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Schulöffnung Wie gut die Schulen vorbereitet sind

Für 10.000 Schüler der Abschlussjahrgänge beginnt am Donnerstag der Unterricht wieder. Wie gut sind Sachsen-Anhalts Schulen vorbereitet?

Von Alexander Walter 23.04.2020, 08:02

Magdeburg l Ein einsamer Schulhof, verwaiste Flure. Wenig deutet am Magdeburger Werner-von-Siemens-Gymnasium am Mittwoch auf den Neustart der Schule hin. Wo sonst bis zu 570 Schüler lernen, kündet nur ein Zettel am alten Backsteingebäude vom bevorstehenden Schritt zurück in Richtung Normalität. „Hier nur Eingang“, steht in roter Farbe auf dem Papier geschrieben. Oben im Sekretariat im ersten Stock herrscht derweil reger Betrieb.

Am Rechner gehen die Lehrer Claudia Schollmann und Jörg Riemann eigens vorbereitete Unterrichtspläne durch. Wird alles, wie geplant, klappen?

Vorbereitet ist das Siemens-Gymnasium jedenfalls, sagt Leiter Frank Skroblien. „Die Hygieneauflagen des Landes werden wir umsetzen“, sagt er. Die 55 Zwölftklässler, die ab heute und bis zur nächsten Woche kommen, werden in Blöcken unterrichtet. „Es findet nur Unterricht in prüfungsrelevanten Fächern statt. Zum Beispiel drei Stunden Physik an einem Tag, drei Stunden Mathe an einem anderen.“

Jeder Schüler soll seine Prüfer während der kommenden Woche dabei wenigstens einmal sehen.

Keine Klasse überschreitet die Maximalgröße von 12. „Sonst würden wir den Mindestabstand nicht einhalten können“, erklärt Skroblien. Schüler werden einzeln ins Gebäude eintreten müssen. An den Eingängen wird Desinfektionsmittel verteilt. Das Gymnasium im Norden der Landeshauptstadt steht mit seinen Maßnahmen nicht allein.

Alle Schulen in Sachsen-Anhalt, die heute für Absolventen öffnen, dürften ähnlich verfahren. Grundlage ist ein Brief vom Bildungsministerium, der nach dem Beschluss der Länder, die Schulen schrittweise wieder zu öffnen, an die Leitungen ging.

Darin ist zu lesen: Die Schulen haben die Vorgaben des Landes zur Eindämmung der Pandemie einzuhalten. Konkret heißt das zum Beispiel: Mindestabstand von 1,5 Metern zwischen den Bänken. Wo das nicht geht, sollen Klassen in Kleingruppen aufgeteilt werden. Schulen sollen zudem Hygienepläne erstellen. Wie genau sie vorgehen, ist aber ihnen überlassen.

Ulf Gahrns, Leiter der Danneil-Sekundarschule im altmärkischen Kalbe/Milde, blickt dem Neustart gelassen entgegen: „Ich bin im 30. Dienstjahr als Leiter“, sagt er. Da könne man auf etwas Erfahrung zurückgreifen. Für die 35 Absolventen seiner 240 Schüler zählenden Einrichtung hat Gahrns einen Wechselplan zwischen Präsenz- und Distanz-Unterricht vorbereitet.

Unterricht gibt es in den Kernfächern Deutsch, Mathe und Englisch. „Dabei wird in Gruppengrößen von maximal acht Schülern unterrichtet.“ Fünf Räume werden dafür genutzt.

„Weil sonst niemand da ist, können wir so sehr gut arbeiten. Kämen aber alle, bräuchte ich bei denselben Standards 31 Räume“, sagt der Lehrer. Dankbar ist der Leiter für die Grundausstattung mit Masken und Desinfektionsmitteln durch das Land. Auf Initiative des Sozialministeriums verteilt die Bundeswehr Sets mit insgesamt 75 000 Masken derzeit an die Schulträger. Gahrns wollte nicht warten. Der Leiter hat sich das Set für seine Schule bereits eigenhändig aus dem Landrats-amt abgeholt.

Auch René Grützmacher, Leiter des Gymnasiums Stadtfeld in Wernigerode, hat 750 Textilmasken bekommen. Den zurückkehrenden Abiturienten will er empfehlen, diese auch im Unterricht zu tragen. Auch im Gymnasium Stadtfeld werden die Abi-Klassen auf Kleingruppen verteilt, sagt der Leiter. Maximal 13 Schüler sollen in einem Raum lernen.

In der Schule gilt zudem ein Einbahn-Wege-System. Räume werden regelmäßig gelüftet. Reinigungskräfte säubern Tische und Klinken nach jedem Block. Ist er froh, dass es wieder losgeht? „Ja“, sagt Grützmacher. Zum einen, weil die Vorbereitung die Abiturprüfungen ermöglicht und Abschlüsse damit vergleichbar macht. Zum anderen kehre für die Schüler ein Stück Normalität zurück. „Sie können Freunde treffen und mit ihren Lehrern sprechen. „Für Probleme finden wir Lösungen.“

Doch die Schulleiter sind nicht wunschlos glücklich. „Wir wüssten gern endlich, wie es für die elften Klassen weitergeht“, sagt Frank Skroblien, Leiter des Siemens-Gymnasiums. Schließlich müssten auch für die Elftklässer extra Pläne erstellt werden. Schnelle Antworten indes wird es kaum geben. Erst Mitte nächster Woche beraten die Länder über weitere Lockerungen.