Neue Verteilung ab 2025 Stromkunden in Sachsen-Anhalt profitieren kaum von Netzentgelt-Reform
Eine Reform soll die Netzentgelte für Strom ab 2025 fairer machen, aber nicht alle Kunden merken das am Ende im Portemonnaie. Sachsen-Anhalts Energieminister zeigt sich enttäuscht.
Magdeburg - Sachsen-Anhalt war viele Jahre Vorreiter beim Ausbau der erneuerbaren Energien – und hat das mit hohen Ausbaukosten für die Netze bezahlt. Der Strom aber floss oft in andere Bundesländer. Deshalb trommelte Sachsen-Anhalts Energieminister Armin Willingmann (SPD) für eine gerechtere Verteilung der Netzentgelte. Von der ab 2025 gültigen Reform zeigt er sich nun enttäuscht.
„Wir hatten uns mehr versprochen“, sagte der Minister vor Journalisten. „Die allermeisten Haushalte werden lediglich merken, dass die Netzentgelte nicht steigen.“ Die Senkung betrage bei den Stadtwerken im Land im Durchschnitt 5,9 Prozent bei den Netzentgelten, habe das Ministerium errechnet. Diese machen etwa ein Viertel des Strompreises aus. Der Effekt ist also gering.
Stadtwerke Wernigerode: Netzentgelte sinken um 3,1 Prozent
Beispiel Stadtwerke Wernigerode: Laut Prokurist Jan Schütz gehen die Netzentgelte für Strom hier im Schnitt um 3,1 Prozent zum Vorjahr herunter. Bei einem Verbrauch von 2.500 Kilowattstunden im Jahr betrage die Entlastung gerade einmal vier Euro. Ob sich das auch auf den Endkundenpreis auswirkt, kann Schütz noch nicht sagen: „Wir sind aktuell in der Kalkulation.“ Bei den Städtischen Werken Magdeburg, wo die Netzentgelte um fünf Prozent gesunken sind, bleiben die Stromkosten grundsätzlich stabil.
Andere Bundesländer spüren die im August von der Bundesnetzagentur beschlossene Umverteilung stärker. In Schleswig-Holstein sinken die Netzentgelte vielerorts um 27 Prozent und in Teilen Brandenburgs um 20 Prozent. Dichter besiedelte Bundesländer, die weniger erneuerbare Energien haben, müssen dafür in Zukunft mehr zahlen.
Schütz von den Stadtwerken Wernigerode sieht die Netzentgelt-Reform zwar als „ersten Schritt in die richtige Richtung“. Allerdings weist er darauf hin, dass ein Teil der Netzausbau-Kosten nun aus dem Entgelt in eine Umlage verlagert wird. Diese wird von allen Netznutzern gleichermaßen bezahlt.
Willingmann fordert Steuer-Entlastung
Sachsen-Anhalts Energieminister Willingmann bekräftigte seine Forderung nach niedrigeren Strompreisen: „Wir haben seit 30 Jahren zu hohe Energiekosten, aber jetzt sind sie wettbewerbsgefährdend.“ Die staatlich festgelegten Preisbestandteile müssten reduziert werden.
Zum Beispiel solle die Stromsteuer für alle Kunden – nicht nur energieintensive Unternehmen – auf das europäische Mindestmaß gesenkt werden. Dieses beträgt 0,05 Cent pro Kilowattstunde. Die Stromsteuer in Deutschland liegt bei 2,05 Cent pro Kilowattstunde. Auch die Umsatzsteuer bei Strom soll laut Willingmann dauerhaft sieben statt 19 Prozent betragen.