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Sachsen-Anhalt Harz lehnt Corona-Schließungen ab

Hochbelastete Landkreise müssen in Sachsen-Anhalt ab Montag Reiseverbote aussprechen. Wintersportgebiete im Harz bleiben aber offen.

Von Jens Schmidt 09.01.2021, 00:01

Magdeburg l Sachsen-Anhalts Landesregierung hat gestern den verschärften Lockdown beschlossen. Die in der Länderrunde mit Kanzlerin Merkel besprochenen Verschärfungen wurden in eine Verordnung gesetzt. „Es gibt keine Ausnahmen und Sonderregelungen“, sagte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) nach Absprache mit Ministern, Landräten und Oberbürgermeistern. Nur in einem konnte sich der Regierungschef nicht durchsetzen. Bei der Sperrung der Wintersportgebiete im Harz.

Dort hatten sich - wie etwa in Schierke - zuletzt Tausende im Schnee getummelt. Das sollte möglichst schon am Wochenende unterbleiben. Haseloff hatte in der Runde mit den Landräte vorgeschlagen, etwa Rodelhänge zu sperren. Landrat Thomas Balcerwoski (CDU) lehnte ab. „Ich habe ihn gefragt, wie er Rodelhang definiert“, sagte der Landrat der Volksstimme. Würde man einen Hang sperren, würden viele auf die mittlerweile kahlen Waldflächen ausweichen. „Das ist nicht umsetzbar.“

Balcerowski sagte: „Wir werden den Harz wegen Corona nicht pauschal dicht machen.“ Sperrungen gebe es bei Baumbruchgefahr oder wenn etwa Parkhäuser überfüllt sein würden. Der Landrat appellierte dennoch an Familien, jetzt nicht in die touristischen Hotspots wie Schierke zu fahren. „Der Harz ist groß genug, man kann auch anderswo Schlitten fahren oder wandern. Allerdings werde ich es Familien nicht verbieten, wenn sie mit ihren Kindern mal an die frische Luft wollen“ Am Wochenende werde man die Lage beobachten. Am Montag will der Landrat mit den Bürgermeistern beraten, ob man die Linie beibehält.

l Die 15-Kilometer-Sperre. In hochbelasteten Landkreisen müssen Einwohner in ihrer Heimatgemeinde plus einem Umkreis von 15 Kilometern Radius verbleiben. Dies gilt ab einer Inzidenz von mehr als 200 Neu-Infizierten je 100 000 Einwohnern in 7 Tagen - und wenn diese Belastung mindestens 5 Tage andauert. Das trifft derzeit zum Beispiel auf den Landkreis Stendal zu. Von der Sperre ausgenommen sind Berufspendler, Arztbesucher oder Menschen, die Angehörige pflegen. Ausschlaggebend für den Bewegungsradius sind die Grenzen der Gemeinde oder Verbandsgemeinde und nicht des Wohnhauses oder der Ortschaft, betonte Haseloff. So können Bewohner kleiner Dörfer weiterhin in die Hauptgemeinde fahren.

Allerdings bleibt eine Unwucht: So dürfen Magdeburger weiter in den Hotspot Stendal reisen, umgekehrt Stendal aber nicht ohne Weiteres nach Magdeburg. Haseloff sagte, es gebe derzeit keine Handhabe, landesweite Reisesperren anzuweisen.

 

l Einer-Regel bei Privatbesuchen: Ein Haushalt darf maximal einen Besucher aus einer anderen Familie empfangen. Eine Ausnahme für Kinder gibt es nicht mehr. Es ist aber möglich, dass umgekehrt Familienmitglieder einen alleinstehenden Verwandten besuchen – wenn etwa Kinder bei der Großmutter betreut werden.

 

l Schulen: Die meisten Schüler lernen ab Montag zu Hause. Nur Schüler der Abschlussklassen haben Präsenz-Unterricht. Für Kita-Kinder, Schüler der Klassen 1 bis 6 sowie für Förderschüler halten die Gemeinden eine Notbetreuung vor: dies wird Eltern „systemrelevanter“ Berufe ermöglicht, wie Polizisten oder Ärzten.

 

l Gastronomie, Geschäfte (außer Lebensmittel), Sportstudios, Kultur bleiben zu. In Betriebskantinen darf grundsätzlich nicht mehr direkt vor Ort gegessen werden.

Viele Probleme gab es bei der Bestellung von Impfterminen: Kein Durchkommen bei 115 116. „Das Ergebnis meiner vierstündigen Bemühungen ist gleich Null“, berichtet Manfred Eibs aus Magdeburg. Bei Gernot Priebs dauerte das Telefonat geschlagene 40 Minuten. Sozialministerin Petra Grimm Benne (SPD) sagte: „Ich bitte um Geduld. Es war klar, dass es anfangs ruckelt.“ Es sei besser, erst ab Montag anzurufen, da dann erste Impfzentren starten. Einige Kreise wollen zudem Ältere direkt anschreiben.

Neues gibt es aus der Uniklinik Magdeburg: Dort beginnen Experten mit der genetischen Analyse des Corona-Virus. So können die aus Großbritannien kommenden und deutlich ansteckenderen Mutanten entdeckt werden.