22 Mitarbeitern in Magdeburg gekündigt Schreibbüro der Krankenkassen pleite
Von Oliver Schlicht
Magdeburg l Die Firma MedFlex GmbH aus Magdeburg ist insolvent. Der Großteil von insgesamt 22 Mitarbeitern des Unternehmens wurde bereits zum Oktober 2012 entlassen, Ende Februar ist endgültig Schluss. MedFlex ist eine 100-prozentige Tochterfirma des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen Sachsen-Anhalt (MDK). Die 2005 gegründete Gesellschaft führte Schreibarbeiten aus wie Gutachten, Feststellungen der Pflegebedürftigkeit oder Krankenhausbeurteilungen. Dies geschah im Auftrag des MDK Sachsen-Anhalt für die Krankenkassen, aber auch für die MDK in Hamburg, Schleswig-Holstein und Hessen.
Zahlungsunfähigkeit drohte
Auf Nachfrage bestätigte MDK-Geschäftsführer Volker Rehboldt die Insolvenz. "Das Auftragsvolumen von MedFlex ist in den vergangenen Jahren in Sachsen-Anhalt um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Für 2012 zeichnete sich ein deutlicher Verlust ab. Deshalb wurde wegen drohender Zahlungsunfähigkeit bereits im Juni Insolvenz angemeldet", so Rehboldt. Der ehemalige FCM-Präsident übernahm die MDK-Geschäftsführung zum 1. Juli 2012.
Die Gutachten und Berichte seien früher überwiegend von Ärzten auf Band gesprochen und von Schreibdienst-Mitarbeitern in Schriftform gebracht worden. "Heute bearbeiten die Gutachter in der Regel am Laptop selbständig ihre Berichte in Programmen ab, die bundesweit von MDK eingesetzt werden."
Ehemalige Mitarbeiterinnen beklagen dagegen, die MDK-Tochter sei "gezielt plattgemacht worden". Schon die Gründung von MedFlex sei mit dem Ziel verfolgt worden, bestehende Arbeitsverträge, die an tarifliche Regelungen der Krankenkassen gebunden waren, durch - aus Arbeitnehmersicht - schlechtere Verträge zu ersetzen.
"Gezielt plattgemacht"
Etwa ein Drittel der Belegschaft habe den Abschluss von Neuverträgen abgelehnt. Nach Bestätigung der Altverträge durch mehrere Verfahren an Arbeitsgerichten sei schließlich die Insolvenz beantragt worden, um "die Angestellten loszuwerden", schreibt eine Mitarbeiterin an die Volksstimme. Sie beklagt, dass der MDK als Unternehmen des öffentlichen Rechts gültige Tarifverträge unterwandere.
Volker Rehboldt bestätigt, dass die Personalkosten-Reduzierung ein wichtiger Grund für die Gründung von MedFlex gewesen war. "Entsprechende Gespräche mit den Mitarbeitern führten aber zu keiner Lohnkostenreduzierung." Im übrigen sei der MDK Sachsen-Anhalt ein eingetragener Verein und nicht - wie viele MDK der alten Bundesländer - eine Körperschaft des öffentlichen Rechtes. Die Insolvenz sei aus wirtschaftlichen Gründen notwendig gewesen. Der Insol-venzverwalter habe diese Entscheidung bestätigt.
Derzeit werden noch bestehende Schreibaufträge des MDK Sachsen-Anhalt extern von einer Magdeburger Firma abgewickelt. Rehboldt: "Sobald das Insolvenzverfahren abgeschlossen ist, werden diese Aufträge ausgeschrieben." Das Auftragsvolumen bewege sich im niedrigen sechsstelligen Eurobereich.