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Sachsen-Anhalt Stendal verzweifelt an Termin-Software

Der Impftoff ist weiter knapp und es hagelt Kritik. Zudem greift in immer mehr Regionen die 15-km-Regel, im Harz herrscht Verwirrung.

Von Christoph Dierking 13.01.2021, 00:01

Magdeburg l Mit der aktuellen Corona-Verordnung ist am Montag die 15-Kilometer-Regel in Kraft getreten (siehe Infokasten). Unter anderem im Landkreis Anhalt-Bitterfeld und im Salzlandkreis gilt diese Regel ab dem heutigen Mittwoch. Und im Landkreis Stendal gilt sie wegen konstant hoher Infektionszahlen bereits seit Montag.

Ausgerechnet von dort hagelt es von allen Seiten harsche Kritik wegen unzulänglicher Vergabe von Terminen für das Impfzentrum in Stendal. Dezernent Sebastian Stoll hat das Konzept maßgeblich ausgearbeitet: Bisher sind Impfungen in den Pflegeheimen erfolgt, ab dem 18. Januar sollen die über 80-Jährigen im Landkreis die Schutzimpfung erhalten können.

Sämtliche freie Termine sind dem Vergabesystem gemeldet worden, das unter der Nummer 116 117 erreichbar ist, erklärt Stoll. Innerhalb weniger Stunden waren mit der Freischaltung am Montag alle Termine für die ersten drei Wochen vergeben. Länger im Voraus konnten laut System keine Termine mehr gefunden werden. Warum? „Die Frage haben wir an die Verantwortlichen in der Koordinierungsstelle in Magdeburg gestellt“, sagt Stoll. Bislang habe er noch keine Antwort bekommen. „Wir fühlen uns im Stich gelassen.“

Die Auskunft, dass keine weiteren Termine gefunden werden, verängstige und irritiere die über 80-Jährigen. Zumal sie über die Bürgermeister alle per Post mit Informationen zur Anmeldung und über das Prozedere im Impfzentrum bekommen haben, erklärt Stoll.

Ein zweiter Kritikpunkt: Über das Vergabesystem kann nicht sofort der zweite Impftermin mitgebucht werden. Stendals Landrat Patrick Puhlmann (SPD) fordert von den Verantwortlichen in Magdeburg deshalb die schnellstmögliche Anpassung für längerfristige elektronische Buchungen.

Chaos auch im Harz: Dort weichen die vom Kreis-Gesundheitsamt errechneten und die vom Sozialministerium publizierten Inzidenzwerte seit Tagen gravierend voneinander ab. Am Dienstag meldete der Kreis eine Inzidenz von 213, das Land wiederum 140. Landrat Thomas Balcerowski (CDU) müsste eigentlich handeln und den Aktionsradius seiner Einwohner auf 15 Kilometer begrenzen, weil die Zahlen seiner Gesundheitsbehörde fünf Tage in Folge über 200 lagen. Weil allein die offiziellen Zahlen des Landes maßgeblich sind und diese weit unterhalb von 200 liegen, hat Balcerowski formell keinen Handlungszwang. „Ich will jetzt trotzdem mit meinen Fachleuten in Ruhe diskutieren, ob Beschränkungen sinnvoll sind und daher erlassen werden.“ Die Ursache für jene gravierenden Differenzen bleiben derweil unklar.

Grimm-Benne räumte am Dienstag im Kabinett Probleme unter anderem bei der Terminvergabe ein. Die Hotline für Terminbuchungen registriere derzeit eine sehr hohe Zahl von Anrufern. Die Ministerin erklärte, dass die Software für die Vergabe von Impfterminen aktuell nachjustiert werde.

Derweil hat Sachsen-Anhalt am Dienstag erstmals 1200 Impfstoffdosen des Herstellers Moderna erhalten. Diese sollen dem medizinischen Personal in den Unikliniken in Magdeburg und Halle zur Verfügung gestellt werden. Doch nach wie vor gilt: „Aktuell ist der Impfstoff knapp“ – es könne eben nur so viel geimpft werden wie Impfstoff zur Verfügung steht. „Wir bitten um Geduld.“ Auch im Impfzentrum müssten sich die Prozesse zunächst einspielen.

Seit dem 26. Dezember wurde das Land mit 58 500 Dosen des Biontech-Impfstoffes beliefert. Bis einschließlich Montag konnten damit 24 413 Menschen geimpft werden. Damit steht Sachsen-Anhalt nach Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein im bundesweiten Vergleich an dritter Stelle.