Geschäftsführer mehrerer in Thüringen und Sachsen-Anhalt aktiver Planungsunternehmen unter Geldwäscheverdacht Wundersamer Geldregen von Schloss Reinhardsbrunn
Erfurt (dapd) l Es geht um den Verdacht der millionenschweren Geldwäsche. Doch die vor drei Jahren gestarteten Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Erfurt gegen einen Unternehmer aus Weimar kommen nicht voran. Nach Russland gesandte Rechtshilfegesuche seien unbeantwortet; außerdem müssten noch zahlreiche Unterlagen ausgewertet werden, sagte Staatsanwalt Hannes Grünseisen.
Die Ermittlungen könnten noch Monate dauern. Im Fokus steht der Geschäftsführer mehrerer in Thüringen und Sachsen-Anhalt aktiver Planungsunternehmen. Sie sind beteiligt unter anderem am Citytunnel Magdeburg, einem Wintersportprojekt im Harzort Schierke sowie dem Ausbau der Universität Ilmenau und der Fachhochschule Nordhausen. Der Mann war auch an der Weimarer Firma BOB Consult GmbH beteiligt. Diese Firma hatte vor etwa acht Jahren das Schloss Reinhardsbrunn bei Friedrichroda in Thüringen gekauft - und wurde samt Schloss weiterveräußert.
Über diesen Deal stolperte das Finanzamt und schaltete die Staatsanwaltschaft ein. Der Grund: BOB Consult hatte die Immobilie für etwa 150000 Euro gekauft; sie war nach Erkenntnissen der Staatsanwälte der einzige nennenswerte Besitz der Firma. Für rund zwölf Millionen Euro wurden Firma und Schloss weiterverkauft - das 80-fache des Kaufpreises. Die Gewinnmarge belief sich auf rund 7900 Prozent. Käufer war eine Firma aus Moskau.
Der Unternehmer aus Weimar weist den Vorwurf der Geldwäsche zurück. Die Staatsanwaltschaft verfüge nicht im Mindesten über Beweise, sondern hege seit mehr als drei Jahren "Vermutungen, die durch Ermittlungsergebnisse nicht ausreichend unterlegt" seien, ließ er die Nachrichtenagentur dapd wissen. Hätte es sich bei den Erwerbern um deutsche Investoren gehandelt, wäre nach seiner Ansicht "von vornherein kein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden". Doch wie das Schloss zwischen Kauf und Verkauf so viel an Wert gewinnen konnte, beantwortete er nicht.
Das Gebäude, um das sich die Verdächtigungen drehen, befindet sich laut Bürgermeister Thomas Klöppel in einem bedrohlichen Zustand. Die Schlossmauer falle bereits ein, beklagte der Ratsherr aus Friedrichroda. Der mehrmalige Appell des Bürgermeisters an die russischen Eigentümer, sich dem Verfall entgegenzustellen, verhallte. Seit etwa einem Viertel Jahr hat Klöppel nichts mehr von den Moskauer Investoren gehört.
Staatsanwalt Grünseisen und seine Kollegen ermitteln weiter. Sollte sich der Verdacht der Geldwäsche bestätigen, könnte es für den Unternehmer ungemütlich werden. Auf Geldwäsche im besonders schweren Fall, wovon die Staatsanwaltschaft hier ausgeht, steht eine Strafe von bis zu fünf Jahren Gefängnis.