Währungshüter ziehen die Notbremse Schweizer Nationalbank setzt Mindestkurs des Franken zum Euro fest
Zürich (dpa). Die Währungshüter in Zürich ziehen die Notbremse. Das ist auch eine Folge der Schuldenkrise in der EU: Die Schweizer Währung gilt derzeit als einer der wenigen "sicheren Häfen" für Anleger – mit dramatischen Folgen für die Schweizer Wirtschaft.
Mit einem festen Mindestkurs zum Euro will die Schweizerische Nationalbank (SNB) die heimische Wirtschaft vor den Folgen der Franken-Rekordjagd schützen. Künftig wollen die Währungshüter in Zürich keinen Euro-Kurs unterhalb von 1,20 Franken pro Euro tolerieren. "Die gegenwärtige massive Überbewertung des Schweizer Franken stellt eine akute Bedrohung für die Schweizer Wirtschaft dar und birgt das Risiko einer deflationären Entwicklung", hieß es gestern in einer knappen Mitteilung.
"Die Nationalbank wird den Mindestkurs mit aller Konsequenz durchsetzen und ist bereit, unbeschränkt Devisen zu kaufen", versicherte die SNB weiter. Sollten die Interventionen nicht die gewünschte Wirkung erzielen, sei sie zudem bereit, weitere Maßnahmen zu ergreifen.
An den Finanzmärkten sorgte die Ankündigung für massive Kursbewegungen. Der Kurs des Euro zum Schweizer Franken sprang in einer ersten Reaktion um mehr als acht Rappen bis auf 1,2158 Franken und lag damit über dem von der Notenbank angepeilten Mindestkurs. Zudem fiel der Goldpreis zeitweise massiv zurück.
Ein Mindestkurs von 1,20 Franken zum Euro bedeutet, dass ein Schweizer Franken höchstens 0,833 Euro wert sein darf. Zum Vergleich: Ende 2007 war ein Franken für etwa 0,60 Euro zu haben – in der Spitze kostete er in diesem Jahr dann 0,97 Euro, eine Aufwertung also von mehr als 60 Prozent innerhalb weniger Jahre.
Der starke Franken belastet die Schweizer Exportwirtschaft enorm, weil er deren Waren auf Auslandsmärkten deutlich verteuert. Auch die Einzelhändler im Schweizer Grenzgebiet bekommen die folgen zu spüren: Die gewaltig gestiegene Kaufkraft des Franken hat einen kräftigen Einkaufstourismus ausgelöst, von dem deutsche Händler in grenznahen Orten kräftig profitieren.Meinung