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Tausende Pflegekräfte fehlen: Sachsen-Anhalt wirbt mit Film für Quereinsteiger in der Pflege

Für die Altenpflegehelferinnen in diesem Werbefilm ist es mehr als nur Arbeit. Sie nennen es sogar Berufung. Zusammen mit der Bundesagentur für Arbeit bemüht sich die Landesregierung Sachsen-Anhalt um Quereinsteiger in der Pflege und hofft auf motivierte Bewerber.

Von Tobias Hofbauer 21.07.2021 16:46 Uhr
In Sachsen-Anhalt benötigen immer mehr Menschen Pflege. Das bietet Quereinsteigern und Interessierten ohne Berufsabschluss die Möglichkeit auf eine Arbeitsstelle. Foto: Britta Pedersen
In Sachsen-Anhalt benötigen immer mehr Menschen Pflege. Das bietet Quereinsteigern und Interessierten ohne Berufsabschluss die Möglichkeit auf eine Arbeitsstelle. Foto: Britta Pedersen dpa-Zentralbild

Magdeburg - Mit einem neuen Programm mit dazugehörigem Slogan will das Sozialministerium Sachsen-Anhalt Menschen ohne Berufsabschluss oder Quereinsteiger für einen Beruf als Pflegehelfer begeistern.

Gelingen soll das mit der Aktion #PerspektivePflege. In einem kurzen Youtube-Clip stellen sich erfolgreich integrierte Mitarbeiterinnen vor und erzählen von ihren Erfahrungen als Altenpflegeassistentinnen.

Ramona geht dieser Arbeit nun seit bereits 15 Jahren nach. Für sie sei das mittlerweile keine Arbeit mehr, sondern ihre Berufung. Das Schlüsselwort für ein erfülltes Berufsleben für sie: Empathie. Auch Sahar könnte glücklicher nicht sein. Sie arbeitet als Praktikantin in der Altenpflegeassistenz und erzählt, dass die Bewohner des Heimes für Sie wie eine Familie geworden seien.

Von der Verkäuferin zur Krankenschwester

Auch für Britta Annecke (52) ist Empathie der wichtigste Faktor bei der Arbeit mit Menschen. Die gelernte Verkäuferin hatte sich mit Anfang 40 dazu entschieden noch einmal von vorne anzufangen und in der Pflege zu arbeiten. "Ich wollte schon immer Krankenschwester werden", sagt sie.

Zunächst arbeitete sie aber für drei Jahre in der Altenpflege, ohne die Chance auf eine Ausbildung. Sie sei immer wieder vertröstet worden, bis sie sich das nicht mehr gefallen ließ. Danach wechselte Krankenschwester ihren Arbeitgeber und arbeitet mittlerweile an der Uni-Klinik Magdeburg auf einer kardiologischen Überwachungsstation, also in der Zwischenpflege.

Für sie sei es schon seltsam gewesen, nach so langer Zeit wieder die Schulbank zu drücken. "Ich habe 1985 meinen Abschluss gemacht und sitze dann mit 16- und 17-jährigen in der Berufsschule". Dass sie das nicht sonderlich beeindruckte, bewies sie 2017, als sie die Ausbildung als Jahrgangsbeste mit Auszeichnung abschloss.

Sie finde das Angebot des Landes gut, ungelernte Pflegehelfer einzustellen und sie bei einer qualifizierten Ausbildung zu unterstützen. Diese würden helfen, die Patienten ausreichend versorgen zu können und die Helfer könnten schonmal in den Beruf reinschnuppern. "Falls der Beruf doch nichts für sie ist, haben sie nicht gleich eine dreijährige Ausbildung hinter sich und orientieren sich dann nochmal neu", erläutert Annecke. Die Arbeit - mit Arbeitszeiten an Feiertagen und Wochenenden - sei auch wirklich nicht für jeden geeignet . "Da muss man schon für brennen", sagt die Krankenschwester. Sie bereue es nur, nicht schon eher den Weg gegangen zu sein.

100.000 Pflegehelfer gesucht

Nach einem Auswahlverfahren per Gutachten werde festgestellt, wer für den Beruf geeignet sei, erklärt Sozialministerin Grimm-Benne. Bundesweit werden dafür etwa 100.000 Pflegeassistenzkräfte in Vollzeit gesucht. So viele seien nötig, um den Bewohnern in den Heimen die benötigte Pflege zukommen zu lassen. Ziel sei es, mehr Personal einzustellen ohne die Bewohner der Heime finanziell zu belasten, sagt Grimm-Benne.

Besonders gefragt seien Assistenzkräfte mit einer Ausbildung von einem oder zwei Jahren. In Sachsen-Anhalt arbeiten rund 22.400 Frauen und Männer als Altenpfleger. 11.000 davon sind Altenpflegehelfer, teilt die Pressestelle Sachsen-Anhalt mit.

Im Schnitt verdient ein unglernter Pflegehelfer in Sachsen-Anhalt 11,50 Euro die Stunde, als ausgelernte Fachkraft sind es 15 Euro. Bis 1. Juli 2022 werden die Mindestlöhne für Pflegehilfskräfte schrittweise erhöht.

Wirtschaft profitiert vom demografischen Wandel

Hintergrund der Aktion sei der demografische Wandel, erklärte Markus Behrens, Geschäftsführer der Bundesagentur-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen. Er sagt weiter: „[...]der Wirtschaftszweig der Pflege in Sachsen-Anhalt wächst wie kaum eine andere Branche."

Die Perspektiven für Quereinsteiger seien daher sehr gut. Vorallem wenn die Beschäftigten immer weiter fortgebildet und mit individueller Beratung und Förderung vom Land und der Bundesagentur unterstützt würden. Wie diese Unterstützung genau aussiehen könnte, ließ er allerdings offen.

Interesse an Quereinstieg in die Pflege ist groß

Auch die Unternehmen sollen mit Fördermöglichketien unterstützt werden, so Grimm-Benne. Besonders, wenn diese neben der Arbeit noch berufsbegleitenden Qualifizierungsangebote wahrnehmen würden.

„Wir verzeichnen in Sachsen-Anhalt viel Interesse an einem beruflichen Quereinstieg in die Pflege“. Deshalb hätten zum Jahreswechsel rund 1000 Freiwillige Interesse an einer Hotline gegen den Pflegenotstand während der Pandemie bekundet. „An diesem Engagement bleiben wir dran“, sagt Grimm-Benne.

Interessierte können auf der Webseite der Landesinitiative Fachkraft im Fokus oder bei der Bundesagentur Beratungstermine buchen. Die Pressestelle des Landes rät zu einer Beratung der Bundesagentur vor einem Antrag auf Weiterbildung.