Anforderungen an Eigenkapital der Banken wurden in Eurokrise verschärft / Niedrige Zinsen für sichere Geldanlagen Zypern-Krise verunsichert Bankkunden auch in Deutschland
Griechenland-Krise, Zypern-Krise: Immer häufiger werden Anleger im Euro-Raum zur Kasse gebeten. Wie sicher ist mein Geld noch? Das fragen sich mittlerweile auch Sparer hierzulande. Laut einer Umfrage vertrauen 54 Prozent der Bundesbürger nicht der Zusage von Kanzlerin Angela Merkel (CDU), die Spareinlagen in Deutschland seien sicher. Hier Antworten auf einige Fragen:
Was macht die Bank mit meinem Geld?
Banken vergeben Kredite an Verbraucher und Unternehmen, sie investieren in Geschäfte mit Rohstoffen und Wertpapieren - im Auftrag der Kunden, aber auch auf eigene Rechnung. Um Risiken aus Kreditgeschäften abzusichern, müssen die Institute einen bestimmten Anteil an eigenem Kapital vorhalten. Die Anforderungen an das Eigenkapital wurden nach der Finanzkrise 2008 verschärft. So soll vermieden werden, dass wieder die Steuerzahler mit Milliarden-Rettungshilfen einspringen müssen, wenn eine Bank in Schieflage gerät. Die Bestimmungen sollen schrittweise in den nächsten Jahren eingeführt werden.
Was passiert, wenn alle Sparer gleichzeitig ihr Geld abheben wollen?
Stürmen die Kunden die Bankschalter aus Angst um ihre Ersparnisse, kann dies für ein marodes Institut das Aus bedeuten. Entscheidend ist, ob die Bank in einer derartigen Situation noch an Geld kommt. Oft springt der Staat ein, um eine Pleite zu verhindern. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) kann helfen. Sie erlaubt den nationalen Notenbanken, das Finanzsystem mit Notkrediten zu stabilisieren.
Was passiert mit dem Ersparten bei einer Bankenpleite?
Bei der Pleite eines Kreditinstituts sind Bankguthaben hierzulande gesetzlich geschützt. Die Garantie gilt bis zu einer Summe von 100000 Euro pro Kunde und Bank in allen EU-Staaten. Sie deckt das Geld auf Giro-, Tagesgeld- und Festgeldkonten, Sparbüchern und Sparbriefen ab. Zusätzlich haben viele Institute in Deutschland freiwillige Schutzsysteme. So sind beispielsweise bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken die Einlagen in unbegrenzter Höhe gesichert.
Welche weiteren Folgen kann der Zusammenbruch einer Bank haben?
Eine Bank-Pleite kann Auswirkungen auf die gesamte Branche haben. So brachte der Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers 2008 das weltweite Finanzsystem an den Rand des Kollaps. Die Banken liehen sich untereinander kein Geld mehr, der Geldfluss kam zum Erliegen. Die Notenbanken mussten Milliarden in den Finanzsektor und den Wirtschaftskreislauf pumpen.
In Krisenzeiten: Bundesanleihen, Aktien, Sparbuch oder Tagesgeld?
Sparbuch und Tagesgeldkonto werfen derzeit wenig ab, weil die EZB im Kampf gegen die Schuldenkrise die Zinsen auf ein Rekordtief gesenkt hat. Wegen der Einlagensicherung gelten diese Geldanlagen aber als vergleichsweise sicher. Wenig lukrativ sind aus Sicht von Renditejägern auch Bundesanleihen. Deutschland ist für viele Investoren ein sicherer Hafen, eine Pleite der Bundesrepublik gilt als nahezu ausgeschlossen. Für diese Sicherheit müssen Sparer magere Zinsen in Kauf nehmen, die nicht einmal die Inflationsrate ausgleichen. Als vergleichsweise lukrativ gelten Aktien, die Anteilseigner können von Kurssteigerungen und Dividenden profitieren. Der Preis für höhere Renditen sind höhere Risiken: Die Dividende ist nicht grundsätzlich garantiert, die Entwicklung des Aktienkurses nicht vorhersehbar, das Unternehmen kann pleitegehen.
Können Staat und Zentralbank mir mein Erspartes wegnehmen?
In Zypern sollen reiche Anleger für die Sanierung der maroden Banken zur Kasse gebeten werden. Sie könnten etwa 40 Prozent ihrer Geldanlagen verlieren, Einlagen oberhalb von 100000 Euro sollen zur Banken-Sanierung herangezogen werden. Schmerzhafte Erfahrungen machten Anleger auch in der Griechenland-Krise. Wer sein Geld in griechischen Staatsanleihen angelegt hatte, musste zur Rettung des Landes 2012 auf mehr als die Hälfte des Betrages verzichten. Eine weitere Gefahr: Die Inflation frisst das Ersparte auf. Kritiker werfen der EZB vor, durch ihre lockere Geldpolitik die Inflation anzuheizen. Derzeit liegt der Anstieg der Lebenshaltungskosten in Deutschland und im Euro-Raum allerdings unter der von der Notenbank als Preisstabilität definierten Marke von knapp zwei Prozent. (dpa)