergleich zu 2017 um 64 Millionen Euro – oder acht Prozent. Allerdings sei die Wirtschaftskraft regional sehr unterschiedlich verteilt, hieß es.
Beispiel: Barleben im Landkreis Börde, wo die Erträge aus der Gewerbesteuer inzwischen den größten Teil des Haushalts ausmachen. Als munter wachsender Wirtschaftsstandort am Technologiepark Ostfalen verzeichnete die Einheitsgemeinde im vergangen Jahr im Vergleich zu 2020 ein schier unglaubliches Plus von 640 Prozent. Von rund 3,6 Millionen Euro in 2020 stiegen die Einnahmen im nächsten Jahr auf rund 27 Millionen Euro an. Erwartungsgemäß findet sich auch der südliche Saalekreis als wirtschaftsstärkste Region in Sachsen-Anhalt gleich drei Mal unter den Top Fünf bei den Gewerbesteuer-Einnahmen pro Einwohner.
Mit dabei: Die Chemiestandorte Schkopau (1434 Euro) und Leuna (1068 Euro), außerdem Landsberg (1092 Euro). Bei den absoluten Zahlen haben die großen Städte im Land die Nase vorne, wie das Landesamt mitteilte: So nahm Magdeburg 2021 fast 112 Millionen Euro an Gewerbesteuern ein. Im Vorjahr waren es rund 93 Millionen. Auch Halle verbuchte mit Einnahmen von 95 Millionen Euro ein ordentliches Plus von 30 Millionen Euro im Vergleich zu 2020. Dessau-Roßlau belegte mit Einzahlungen von rund 29 Millionen Euro den dritten Platz (2020: 24 Millionen).
Doch nicht alle Gemeinden profitieren: Den Angaben zufolge verringerten sich die Einnahmen durch die Gewerbesteuer 2021 bei einem Drittel der Gemeinden in Sachsen-Anhalt im Vergleich zu vor fünf Jahren. Drei Viertel erreichten im vergangenen Jahr nicht den Landesdurchschnitt von 393,33 Euro pro Kopf. Zu den Verlierern zählt auch Bornstedt (Mansfeld-Südharz) mit umgerechneten Einnahmen von 21,47 Euro pro Einwohner. Der Grund ist einfach, wie der parteilose Bürgermeister Lars Rose erklärt: „Unser größter Betrieb hat fünf Angestellte. Es gibt keine größeren Ansiedlungen.“ Die Folge: Sparen und Eigeninitiative sind angesagt, ohne Zuschüsse geht nichts. Rose: „Aktuell sparen wir die Investitionspauschale für die Sanierung des Burggeländes.“
Niedrige Gewerbesteuer-Einzahlungen ließen nicht zwingend auf eine prekäre Finanzsituation schließen, meint Peter Rietsch (Freie Wähler), Bürgermeister von Giersleben. Die Gemeinde im Salzlandkreis ist mit Pro-Kopf-Einnahmen von 5,72 Euro Schlusslicht im Ranking. Aber: „Wir haben auch in diesem Jahr einen ausgeglichenen Haushalt“, sagt Rietsch. Der Großteil der Gewerbesteuer-Einnahmen fließe ohnehin in die Kreisumlage.